hinnerk Juni / Juli 2021
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mich das auch, weil das bedeutet, dass<br />
schwule und lesbische Eltern bereits die<br />
Möglichkeit sehen, ihre Kinder einfach in die<br />
Kita um die Ecke zu bringen. Andererseits<br />
sind viele Eltern auf uns zugekommen<br />
und haben gesagt, dass sie die Idee des<br />
Austausches super finden, weil sie ihre<br />
Lebensentwürfe in anderen organisierten<br />
Angeboten nicht wiederfinden.<br />
Eine spitze Frage: Braucht es eine<br />
dezidiert lesbisch-schwule Gruppe in<br />
unserer Gesellschaft noch?<br />
Wir sind ein Unternehmen mit ca. 110 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern. Obwohl sich<br />
unsere homosexuellen Kolleginnen und<br />
Kollegen bei uns wohlfühlen, erlebe ich es<br />
oft, dass viele von ihnen in Bezug auf ihre<br />
Sexualität sehr zurückhaltend sind. Denn<br />
im frühkindlichen Bildungsbereich ist eine<br />
größere Stigmatisierung homosexueller<br />
Sexualität zu erleben als bei anderen Themen.<br />
Wir durchbrechen bekannte Muster,<br />
denn bei uns dürfen sich die Kinder beispielsweise<br />
aussuchen, von wem sie gewickelt<br />
werden möchten und von wem nicht.<br />
Kinder spüren schon früh Präferenzen und<br />
zeigen, wen sie mögen. Viele Kolleginnen<br />
und Kollegen zeigen ihr privates Leben<br />
nicht nach außen, weil sie Bedenken haben.<br />
Das ist nicht nur bei uns so, sondern findet<br />
sich in allen Berufsfeldern, die mit Kindern<br />
und Jugendlichen zu tun haben, wieder.<br />
Mit einer offen gelebten Homosexualität<br />
macht man sich immer noch angreifbar,<br />
da man schnell mit Missbrauch in<br />
Verbindung gebracht wird.<br />
Die Unterscheidung zwischen<br />
Missbrauch und<br />
sexueller Orientierung<br />
ist nicht bei allen<br />
angekommen. Hier<br />
Bedarf es gesamtgesellschaftlich<br />
gesehen weiterhin<br />
Aufklärung.<br />
Wie geht ihr an das<br />
Thema Rollenbilder<br />
ran, was würdet ihr euch<br />
wünschen?<br />
Ich glaube, dass es schon einen großen<br />
Unterschied machen würden, wenn in<br />
jeder Kita ein, zwei Bücher mit von dem<br />
klassischen Rollenmodel abweichenden<br />
Lebensentwürfen zu finden wären.<br />
Konkret heißt das zum Beispiel auch,<br />
dass man Kinder, wenn sie etwas aus der<br />
Bekleidungskiste nehmen, machen lässt.<br />
Die Betreuung von Kindern hat mittlerweile<br />
einen höheren Stellenwert erlangt. Durch<br />
gesellschaftspolitische Veränderungen,<br />
SZENE 9<br />
werden Kinder bereits unter drei Jahren in<br />
Krippen betreut. Entsprechend prägend<br />
sind Erfahrungen, die Kinder in unseren<br />
Bildungseinrichtungen machen. Gerade<br />
Diversität ist in bzw. durch Bilderbücher<br />
sind super vermittelbar. So kann<br />
gezeigt werden, dass Familien<br />
auch zwei Väter haben können.<br />
Bei einem lesbischen<br />
Paar fragen wir das Kind:<br />
Wo warst du mit Mama<br />
und Mama im Urlaub?<br />
Wenn Eltern oder Kinder<br />
fragen, warum es keinen<br />
Papa gibt, erklären wir auf<br />
einfache Weise, dass, egal<br />
wer das Kind gezeugt hat,<br />
diese beiden Personen die Eltern<br />
sind, weil sie sich um das Kind kümmern.<br />
Bisher hat das immer funktioniert, denn<br />
um das zu verstehen, reicht der gesunde<br />
Menschenverstand aus.<br />
FOTO: SHARON MCCUTCHEON / PEXELS<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
Regenbogenfamilienstunde, jeden<br />
zweiten Dienstag im Monat, 16:00–17:00<br />
Uhr, Deutsch-Chinesischer-Kindergarten<br />
Hamburg, Anmeldung über office@<br />
chinesischer-kindergarten.de oder 040-<br />
18071011, chinesischer-kindergarten.de