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meint Helmut Marko. „Jochen hat mehr Freiheiten gehabt<br />
als andere. Und er war, als Erbe einer Gewürzmühle<br />
in Mainz, finanziell recht gut gestellt.“<br />
Das Einzige, was unter diesen Rahmen bedingungen<br />
litt, war der schulische Erfolg. Als im Verlauf der siebten<br />
Klasse Gymnasium – Rindt und Marko waren inzwischen<br />
Klassen kameraden – ein Zeugnis zum Desaster zu werden<br />
drohte, boten die zwei ihren Lehrern einen Deal an:<br />
Gegen ein positives Zeugnis würden diese sich nie wieder<br />
mit ihnen herumärgern müssen.<br />
Gymnasium der letzten Hoffnung<br />
Es war nämlich so: Ein Freund hatte ihnen erzählt, dass<br />
es im Salzkammergut ein Internat gebe, das für junge<br />
Herren, die der Schule nicht den nötigen Ernst entgegenbrachten,<br />
ein wahres Paradies sei. Eine private Einrichtung,<br />
die den Ruf des „Gymnasiums der letzten Hoffnung“<br />
hatte. Hier würden sie ohne übermäßige Anstrengung<br />
die Matura, das österreichische Abitur, machen und<br />
nebenbei eine Menge Spaß haben. Ein paar prominente<br />
Namen aus der Liste der Schüler: Tausendsassa André<br />
Heller, der Industrielle Thomas Prinzhorn und die<br />
Rennfahrer Niki Lauda und Harald Ertl.<br />
So kamen Jochen Rindt und Helmut Marko nach Bad<br />
Aussee. Und wie kamen sie zu dem Auto, an dem sich<br />
ihre Leidenschaft zum Rennfahren entzündete? Marko:<br />
„Wir waren am Krippenstein Ski fahren. Und weil wir<br />
damals alles extrem machten, hat sich der Jochen den<br />
Oberschenkel gebrochen. Das Problem war, dass Internat<br />
und Schule eine halbe Stunde Fußweg auseinander<br />
lagen, das war mit einem Komplettgips natürlich nicht<br />
zu machen. Daraufhin hat Jochens Großvater einen VW<br />
Käfer mit Chauffeur organisiert. Der hätte Jochen jeden<br />
Tag in die Schule bringen sollen. Das hat er auch zwei,<br />
drei Tage gemacht. Bis wir dem Großvater gesagt haben:<br />
Wir brauchen den Fahrer nicht, wir haben eh einen Mitschüler<br />
mit Führerschein, dadurch sparen wir Kosten.“<br />
Lachend fügt der spätere Le-Mans-Sieger hinzu: „Wahrscheinlich<br />
hat auch irgendeiner einen Führerschein<br />
gehabt. Aber die, die gefahren sind, hatten jedenfalls<br />
keinen.“<br />
Während Rennfahrer von morgen heute ihre Sinne<br />
im Kindesalter gefahrlos im Gokart schärfen, entwickelten<br />
Rindt und Marko die Fähigkeit zur Fahrzeugbeherrschung<br />
als Teenies in freier Wildbahn, auf öffentlichen<br />
Straßen rund um Bad Aussee, zum Beispiel auf den<br />
zehn Kilometern über den<br />
Koppenpass nach Obertraun.<br />
„Das Auto ist immer<br />
am Limit bewegt worden“,<br />
erinnert sich der Doktor.<br />
Wobei man sich der Sache<br />
auf spielerische Weise näherte.<br />
Sie saßen zu viert<br />
im Auto; einer fuhr, die<br />
drei anderen bildeten die<br />
„JOCHENS<br />
GROSSVATER HAT<br />
EINEN VW KÄFER<br />
MIT CHAUFFEUR<br />
ORGANISIERT.“<br />
RECHT<br />
FREUNDLICH<br />
Helmut Marko auf<br />
den Spuren seiner<br />
Freundschaft mit<br />
Jochen Rindt auf<br />
dem Koppenpass<br />
THE RED BULLETIN 73