hinnerk Juni / Juli 2021
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8 SZENE<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: ARNE WEYCHARDT (CHANGE - DAS MAGAZIN DER BERTELSMANN STIFTUNG)<br />
GENDERGAGA<br />
im Kindergarten: vorbildlich!<br />
Der zur PEDIA-Gruppe gehörende<br />
Deutsch-Chinesische-<br />
Kindergarten in Hamburg hat mit<br />
der PRIDE Kindergruppe ein kleines,<br />
aber feines Pilotprojekt gestartet,<br />
das zur Nachahmung empfohlen ist.<br />
Wir sprachen mit dem Geschäftsführer<br />
des Unternehmens, Stefan<br />
Hensel.<br />
Wie kamt ihr auf die Idee?<br />
Vielen Menschen fehlt der zwischenmenschliche<br />
Austausch. Entwicklungspsychologisch<br />
gesehen verpassen Kinder eine<br />
Menge, wenn sie nicht mit Gleichaltrigen<br />
sozialisiert werden. Wir haben viele queere<br />
Familien kennengelernt, die niemanden<br />
anderen kannten oder vielleicht nur eine<br />
andere gleichgesinnte Familie. Dabei ist<br />
es sehr wichtig zu sehen, dass es andere<br />
Familien mit ähnlichen Problemen gibt:<br />
Ob sie ein Kind adoptiert haben, ein Kind<br />
pflegen oder durch eine Leihmutterschaft<br />
ein Kind bekommen haben – sie sitzen alle<br />
im gleichen Boot, egal ob es sich um ein<br />
lesbisches oder schwules Elternpaar oder<br />
um andere Konstellationen handelt. Unsere<br />
Grundidee war, diese Eltern und ihre Kinder<br />
zusammenzubringen. Für die Zukunft<br />
würde ich mir wünschen, dass es selbstverständlich<br />
ist allen Eltern und Kindern<br />
mit ihren Bedürfnissen gerecht Wir<br />
machen jetzt kein großes Bohei und sagen,<br />
dass wir schwulen- und lesbenfreundlich<br />
sind. Für uns ist das selbstverständlich.<br />
Ihr seid im Sommer 2020 gestartet,<br />
mitten in der Pandemie. Wie läuft das<br />
Angebot?<br />
Wir treffen uns nach wie vor und halten<br />
das Angebot unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen<br />
aufrecht. Bewusst haben<br />
wir uns dafür entschieden unser Angebot<br />
nicht in eine digitale Form zu überführen,<br />
das hätte gar keinen Sinn. Wir sind davon<br />
überzeugt, das gerade für junge Kinder der<br />
direkte Kontakt, auch bzw. gerade in der<br />
Pandemie, unglaublich wichtig ist. In ihrem<br />
ganzen Alltag in der Pandemie sind die Kinder<br />
bereits drastisch eingeschränkt. In der<br />
PRIDE Kindergruppe haben wir wenigsten<br />
in eingeschränkter Form die Möglichkeit<br />
etwas Normalität und Austausch mit<br />
anderen Kindern und Familien zu bieten.<br />
Wie groß ist der Andrang?<br />
Normalerweise kommen zwischen vier<br />
und sechs Eltern. Die Größe ermöglicht<br />
es den Eltern zum einen eine Verbindung<br />
untereinander einzugehen. Zum anderen<br />
ist die Gruppengröße natürlich wichtig, um<br />
unser Hygieneschutzkonzept umzusetzen.<br />
Wir bekommen auch immer wieder<br />
Beratungsanfragen. Diese leiten wir an pro<br />
Familia oder an die Caritas weiter, diese<br />
Initiativen können die Familien zielgerichtet<br />
und gegebenenfalls längerfristig begleiten.<br />
Welches Echo hattet ihr mit eurem<br />
Kindertreff?<br />
Wir hatten ein bisschen Zuspruch, aber<br />
auch die schwul-lesbische Community hat<br />
sich relativ zurückgehalten. Irgendwie freut