Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Meinung<br />
3<br />
Konjunkturstütze in<br />
schwierigen Zeiten<br />
Mario Kappler, Vizepräsident DAV, Leiter der Arbeitsgruppe<br />
„Wirtschaft und Recht“ beim Deutschen Asphaltverband<br />
Foto: DAV/hin<br />
Es hat etwas länger gedauert als bei anderen Wirtschaftszweigen, aber nun hat die Corona-<br />
Pandemie auch die Bauwirtschaft erreicht. Das verdeutlichen die von den beiden Bauverbänden<br />
veröffentlichten Monatszahlen. So sei der nominale Auftragseingang Ende Juli gegenüber dem<br />
entsprechenden Vorjahresmonat zweistellig um 10,6 % zurückgegangen. Für den Wirtschaftshochbau<br />
(-35 %) war schon ein dramatischer Rückgang prognostiziert worden. Nun trifft die Corona-Krise<br />
auch mit Wucht den Straßenbau. Ein Minus von über 5 % diagnostizieren der Hauptverband<br />
der Deutschen Bauindustrie und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe für den Mai.<br />
In einer solchen Situation ist die öffentliche Hand besonders gefordert. Denn die Bauwirtschaft ist<br />
nach wie vor der wichtigste Motor für die deutsche Konjunktur. Hat man aber zu Beginn der Krise<br />
das gesunkene Verkehrsaufkommen sogar noch als Chance für den Straßenbau erkannt, um nun<br />
schnell wichtige Projekte an neuralgischen Punkten abzuarbeiten, stoppen die Auftragseingänge<br />
mittlerweile. Oder anders formuliert: Derzeit lebt der Straßenbau von<br />
einem ansehnlichen Auftragspolster, das aber zusehens immer mehr<br />
dahinschmilzt. Es häufen sich die Meldungen der Baubetriebe und<br />
Asphalthersteller über Aussetzen von geplanten Ausschreibungen<br />
bzw. Aufhebungen von Ausschreibungen und Auftragsmangel. Die<br />
öffentliche Hand hält sich – trotz ausreichender Mittel – mit Aufträgen<br />
sehr zurück.<br />
Die Bauwirtschaft ist nach<br />
wie vor der wichtigste Motor<br />
für die deutsche Konjunktur.<br />
Folgerichtig wurde in dem Konjunkturpaket, mit dem die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie<br />
abgefedert werden sollten, zugesagt, dass in allen Bereichen geprüft werde, inwieweit geplante<br />
Aufträge und Investitionen jetzt vorgezogen werden können. Das muss auch vor allem für den<br />
Straßenbau gelten und nun endlich geschehen.<br />
Allerdings liegt die Ursache für den Auftragseinbruch im Straßenbau sicherlich nicht nur in der<br />
Pandemie begründet. Auch der Umstellungsprozess auf die Autobahn GmbH des Bundes trägt<br />
dazu bei. Das hat für unsere Branche fatale Folgen. Denn mit dem Investitionshochlauf der letzten<br />
zwei Jahre haben unsere Unternehmen ihre personellen und maschinentechnischen Kapazitäten<br />
erhöht und müssen nun mit ansehen, wie entsprechende Ausschreibungen der öffentlichen Hand<br />
nur tröpfchenweise auf den Markt kommen. Deshalb ist es außerdem dringend erforderlich, dass<br />
die Umstellung auf die Autobahn GmbH zügig und reibungslos vorangeht. Denn auch bei der<br />
Umstellung auf die Autobahn GmbH darf die Pandemie nicht Ausrede für mangelnde Ausschreibungen<br />
sein. Und neben dem Bundesfernstraßennetz braucht jetzt auch der kommunale Straßenbau<br />
finanzielle Unterstützung. Die Anpassungen im Grundgesetz müssen nach der Sommerpause<br />
zügig beschlossen werden, damit das aufgelegte Konjunkturprogramm für die Kommunen auch<br />
wirksam werden kann.<br />
Das wünscht sich zumindest Ihr<br />
Mario Kappler<br />
5|<strong>20</strong><strong>20</strong>