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Unser Rietberg Ausgabe 20 vom 13. Januar 2021

Stadtmagazin für Bokel, Druffel, Mastholte, Neuenkirchen, Rietberg, Varensell und Westerwiehe

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Lokales<br />

Kolpingverband: Sorge um Mitgliederfortbestand<br />

Bezirksverband kann keine Termine festlegen - Ehrungsurkunden per Post<br />

<strong>Rietberg</strong> (pb). Die lange<br />

Pause macht Vereinen zunehmend<br />

zu schaffen. Und<br />

das natürlich auf allen Ebenen.<br />

Kameradschaft und Zusammenhalt<br />

sind ebenso wie<br />

Party und Feiern zum Erliegen<br />

gekommen, Mitglieder sehen<br />

sich monatelang nicht,<br />

liebgewordene Traditionsveranstaltungen<br />

mussten im vergangenen<br />

Jahr ausfallen, Generalversammlungen<br />

hinken<br />

hinterher, auch amtsmüde<br />

Vorstandsmitglieder halten<br />

noch zur Stange. Es trifft letztlich<br />

alle, ob Vorstand oder<br />

ganz normales Mitglied, ob<br />

mitgliederstarker Sportverein<br />

oder kleine Sozialverbandsgemeinschaft.<br />

Vorstandssitzungen<br />

per Videoschalte oder<br />

Telefonkonferenz sind ein<br />

Ersatz, mehr nicht. Was auf<br />

Ortsebene in den einzelnen<br />

Gemeinschaften vorherrscht,<br />

das gilt auch für die Dachverbände<br />

und deren Verantwortliche.<br />

„Nichts genaues weiß man<br />

nicht“, das ist die derzeitige<br />

Realität und so warten Mitglieder<br />

auf verlässliche Jahresterminkalender,<br />

die doch<br />

keiner wirklich aufstellen<br />

kann. Nicht nur, aber auch das<br />

bereitet Vorständen zunehmend<br />

Sorgen. Im Gespräch<br />

mit dem Bezirksvorsitzenden<br />

der Kolpingsfamilien im Bezirk<br />

Wiedenbrück, Christian<br />

Schlingschröder, wird das be-<br />

Corona ist mehr als Symptome,<br />

Fallzahlen, Erkrankungen<br />

und Tod. Das alles<br />

ist schlimm, schlimmer<br />

sicher als die Frage nach<br />

dem Fortbestand von Vereinen.<br />

Und doch, man muss<br />

die Betrachtungsebene verändern.<br />

Und kein großer<br />

Pessimist sein, um festzustellen:<br />

Es wird nichts mehr<br />

genau wie es war. Auch<br />

Kommentar<br />

der Redaktion<br />

Es wird anders sein.....<br />

nicht in den Vereinen, denn<br />

tatsächlich wird die Pandemie<br />

in viele Kassen Löcher<br />

reißen, wird Sponsoren<br />

nicht mehr ermöglichen,<br />

Vereine zu fördern, die<br />

wiederum dennoch besser<br />

keine Beitragserhöhungen<br />

anpeilen sollten. Der Blick<br />

hinter die Kulissen der Zukunft<br />

tut für jeden Verein<br />

schon jetzt Not... P. Blöß<br />

sonders deutlich. Wer auf die<br />

Homepage dieses Dachverbandes<br />

schaut, sieht, welche<br />

Problemlage es auch schon<br />

ohne Corona gibt, sie aber<br />

wird verschärft durch die aktuelle,<br />

auch schon Monate<br />

andauernde Situation.<br />

Gleich mehrere Vorstandsposten<br />

sind nicht besetzt, Seniorenarbeit,<br />

Familienarbeit,<br />

der stellvertretende Vorsitz,<br />

laut Page klaffen hier Lücken<br />

in einem Verband, der sowieso<br />

zu kämpfen hat.<br />

Erinnert sei beispielsweise<br />

an die Probleme in der <strong>Rietberg</strong>er<br />

Kernstadt, wo vor einiger<br />

Zeit bereits die Auflösung<br />

drohte und nur dank des dann<br />

doch noch aufkeimenden Engagements<br />

einiger weniger<br />

die Rettung und sogar ein Aufschwung<br />

zu verzeichnen waren.<br />

„Gerade war hier wieder<br />

Schwung reingekommen, das<br />

Vorstandsteam hatte sich so<br />

sehr reingehängt, und dann<br />

kam Corona“, weiß Schlingschröder,<br />

„und stoppte alles.“<br />

Kolpinger leiden fast überall<br />

unter Mitgliederschwund und<br />

steigendem Durchschnittsalter.<br />

Und in einer Epoche, in die Jugend<br />

im Dorf nicht nur Fußball<br />

und kirchliche Verbände für<br />

das bisschen Freizeit außerhalb<br />

des Ganztagsschulbetriebes<br />

hat, ist es extrem schwer<br />

geworden, die Mädchen und<br />

Jungen in die Kolpingsfamilien<br />

einzubauen. Der Unterbau<br />

nimmt ab. Im Nordkreis<br />

so sehr, dass mittlerweile der<br />

Kolping-Bezirksverband Halle<br />

weitgehend im Wiedenbrücker<br />

Verband aufgegangen<br />

ist. Offenbar wird die Misere<br />

hier durch die Beschreibung<br />

Schlingschröders: „Die Kolpingsfamilie<br />

Steinhagen hat<br />

noch rund <strong>20</strong> Mitglieder. Und<br />

das Durchschnittsalter liegt<br />

hier bei 77 Jahren.“<br />

Verschiedenste Veranstaltungen<br />

sorgten – bis Corona kam<br />

– immer noch für Zusammenhalt<br />

in den einzelnen Ortsgemeinschaften,<br />

boten ein Miteinander<br />

und ein Sich-Treffen,<br />

besonders beliebt bei den<br />

Älteren, die sonst kaum rauskommen.<br />

Kolping-Gedenktage<br />

etwa führten die Zugehörigen<br />

auch noch in größerer<br />

Runde zusammen. Und die<br />

Ehrungen jahrzehntelanger<br />

Mitglieder waren hier ein<br />

wichtiger Kommunikationspunkt.<br />

„Die Älteren verstehen<br />

das auch nicht wirklich. Sie<br />

haben sich darauf gefreut, in<br />

einer großen Runde ihre Urkunden<br />

zu bekommen. Stattdessen<br />

müssen wir diese mit<br />

der Post schicken. In der einen<br />

oder anderen Gemeinschaft<br />

wurden zusätzliche Aktionen<br />

gemacht, zu den Urkunden gab<br />

es kleine Geschenke, in Schloß<br />

Holte verteilte man bunte Tüten<br />

an die Senioren, denn die<br />

Kolpinggedenktage gehören<br />

bekanntlich in den Advent.<br />

Wo noch Jugend sei, habe auch<br />

diese die Einschränkungen hinnehmen<br />

müssen, „unsere Freizeiten<br />

wurden abgesagt, wer<br />

sollte auch die Verantwortung<br />

tragen falls das Virus grassiert.<br />

Die Gruppenleiter sind 18, 19<br />

Jahre alt. Also ging das nicht mit<br />

den wochenlangen Touren“, so<br />

Schlingschröder. Und damit<br />

entfiel auch die Werbung in Sachen<br />

Jugendarbeit bei den Kindern<br />

im Dorf. „Normalerweise<br />

werden in Westerwiehe die Anmeldungen<br />

für die Sommerfreizeit<br />

im <strong>Januar</strong> angenommen,<br />

Unterkünfte und Co werden<br />

zwei bis drei Jahre im Voraus<br />

gebucht. In diesem <strong>Januar</strong> können<br />

wir keine Anmeldungen<br />

annehmen, das ist bis irgendwie<br />

erstmal in den März, April<br />

verschoben. Denn wir wissen<br />

ja nicht einmal, ob es Freizeiten<br />

geben kann und darf.“ Die<br />

Ferientouren sind aber nur die<br />

Spitze des Eisberges, denn auch<br />

ansonsten steht bezirksweit<br />

keine einzige Veranstaltung<br />

fest. Wo sonst zu Jahresbeginn<br />

ein ausführliches Programmhefte<br />

über die Aktivitäten in<br />

den Ortsverbänden informiert,<br />

bleiben die Seiten derzeit weiß.<br />

„Wenn man wüsste, ob man ab<br />

dem 31. März wieder planen<br />

kann, dann wäre vieles einfacher“,<br />

sagt Schlinggschröder,<br />

der sich „auch Sorgen macht<br />

um unsere Mitgliederzahlen<br />

und den Zusammenhalt.“ Denn<br />

die Auswirkungen auf die Wirtschaft<br />

und Arbeitsplätze durch<br />

die Pandemie seien „ja noch<br />

überhaupt nicht absehbar. Wer<br />

in Kurzarbeit muss oder gar den<br />

Arbeitsplatz verliert, dem fehlt<br />

das Geld für Vereinsbeiträge<br />

und auch für Vergnügungen,<br />

das Bier und die Mantaplatte<br />

beim Kolpingfest, aber auch bei<br />

Schützen- und Stadtfesten.“ Zudem<br />

sei sicherlich irgendwann<br />

damit zu rechnen, dass es eine<br />

große Veranstaltungsflut geben<br />

werde.<br />

Wichtig ist Christian Schlingschröder<br />

der Hinweis, dass sich<br />

keine örtliche Kolpingsfamilie Gedanken<br />

machen muss um ausgefallene<br />

Mitgliederversammlungen<br />

und dazugehörende<br />

rechtliche Belange sowie auch<br />

die Entlastung für das Vereinsjahr.<br />

Das Land NRW habe Fristen in<br />

Satzungen außer Kraft gesetzt.<br />

„Die Vereinskasse kann innerhalb<br />

der Coronabestimmungen<br />

ja auch ganz normal geprüft<br />

werden und die Entlastung folgt<br />

dann, wenn Versammlungen<br />

wieder möglich sind.“ Amtszeiten<br />

der Vorstandsmitglieder liefen<br />

automatisch bis zur nächsten<br />

regulären Zusammenkunft.<br />

Wer allerdings aus Altersgründen,<br />

wie ein Leitungsteammitglied<br />

der Westerwieher Vereinigung,<br />

aufhören wolle, könne<br />

das natürlich tun.

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