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Leo Juli / August 2020

Leo – queeres Stadtmagazin für München

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MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

KIARA NELSON:<br />

Von Karaoke, Justin Bieber und dem Glück,<br />

das richtige Team zu finden.<br />

Lass uns so tun, als wäre alles<br />

normal, beschließt Kiara Nelson<br />

am Anfang unseres Gesprächs.<br />

Dabei hat die Sängerin kein Problem<br />

damit, sich auch den dunklen Seiten des<br />

Lebens zu stellen: „Es ist okay, sich nicht<br />

okay zu fühlen“ ist eines ihrer Mantras.<br />

Ihr strahlender Pop leidet deswegen aber<br />

nicht an Depressionen oder einen Mangel<br />

an Energie, selbst wenn sie über toxische<br />

Freundschaften singt. Was höchstwahrscheinlich<br />

an ihrem abenteuerlichen<br />

Leben liegt, denn geboren wurde sie in<br />

Jacksonville, Florida, doch aufgewachsen<br />

ist sie ausgerechnet in Finnland. „Mein<br />

Vater ist Afroamerikaner und meine Mutter<br />

eben finnisch, deswegen hat sie mich dort<br />

alleinerziehend aufgezogen. Seit meiner<br />

Kindheit bin ich aber immer sehr oft hin<br />

und her geflogen.“ Sie kann beide Länder<br />

auf ihre eigene Art schätzen. „Mit Amerikanern<br />

kommst du so schnell ins Gespräch,<br />

du kannst dich sofort mit jedem verbinden.<br />

In Finnland lernst du nicht einmal Leute<br />

kennen, wenn du mit ihnen zusammen im<br />

Fahrstuhl stecken bleibst! Aber zu Hause<br />

fühle ich mich trotzdem in Helsinki.“ Auch<br />

wenn sie sich gerade oft in Berlin und in<br />

Manchester rumtreibt, was etwas mit<br />

ihrem Team zu tun hat – doch dazu später<br />

mehr. „Mal sehen, wo ich in ein paar Jahren<br />

lebe“, stellt sie zurzeit einfach fest.<br />

Und wie könnte es anders sein: Gesungen<br />

hat sie eigentlich schon immer, „sogar<br />

schon, bevor ich gesprochen habe“, lacht<br />

sie. Aber richtig bewusst wurde es ihr<br />

erst, als sie mit fünf zu Weihnachten<br />

eine Karaokemaschine geschenkt bekam<br />

und Britney für sich entdeckte, ihr erstes<br />

Vorbild. „Ich hatte dann nie mehr einen<br />

anderen Wunsch als zu singen. Ich habe<br />

mich nie um die Schule gekümmert.“ Dort<br />

begann sie stattdessen aufzutreten, und<br />

ebenso vor Rentnern,<br />

einfach weil sie die<br />

Bühne suchte. Und<br />

dann erfuhr ein<br />

Freund von ihr, dass<br />

für einen Justin-<br />

Bieber-Auftritt in<br />

Finnland noch eine<br />

Sängerin gesucht<br />

wurde. „Wir nahmen<br />

ein Video auf und<br />

…“ tja, kurze Zeit<br />

später stand sie dann<br />

wahrhaftig auf der<br />

gleichen Bühne. Und das, obwohl sie noch<br />

hart an ihrem Lampenfieber zu knabbern<br />

hatte. Mittlerweile hat sie die Sache aber<br />

halbwegs im Griff: „Ich werde immer noch<br />

nervös und vielleicht wird es nie ganz<br />

verschwinden. Aber es wird besser, viel<br />

besser – und auf der Bühne ist es weg.<br />

Nur der Moment auf dem Weg dahin … Mir<br />

hilft Meditation. Spaziergänge. Einfach<br />

beschäftigt bleiben.“<br />

Das sollte kein Problem sein, denn<br />

mittlerweile ist sie bei einem Major-Label<br />

angekommen. „Mein Team, mit denen ich<br />

die Songs schreibe, und ich, wir haben ihnen<br />

die Sachen mal geschickt. Und die waren<br />

interessiert und riefen sofort an. Ich denke,<br />

die Lieder kamen einfach beim richtigen<br />

Menschen an und er ist jetzt mein A&R.“<br />

Ihr Team ist übrigens das deutsch-britische<br />

DJ- und Produktionsduo M-22. „Ich habe<br />

sie in Berlin bei einem<br />

Writing Camp getroffen<br />

und wir sind direkt ins<br />

Studio. Der erste Song<br />

kam praktisch sofort und<br />

es war der beste, den<br />

ich bis dahin je gemacht<br />

habe. Ich wusste, dass ich<br />

mit ihnen arbeiten wollte.<br />

We just clicked!“<br />

Mittlerweile haben die<br />

drei zusammen so viele<br />

Songs entwickelt, dass sie<br />

glattweg zwei Alben herausbringen<br />

könnten, „aber wir wollen gerade<br />

nur Singles veröffentlichen. Wir wollen uns<br />

auf jeden Song einzeln konzentrieren!“ Und<br />

diese strotzen nur so vor Emotionen und<br />

Empowerment, ihr Pop ist sweet, aber nicht<br />

naiv. „Ich will, dass die Leute glücklich sind,<br />

dass sie tanzen!“ Alles also wirklich ganz<br />

normal. *fis

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