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asphalt 05/20

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6 Aktuell<br />

Bast-Forschung<br />

Temperierte Brücken<br />

Zur Verringerung des Vereisungsrisikos auf Brücken kommt eine umweltfreundliche<br />

Temperierung der Fahrbahn durch die Nutzung von Geothermie<br />

in Betracht. Beim Ersatzneubau der Kanalbrücke Berkenthin über den<br />

Elbe-Lübeck-Kanal wurde diese neuartige Technologie erstmals in Deutschland<br />

realisiert. Planung, Umsetzung und Betrieb wurden im Rahmen eines<br />

Pilotprojekts von der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) begleitet. Die<br />

bei dem Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse bilden eine richtungsweisende<br />

Grundlage für die Temperierung von Fahrbahnen im Straßenwesen.<br />

Fahrbahnoberflächen von Brücken können<br />

zu vorzeitiger Vereisung neigen, wenn sie<br />

an ungünstigen Standorten wie beispielsweise<br />

in der Nähe von Gewässern liegen. Als Gegenmaßnahme<br />

bieten sich bislang ein intensivierter<br />

Winterdienst oder Taumittelsprühanlagen<br />

an, die jedoch als ökologisch bedenklich gelten.<br />

Alternativ kommt eine Temperierung der<br />

Fahrbahn durch die Nutzung von Geothermie<br />

in Betracht. Die Bast begleitete den Ersatzneubau<br />

der Kanalbrücke Berkenthin, die über eine<br />

solche integrierte Temperierung verfügt. Ziel<br />

war es, bei der Planung, der Umsetzung und im<br />

Betrieb Erfahrungen zu sammeln sowie den<br />

Zur Vermeidung glättebedingter Unfälle wurde für<br />

die Kanalbrücke Berkenthin ein neues Konzept der<br />

geothermischen Temperierung der Fahrbahn mittels<br />

Heizregister entwickelt. (Quelle: Bast)<br />

Nutzen der Maßnahme zu dokumentieren. Auf<br />

dieser Grundlage sollten abschließend Empfehlungen<br />

für weitere derartige Bauvorhaben<br />

ausgesprochen werden.<br />

Untersuchungsmethode<br />

Die Kanalbrücke Berkenthin liegt in einer Senke<br />

und überquert den Elbe-Lübeck-Kanal, weshalb<br />

dort oftmals hohe relative Luftfeuchten<br />

vorherrschen. Vor allem im Frühjahr und im<br />

Herbst führt dies verstärkt zu Nebel- und Taubildung.<br />

Folge ist ein zu erwartendes hohes<br />

Vereisungsrisiko. Zur Vermeidung glättebedingter<br />

Unfälle wurde für diese Brücke ein<br />

neues Konzept der geothermischen Temperierung<br />

der Fahrbahn mittels Heizregister entwickelt.<br />

Durch Wärmezufuhr in den Brückenbelag<br />

soll die vorzeitige Glättebildung auf der Fahrbahn<br />

verhindert werden. Darüber hinaus kann<br />

der Brückenbelag im Sommer durch Wärmeabführung<br />

gekühlt werden, um einer Spurrinnenbildung<br />

entgegenzuwirken.<br />

Damit sich die Beheizung der Brücke dauerhaft<br />

wirtschaftlich und umweltfreundlich<br />

betreiben lässt, wurde auf die Nutzung von<br />

gleichmäßig temperiertem Wasser aus dem<br />

Untergrund gesetzt. Bereits vor Beginn des<br />

Ersatzneubaus fand eine Erfassung des Temperaturverhaltens<br />

des Brückenbelages auf der<br />

alten Brücke statt. Der Einbau der Temperierungsanlage<br />

auf der neuen Brücke wurde<br />

dokumentiert. Im Fokus standen dabei die<br />

Rohrregister, das Regelungssystem sowie das<br />

Temperaturverhalten des Brückenbelags.<br />

Ergebnisse<br />

Entwickelt werden konnten grundsätzliche<br />

Anforderungen an Systeme zur Temperaturerhöhung<br />

in Brückenbelägen, die sich zum Teil<br />

auch auf die Beheizung von Fahrbahnen auf<br />

der freien Strecke übertragen lassen. Die<br />

geringe Dicke des Brückenbelages, die Besonderheiten<br />

der Unterlage und die Anfälligkeit<br />

gegenüber schnellen Temperaturwechseln<br />

können die Übertragbarkeit allerdings einschränken.<br />

Bei einer oberflächennahen Anordnung<br />

der Rohrregister hat die Brückenkonstruktion<br />

selbst keinen entscheidenden Einfluss<br />

auf die Wirksamkeit der Brückenheizung. Insbesondere<br />

für die Aufheizzeit spielen unterschiedliche<br />

Materialeigenschaften und Brückentypen<br />

oder eine eventuelle Wärmeisolierung<br />

an der Unterseite eine untergeordnete<br />

Rolle. Das Abkühlverhalten des Belages korreliert<br />

mit der Masse des Brückenbelages und der<br />

Fahrbahnplatte, die als Wärmepuffer zur Verfügung<br />

steht.<br />

Da Stahlbrücken wegen der geringen Masse<br />

der orthotropen Fahrbahnplatte anfälliger für<br />

frühe Vereisung als Verbund- oder Betonbrücken<br />

sind, kann hier der Einsatz von Temperierungsanlagen<br />

besonders sinnvoll sein. Für die<br />

Temperierung der Fahrbahnplatte ist die Art<br />

der Energiequelle unerheblich, sofern jederzeit<br />

ausreichend Energie zur Verfügung steht. Varianten,<br />

die auf der Nutzung von Geothermie<br />

basieren, gelten aber als besonders umweltfreundlich<br />

und bei geeigneten Rahmenbedingungen<br />

auch als wirtschaftlich.<br />

Temperierungsanlagen eignen sich vorrangig<br />

für den Einsatz bei neuen Brücken, bei<br />

denen die notwendigen Versorgungseinrichtungen<br />

schon bei der Planung berücksichtigt<br />

werden können. Für einen wirtschaftlichen<br />

Einsatz sollte die Temperierungsanlage nicht<br />

im Dauerbetrieb betrieben, sondern mittels<br />

eines für den jeweiligen Anwendungsfall optimierten<br />

Mess-, Steuerungs- und Regelungssystems<br />

bedarfsgerecht gesteuert werden.<br />

Folgerungen<br />

Die durch die Untersuchung gewonnenen<br />

Erkenntnisse bilden eine richtungsweisende<br />

Grundlage für die Temperierung von Fahrbahnen<br />

im Straßenwesen. Bei möglichen Folgeprojekten,<br />

speziell im Brückenbau, werden sich die<br />

abgeleiteten bautechnischen Empfehlungen<br />

als hilfreich erweisen. <br />

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