Unser Rietberg Ausgabe 20 vom 13. Januar 2021

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14 Lokales Kolpingverband: Sorge um Mitgliederfortbestand Bezirksverband kann keine Termine festlegen - Ehrungsurkunden per Post Rietberg (pb). Die lange Pause macht Vereinen zunehmend zu schaffen. Und das natürlich auf allen Ebenen. Kameradschaft und Zusammenhalt sind ebenso wie Party und Feiern zum Erliegen gekommen, Mitglieder sehen sich monatelang nicht, liebgewordene Traditionsveranstaltungen mussten im vergangenen Jahr ausfallen, Generalversammlungen hinken hinterher, auch amtsmüde Vorstandsmitglieder halten noch zur Stange. Es trifft letztlich alle, ob Vorstand oder ganz normales Mitglied, ob mitgliederstarker Sportverein oder kleine Sozialverbandsgemeinschaft. Vorstandssitzungen per Videoschalte oder Telefonkonferenz sind ein Ersatz, mehr nicht. Was auf Ortsebene in den einzelnen Gemeinschaften vorherrscht, das gilt auch für die Dachverbände und deren Verantwortliche. „Nichts genaues weiß man nicht“, das ist die derzeitige Realität und so warten Mitglieder auf verlässliche Jahresterminkalender, die doch keiner wirklich aufstellen kann. Nicht nur, aber auch das bereitet Vorständen zunehmend Sorgen. Im Gespräch mit dem Bezirksvorsitzenden der Kolpingsfamilien im Bezirk Wiedenbrück, Christian Schlingschröder, wird das be- Corona ist mehr als Symptome, Fallzahlen, Erkrankungen und Tod. Das alles ist schlimm, schlimmer sicher als die Frage nach dem Fortbestand von Vereinen. Und doch, man muss die Betrachtungsebene verändern. Und kein großer Pessimist sein, um festzustellen: Es wird nichts mehr genau wie es war. Auch Kommentar der Redaktion Es wird anders sein..... nicht in den Vereinen, denn tatsächlich wird die Pandemie in viele Kassen Löcher reißen, wird Sponsoren nicht mehr ermöglichen, Vereine zu fördern, die wiederum dennoch besser keine Beitragserhöhungen anpeilen sollten. Der Blick hinter die Kulissen der Zukunft tut für jeden Verein schon jetzt Not... P. Blöß sonders deutlich. Wer auf die Homepage dieses Dachverbandes schaut, sieht, welche Problemlage es auch schon ohne Corona gibt, sie aber wird verschärft durch die aktuelle, auch schon Monate andauernde Situation. Gleich mehrere Vorstandsposten sind nicht besetzt, Seniorenarbeit, Familienarbeit, der stellvertretende Vorsitz, laut Page klaffen hier Lücken in einem Verband, der sowieso zu kämpfen hat. Erinnert sei beispielsweise an die Probleme in der Rietberger Kernstadt, wo vor einiger Zeit bereits die Auflösung drohte und nur dank des dann doch noch aufkeimenden Engagements einiger weniger die Rettung und sogar ein Aufschwung zu verzeichnen waren. „Gerade war hier wieder Schwung reingekommen, das Vorstandsteam hatte sich so sehr reingehängt, und dann kam Corona“, weiß Schlingschröder, „und stoppte alles.“ Kolpinger leiden fast überall unter Mitgliederschwund und steigendem Durchschnittsalter. Und in einer Epoche, in die Jugend im Dorf nicht nur Fußball und kirchliche Verbände für das bisschen Freizeit außerhalb des Ganztagsschulbetriebes hat, ist es extrem schwer geworden, die Mädchen und Jungen in die Kolpingsfamilien einzubauen. Der Unterbau nimmt ab. Im Nordkreis so sehr, dass mittlerweile der Kolping-Bezirksverband Halle weitgehend im Wiedenbrücker Verband aufgegangen ist. Offenbar wird die Misere hier durch die Beschreibung Schlingschröders: „Die Kolpingsfamilie Steinhagen hat noch rund 20 Mitglieder. Und das Durchschnittsalter liegt hier bei 77 Jahren.“ Verschiedenste Veranstaltungen sorgten – bis Corona kam – immer noch für Zusammenhalt in den einzelnen Ortsgemeinschaften, boten ein Miteinander und ein Sich-Treffen, besonders beliebt bei den Älteren, die sonst kaum rauskommen. Kolping-Gedenktage etwa führten die Zugehörigen auch noch in größerer Runde zusammen. Und die Ehrungen jahrzehntelanger Mitglieder waren hier ein wichtiger Kommunikationspunkt. „Die Älteren verstehen das auch nicht wirklich. Sie haben sich darauf gefreut, in einer großen Runde ihre Urkunden zu bekommen. Stattdessen müssen wir diese mit der Post schicken. In der einen oder anderen Gemeinschaft wurden zusätzliche Aktionen gemacht, zu den Urkunden gab es kleine Geschenke, in Schloß Holte verteilte man bunte Tüten an die Senioren, denn die Kolpinggedenktage gehören bekanntlich in den Advent. Wo noch Jugend sei, habe auch diese die Einschränkungen hinnehmen müssen, „unsere Freizeiten wurden abgesagt, wer sollte auch die Verantwortung tragen falls das Virus grassiert. Die Gruppenleiter sind 18, 19 Jahre alt. Also ging das nicht mit den wochenlangen Touren“, so Schlingschröder. Und damit entfiel auch die Werbung in Sachen Jugendarbeit bei den Kindern im Dorf. „Normalerweise werden in Westerwiehe die Anmeldungen für die Sommerfreizeit im Januar angenommen, Unterkünfte und Co werden zwei bis drei Jahre im Voraus gebucht. In diesem Januar können wir keine Anmeldungen annehmen, das ist bis irgendwie erstmal in den März, April verschoben. Denn wir wissen ja nicht einmal, ob es Freizeiten geben kann und darf.“ Die Ferientouren sind aber nur die Spitze des Eisberges, denn auch ansonsten steht bezirksweit keine einzige Veranstaltung fest. Wo sonst zu Jahresbeginn ein ausführliches Programmhefte über die Aktivitäten in den Ortsverbänden informiert, bleiben die Seiten derzeit weiß. „Wenn man wüsste, ob man ab dem 31. März wieder planen kann, dann wäre vieles einfacher“, sagt Schlinggschröder, der sich „auch Sorgen macht um unsere Mitgliederzahlen und den Zusammenhalt.“ Denn die Auswirkungen auf die Wirtschaft und Arbeitsplätze durch die Pandemie seien „ja noch überhaupt nicht absehbar. Wer in Kurzarbeit muss oder gar den Arbeitsplatz verliert, dem fehlt das Geld für Vereinsbeiträge und auch für Vergnügungen, das Bier und die Mantaplatte beim Kolpingfest, aber auch bei Schützen- und Stadtfesten.“ Zudem sei sicherlich irgendwann damit zu rechnen, dass es eine große Veranstaltungsflut geben werde. Wichtig ist Christian Schlingschröder der Hinweis, dass sich keine örtliche Kolpingsfamilie Gedanken machen muss um ausgefallene Mitgliederversammlungen und dazugehörende rechtliche Belange sowie auch die Entlastung für das Vereinsjahr. Das Land NRW habe Fristen in Satzungen außer Kraft gesetzt. „Die Vereinskasse kann innerhalb der Coronabestimmungen ja auch ganz normal geprüft werden und die Entlastung folgt dann, wenn Versammlungen wieder möglich sind.“ Amtszeiten der Vorstandsmitglieder liefen automatisch bis zur nächsten regulären Zusammenkunft. Wer allerdings aus Altersgründen, wie ein Leitungsteammitglied der Westerwieher Vereinigung, aufhören wolle, könne das natürlich tun.
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