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Silber hat die Menschen von jeher fasziniert und inspiriert: seine Farbe, sein Klang, sein Glanz. Ohne Silber müssten wir den Mond grau nennen. Silber kann in der Natur in Verbindung mit anderen Stoffen vorkommen oder gediegen, also rein, unvermischt. Im übertragenen Sinn heisst gediegen soviel wie lauter, rein, echt, gehaltvoll, vortrefflich, gründlich. In dieser Form war der Begriff schon in der Goethezeit geläufig. Als Emil Meister sein Unternehmen 1881 gründete, war diese übertragene Bedeutung also schon lange im Gebrauch. Möglich aber, dass sie um diese Zeit, mit dem Aufkommen industrieller Massenproduktion, an Bedeutung gewann, um von dieser das solide, traditionelle Handwerk abzugrenzen – so wie es bei Meister Silber durch die Zeitläufe gepflegt wurde. Diese Zeitläufe kann man sehen im neuen Geschäft an der Augustinergasse. Mit seinen geradlinigen Vitrinen und Wandnischen hat es etwas von einem Museum, in dem eine Vielfalt der Stile zu bewundern ist: Silberbesteck von Art Nouveau bis Jean Nouvel, Leuchter in Kristall oder Silber, von geometrisch bis barock, schlichte oder üppige Schalen, Formen von streng bis verspielt. Allen Stücken gemeinsam ist: O hne Silber in Verbindung mit anderen Stoffen vorkommen oder gediegen, also rein, unvermischt. sie sind mit höchster handwerklicher Perfektion gearbeitet. Gediegen. müssten wir den Mond grau nennen. Silber kann in der Natur Ein ganzer Strauss Spazierstöcke steht da, mit silbernen Knäufen, einige schlicht, andere in Gestalt von Tierköpfen. Ich warte gespannt, ob ein moderner Beau Brummell den Laden betreten wird, ein leicht exzentrischer Flaneur. Stattdessen kommt ein junges Paar, auf der Suche nach einem Taufgeschenk. Eine ältere Dame im Pelzmantel lässt sich einige kleine Silberfiguren zeigen. Ob sie Joachim Ringelnatz’ Gedicht «Schenken» kennen? «Schenke groß oder klein, aber immer gediegen …» In Norddeutschland bedeutet gediegen auch «eigenartig» oder «merkwürdig», und das passt hier ebenfalls: Natürlich kann man es eigenartig finden, wenn Menschen bereit sind, relativ viel Geld für relativ wenig praktischen Mehrwert auszugeben. Schliesslich bekäme man Teller, Besteck und Vasen auch deutlich günstiger. Natürlich kämen wir alle auch zurecht ohne Kristallvasen oder silberne Bilderrahmen und Kleinskulpturen, so wie wir auch ohne Kaschmirschals, schöne Kleider und feines Essen auskämen. Das Leben wäre nur ein bisschen grauer. Und das ist ja gerade der Zauber dieser Dinge: Alles kann, nichts muss. Wer hierher kommt, dem geht es darum, die Sinne zu erfreuen, die eigenen und vielleicht die eines lieben Menschen, dem man ein besonderes Geschenk macht: mit dem Funkeln des Kristalls, dem sanften Glanz des Silbers, seiner kühlen Glätte. Man feiert den Luxus, sich mit schönen Dingen zu umgeben. Eigenartig? Vielleicht. «Eigenartig» meinte ja früher einmal nicht seltsam, sondern: von ganz eigener Art. So wie Meister Silber. Weitere Informationen auf meistersilber.ch 3 7