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Alnatura Magazin Juli 2021

Orientalisch genießen: aromatisch, frisch, bunt // Vom Glück, gemeinsam zu leben // Uri Buri - Israels legendärer Koch

Orientalisch genießen: aromatisch, frisch, bunt // Vom Glück, gemeinsam zu leben // Uri Buri - Israels legendärer Koch

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Uri Buri heißt in Wirklichkeit Uri Jeremias; seinen<br />

hebräischen Spitz namen verdankt er dem Buri-Fisch<br />

(Meeräsche). In seinem gleichnamigen Restaurant im<br />

Norden Israels serviert der weltweit bekannte Koch<br />

seit vielen Jahren die für viele beste Fischküche des<br />

Landes. Wir treffen den 76-Jährigen, der fließend<br />

Deutsch spricht, zum Gespräch.<br />

Ihre deutsch-jüdischen Großeltern wurden<br />

1918 aus dem polnischen Posen<br />

nach Berlin vertrieben. Aufgewachsen<br />

sind Sie mit zwei leiblichen Schwestern<br />

und vielen Pflegekindern, auch einem<br />

arabischen. Sie waren in Ihrem Leben<br />

schon vieles: Hobby- Fischer und -Taucher,<br />

Bombenentschärfer in der israelischen<br />

Armee, und Sie haben erst kürzlich<br />

zwei Start-ups gegründet. Doch vor<br />

allem waren Sie schon immer eins: ein<br />

begeisterter Koch!<br />

»Das stimmt. Ich denke nicht beim Kochen.<br />

Es gibt kein Ziel. Und ich brauche auch keine<br />

Regeln, wie ich was zu tun habe. Wenn<br />

ich koche, ist alles Zufall. Ich bin offen,<br />

schaue mir meine Zutaten an, schaue spontan,<br />

wie sie zusammen kommen können.<br />

Bei jedem Gericht gehe ich von einem<br />

Hauptprodukt aus, das im Mittelpunkt<br />

steht, und überlege: Wie kann ich den charakteristischen<br />

Geschmack dieses Produkts<br />

noch mehr hervorbringen?«<br />

Eine geniale Kombination,<br />

die Uri Buri bereits vor über<br />

50 Jahren in einem Schweizer<br />

Restaurant entdeckte:<br />

Garnelen mit Avocado.<br />

Es ist auffällig, dass Sie nicht der einzige<br />

berühmte Koch Israels sind, der keine<br />

klassische Kochausbildung hat.<br />

»Und darauf bin ich stolz! Unsere Küche ist<br />

beeinflusst von den vielfältigen Esskulturen<br />

dieser Welt: zum Beispiel von der alten jüdischen<br />

aus dem Osten Europas, der arabischen<br />

und nordafrikanischen sowie der<br />

mediterranen Küche. Sie ist außerdem geprägt<br />

von unseren individuellen Familienund<br />

Kochhintergründen. Und davon, dass<br />

jeder traditionell nach Schule und Militär<br />

auf Reisen geht, meist nach Asien oder<br />

Südamerika, und voller Inspirationen zurückkehrt<br />

und anfängt, alles zu kombinieren.<br />

Das ist der Kern unserer Kochkunst:<br />

Begeisterung und Neu gierde auf unterschiedliche<br />

Geschmackserlebnisse. Dank<br />

dieser Einflüsse lebt unsere Küche von ganz<br />

gegensätzlichen Aromen, die sich aber<br />

harmonisch ergänzen. Wir haben die absolute<br />

Freiheit!«<br />

Zum Glück konnte Ihr Restaurant im<br />

Frühjahr wieder öffnen. Wie haben Sie<br />

die Zeit der Lockdowns überbrückt?<br />

»Während des letzten sechsmonatigen<br />

Lockdowns haben wir uns um über 50<br />

alleinstehende ältere Menschen in Akko<br />

gekümmert und sie an vier Tagen die Woche<br />

bekocht. Unsere Bedienungen haben<br />

die Gerichte den Leuten nach Hause gebracht<br />

und ich habe das alles finanziert.<br />

Akko ist eine stark arabisch geprägte Stadt.<br />

Der Mix der Ethnien spiegelt sich auch in<br />

meinem Team wider.«<br />

Mit 16 sind Sie von der Schule ge flogen<br />

(»Viel zu spät!«). Dann sind Sie von<br />

Deutschland aus mit einem VW-Bus<br />

gen Osten nach Asien, über die Türkei,<br />

Irak, Iran bis nach Indien, gefahren.<br />

Was hat Sie diese Reise kulinarisch<br />

gelehrt?<br />

In diesem Buch hat Uri Buri seine<br />

eigene Vorstellung von einem<br />

Kochbuch verwirklicht: Es bietet<br />

neben Rezepten, Tipps zum Einkaufen<br />

und für die Zube reitung<br />

von Fisch auch viele Lebensweisheiten.<br />

2020 erschienen bei Gräfe<br />

und Unzer, 29,– Euro.<br />

Für sein Restaurant hat Uri<br />

Buri ganz bewusst das arabisch<br />

geprägte Akko als Standort gewählt,<br />

denn das Zusammen leben<br />

von unterschied lichen Ethnien im<br />

Multikulti-Land Israel liegt ihm<br />

sehr am Herzen. Das »Uri Buri«<br />

wurde auf Platz 23 bei den Tripadvisor<br />

Travellers’ Choice Awards<br />

der besten Restaurants weltweit<br />

und somit zum besten Restaurant<br />

des Nahen Ostens gewählt. Sein<br />

Ruf als leiden schaft licher Gastgeber<br />

ist legen där. Er ist außerdem<br />

Vater von drei Töchtern und<br />

drei Pflege kindern.<br />

»Sie war die Kochschule meines Lebens.<br />

Durch die Resonanz der Leute um mich<br />

he rum habe ich die soziale Funktion von<br />

Essen verstanden. Erst vor wenigen Jahren<br />

wurde bei mir die Aufmerksamkeitsstörung<br />

ADHS festgestellt. Für mein Leben<br />

war das aber eher von Vorteil, denn<br />

wenn man sich wie ich für so viele verschiedene<br />

Dinge wie Musik, Kunst, Kochen<br />

oder Reisen interessiert, hat man<br />

dadurch die Möglichkeit, Erfahrungen zu<br />

übertragen, die vielen Verbindungen zu<br />

verknüpfen, ja, überhaupt erst zu sehen.<br />

Und da sind wir wieder beim Kochen angekommen.<br />

Je mehr Inspirationen, desto<br />

besser!«<br />

Das Interview führte Matthias Fuchs.<br />

<strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2021</strong><br />

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