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FILM<br />
INTERVIEW<br />
WELKET BUNGUÉ:<br />
„Ich habe kein Hasch verkauft“<br />
Burhan Qurbanis modernes<br />
Kino-Update des legendären<br />
Romans „Berlin Alexanderplatz“ von<br />
Alfred Döblin feierte auf der Berlinale<br />
im Februar seine Weltpremiere<br />
und kommt nun am 30. <strong>Juli</strong> endlich<br />
in die Kinos. Wie der Regisseur der<br />
Vorlage treu bleibt, sie aber glaubwürdig<br />
und brandaktuell erzählt, ist<br />
ein beeindruckender, moderner und<br />
toll gespielter Kraftakt, der obendrein<br />
mit Bildern aufwartet, wie sie<br />
im deutschen Kino viel zu selten<br />
sind. Und ganz besonders beeindruckend<br />
ist Hauptdarsteller Welket<br />
Bungué, der den in Berlin ankommenden<br />
Geflüchteten Francis spielt.<br />
Wir haben uns mit dem portugiesischen<br />
Schauspieler, der kürzlich für<br />
den Deutschen Filmpreis nominiert<br />
wurde, unterhalten.<br />
Herr Bungué, Sie sind in Guinea-<br />
Bissau geboren und in Portugal<br />
aufgewachsen. Mit dem Titel<br />
„Berlin Alexanderplatz“ konnten<br />
Sie zunächst vermutlich nichts<br />
anfangen, oder?<br />
Da haben Sie recht. Ich hatte von dem<br />
Roman noch nie gehört, und als ich 2017<br />
eine E-Mail von einer Casting-Agentin<br />
mit dem Betreff „Berlin Alexanderplatz“<br />
bekam, dachte ich zunächst, das sei<br />
Spam. Aber sie hatte mich ein paar<br />
Monate vorher gesehen, als ich mit dem<br />
Film „Joaquim“ zu Gast auf der Berlinale<br />
war. Als mir klar wurde, worum es da ging,<br />
schickte ich natürlich ein Video von mir<br />
ein. Und fünf Monate später war ich in<br />
Berlin, um an der Seite von Jella Haase<br />
und Albrecht Schuch auch persönlich<br />
vorzusprechen.<br />
Eine Inspiration für Regisseur<br />
Burhan Qurbani waren die aus<br />
Afrika stammenden Drogendealer<br />
in der Berliner Hasenheide. Haben<br />
Sie in dem Park für Ihre Rolle<br />
recherchiert?<br />
Ich habe kein Hasch verkauft, wenn<br />
Sie das wissen wollen. (lacht) Aber<br />
natürlich habe ich – mit und ohne<br />
Burhan – viel Zeit an den Orten verbracht,<br />
an denen der Film spielt, nicht nur in der<br />
Hasenheide, sondern auch im Berliner<br />
Nachtleben. Das war für mich wichtig, um<br />
diesem Francis, den ich spiele, wirklich<br />
nahezukommen.<br />
Was zeichnet Qurbani als Regisseur aus?<br />
Burhan ist eigentlich nie aufbrausend,<br />
sondern immer sehr einfühlsam und<br />
konzentriert. Und er ist in seiner Kreativität<br />
unglaublich beharrlich, nimmt jedes<br />
kleinste Detail wahr. Eine Geschichte<br />
auch nur im Ansatz holzschnittartig zu<br />
erzählen, wäre das Letzte, was ihm in<br />
den Sinn käme. Aber was vielleicht das<br />
eigentlich Besondere an ihm ist, ist das<br />
Gefühl von Bruderschaft und Zusammenhalt,<br />
das er in seinem Team erzeugt.<br />
Er respektiert alle als gleichberechtigt<br />
– und jedermanns Stimme wird gehört.<br />
Das habe ich in dieser Form noch nicht<br />
erlebt. Und wahrscheinlich konnte er nur<br />
deswegen einen Film drehen, der so vielschichtig<br />
und feinsinnig von Menschen<br />
erzählt, denen sonst nicht immer und<br />
überall Würde entgegengebracht wird.