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„Sie sagten:<br />
‚Ich schaffe das!‘<br />
Heute sind sie<br />
Vorbilder.“<br />
Surfer Shama vor der Welle<br />
Als Bakersteez nach seinem Auftritt in<br />
Sendai, dem kleinsten Ort der Japan-<br />
Tour, von der Bühne kam. Das Konzert<br />
war in einem rammelvollen Underground-Club<br />
in einer finsteren Nebenstraße.<br />
Es war sein bester Auftritt, und<br />
nach dem letzten Song sangen die Zuschauer<br />
seine Lieder weiter. Da wurde<br />
mir bewusst, was für einen verrückten<br />
Weg wir hinter uns hatten. Nur drei Monate<br />
vorher hatten wir noch in Kingston<br />
gedreht, und die internationale Karriere<br />
war noch ein Traum.<br />
OUT<strong>DE</strong>H – THE YOUTH OF JAMAICA,<br />
MARIAMI KURTISHVILI, DONALD <strong>DE</strong> LA HAYE<br />
Das „Outdeh“-Kernteam posiert gemeinsam fürs Gruppenfoto (von links): Wellenreiter Elishama Beckford,<br />
genannt Shama, Skater Romar Rose, Regisseur Louis Josek und Daniel Simpson aka Bakersteez.<br />
was ich mir da antun würde. Als wir endlich<br />
das Geld zusammenhatten, riefen<br />
wir noch: „Juhu, ab nach Jamaika! Wir<br />
machen einen Film!“ Die erste Woche<br />
war dann schrecklich. Es gab Probleme<br />
beim Dreh, plötzlich werden dir die kulturellen<br />
Unterschiede vor Augen geführt,<br />
und die drei Jungs waren nicht mehr nur<br />
meine Freunde, sondern sozusagen Arbeitskollegen.<br />
Da habe ich gemerkt, dass<br />
ich zu nah an ihnen dran war – wir hatten<br />
ein sehr nahes, persönliches Verhältnis,<br />
und plötzlich musste ich die Richtung<br />
vorgeben. Auch sonst musste ich mich<br />
an meine Rolle gewöhnen: Wir haben in<br />
Kingston in sehr gefährlichen Vierteln<br />
gedreht. Da habe ich schlagartig die Verantwortung<br />
für die ganze Crew gespürt.<br />
Im Film folgst du Surfer Shama nach<br />
Hawaii und Rapper Bakersteez auf<br />
eine Tour nach Japan. Welcher Moment<br />
ist dir besonders in Erinnerung<br />
geblieben?<br />
Wie hat sich das angefühlt?<br />
Sehr aufregend. Dieser Moment hat für<br />
mich die Schönheit des dokumentarischen<br />
Filmens auf den Punkt gebracht:<br />
Du startest mit einer Idee und einem Gefühl<br />
für eine Geschichte. Während du<br />
deine Figuren begleitest, zweifelst du<br />
natürlich immer wieder an dir, aber du<br />
kommst auch an Orte, von denen du vorher<br />
nicht einmal geträumt hattest. Das<br />
ist meine wichtigste Erkenntnis aus dem<br />
Projekt: Du musst an die eigenen Ideen<br />
glauben und den Mut haben, der Story<br />
ihre natürliche Entwicklung zu lassen.<br />
Und wie merkt man, dass die Geschichte<br />
zu Ende ist?<br />
Bei mir stellte sich das Gefühl zwei Tage<br />
vor unserem geplanten Rückflug ein. An<br />
diesem Tag ging es um drei Uhr morgens<br />
los. In der Stadt gibt es ein großes beleuchtetes<br />
rotes Kreuz – das wollten wir<br />
im Bild haben. Wir baten Shama, von<br />
links nach rechts durchs Bild zu skaten,<br />
und drückten auf Aufnahme. Genau in<br />
dem Moment, als Shama rechts aus dem<br />
Bild fuhr, ging die Beleuchtung aus. Eine<br />
halbe Stunde später fing es zu regnen an.<br />
Das passiert sonst nie in Jamaika. Am<br />
nächsten Tag regnete es auch. Da habe<br />
ich gespürte, dass ich fertig war. Die Insel<br />
hatte gesagt: „So, passt – Licht aus,<br />
das war’s, ab nach Hause!“<br />
„Outdeh“ online sehen: redbull.com/outdeh<br />
THE RED BULLETIN 69