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The Red Bulletin September 2020 (DE)

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„Sie sagten:<br />

‚Ich schaffe das!‘<br />

Heute sind sie<br />

Vorbilder.“<br />

Surfer Shama vor der Welle<br />

Als Bakersteez nach seinem Auftritt in<br />

Sendai, dem kleinsten Ort der Japan-<br />

Tour, von der Bühne kam. Das Konzert<br />

war in einem rammelvollen Underground-Club<br />

in einer finsteren Nebenstraße.<br />

Es war sein bester Auftritt, und<br />

nach dem letzten Song sangen die Zuschauer<br />

seine Lieder weiter. Da wurde<br />

mir bewusst, was für einen verrückten<br />

Weg wir hinter uns hatten. Nur drei Monate<br />

vorher hatten wir noch in Kingston<br />

gedreht, und die internationale Karriere<br />

war noch ein Traum.<br />

OUT<strong>DE</strong>H – THE YOUTH OF JAMAICA,<br />

MARIAMI KURTISHVILI, DONALD <strong>DE</strong> LA HAYE<br />

Das „Outdeh“-Kernteam posiert gemeinsam fürs Gruppenfoto (von links): Wellenreiter Elishama Beckford,<br />

genannt Shama, Skater Romar Rose, Regisseur Louis Josek und Daniel Simpson aka Bakersteez.<br />

was ich mir da antun würde. Als wir endlich<br />

das Geld zusammenhatten, riefen<br />

wir noch: „Juhu, ab nach Jamaika! Wir<br />

machen einen Film!“ Die erste Woche<br />

war dann schrecklich. Es gab Probleme<br />

beim Dreh, plötzlich werden dir die kulturellen<br />

Unterschiede vor Augen geführt,<br />

und die drei Jungs waren nicht mehr nur<br />

meine Freunde, sondern sozusagen Arbeitskollegen.<br />

Da habe ich gemerkt, dass<br />

ich zu nah an ihnen dran war – wir hatten<br />

ein sehr nahes, persönliches Verhältnis,<br />

und plötzlich musste ich die Richtung<br />

vorgeben. Auch sonst musste ich mich<br />

an meine Rolle gewöhnen: Wir haben in<br />

Kingston in sehr gefährlichen Vierteln<br />

gedreht. Da habe ich schlagartig die Verantwortung<br />

für die ganze Crew gespürt.<br />

Im Film folgst du Surfer Shama nach<br />

Hawaii und Rapper Bakersteez auf<br />

eine Tour nach Japan. Welcher Moment<br />

ist dir besonders in Erinnerung<br />

geblieben?<br />

Wie hat sich das angefühlt?<br />

Sehr aufregend. Dieser Moment hat für<br />

mich die Schönheit des dokumentarischen<br />

Filmens auf den Punkt gebracht:<br />

Du startest mit einer Idee und einem Gefühl<br />

für eine Geschichte. Während du<br />

deine Figuren begleitest, zweifelst du<br />

natürlich immer wieder an dir, aber du<br />

kommst auch an Orte, von denen du vorher<br />

nicht einmal geträumt hattest. Das<br />

ist meine wichtigste Erkenntnis aus dem<br />

Projekt: Du musst an die eigenen Ideen<br />

glauben und den Mut haben, der Story<br />

ihre natürliche Entwicklung zu lassen.<br />

Und wie merkt man, dass die Geschichte<br />

zu Ende ist?<br />

Bei mir stellte sich das Gefühl zwei Tage<br />

vor unserem geplanten Rückflug ein. An<br />

diesem Tag ging es um drei Uhr morgens<br />

los. In der Stadt gibt es ein großes beleuchtetes<br />

rotes Kreuz – das wollten wir<br />

im Bild haben. Wir baten Shama, von<br />

links nach rechts durchs Bild zu skaten,<br />

und drückten auf Aufnahme. Genau in<br />

dem Moment, als Shama rechts aus dem<br />

Bild fuhr, ging die Beleuchtung aus. Eine<br />

halbe Stunde später fing es zu regnen an.<br />

Das passiert sonst nie in Jamaika. Am<br />

nächsten Tag regnete es auch. Da habe<br />

ich gespürte, dass ich fertig war. Die Insel<br />

hatte gesagt: „So, passt – Licht aus,<br />

das war’s, ab nach Hause!“<br />

„Outdeh“ online sehen: redbull.com/outdeh<br />

THE RED BULLETIN 69

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