Alnatura Magazin Juli 2021
Orientalisch genießen: aromatisch, frisch, bunt // Vom Glück, gemeinsam zu leben // Uri Buri - Israels legendärer Koch
Orientalisch genießen: aromatisch, frisch, bunt // Vom Glück, gemeinsam zu leben // Uri Buri - Israels legendärer Koch
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WAS UNS BEWEGT<br />
Was bringt Menschen dazu, sich mit anderen Menschen<br />
zusammen zuschließen, um gemeinsam zu wohnen?<br />
Womöglich mit mehreren Familien und gemeinschaftlichen<br />
Sozialräumen wie Küche und Wohn zimmer?<br />
Wir haben ein derartiges Wohnprojekt besucht.<br />
Vom Glück,<br />
gemeinsam<br />
zu wohnen<br />
E<br />
s ist ein schöner Sonntagmorgen in<br />
der Altstadt von Weinheim an der<br />
badischen Bergstraße. Ich sitze zum<br />
Frühstück mit neun Personen zusammen,<br />
die sich vor rund 14 Jahren zum gemeinsamen<br />
Leben – und die Eltern unter ihnen<br />
irgendwie auch zum gemeinsamen Großwerden<br />
ihrer Kinder – entschieden haben.<br />
»Wir frühstücken jeden Samstag und Sonntag<br />
miteinander und jeden Abend um<br />
Punkt 19 Uhr gibt es für alle Abendessen«,<br />
erzählt uns Tanja von den Ritualen in der<br />
WG. »Das gemeinsame Abendessen ist das<br />
große Ding jeden Tages, vor Corona waren<br />
auch oft noch Freunde von uns dabei, jetzt<br />
aber nur wir neun«, so Tanjas 14-jähriger<br />
Sohn Fritz. »Nur neun« mag für viele Ohren<br />
derzeit wie ein Traum, fast schon Provokation<br />
klingen. Doch in der Weinheimer WG ist<br />
man es eben gewohnt, Teil eines großen<br />
Ganzen zu sein. »Wir haben lange gesucht,<br />
bis wir das Haus hier gefunden haben«, erinnert<br />
sich Isa. »Jede Familie hat ihr eigenes<br />
Stockwerk. Aber es gibt nur eine große Küche<br />
samt Speiseraum, nur ein Wohnzimmer<br />
und auch nur eine Spül- und eine Waschmaschine.«<br />
Viel Raum, den alle miteinander<br />
nutzen. »Ich denke, gerade für unsere Kinder<br />
ist es eine enorme Bereicherung. Sie<br />
wachsen nicht nur mit weiteren Gleichaltrigen<br />
auf, die nicht zur eigenen Familie gehören,<br />
sie bekommen auch sehr viel mehr Impulse<br />
und Blickwinkel auf das Leben. Und<br />
sie lernen früh, zu teilen«, fasst Matthias<br />
die positiven Aspekte für die Heranwachsenden<br />
zusammen. Das Zusammenwohnen<br />
mit mehreren Familien erleichtert den berufstätigen<br />
Eltern vieles. »Gerade am Anfang,<br />
als die Kinder klein waren, war es für<br />
uns ein riesiger Vorteil. Wir haben uns familienübergreifend<br />
mit der Kinderbetreuung<br />
abgewechselt und so konnten alle halbtags<br />
arbeiten gehen«, erzählt Isa. Doch was<br />
brachte die Weinheimerinnen und Weinheimer<br />
dazu, sich zusammenzuschließen, um<br />
»Das Haus gehört<br />
immer den Menschen,<br />
die darin leben.«<br />
Peter<br />
gemeinsam wohnen zu wollen? »Ich denke,<br />
wir sind alle aus Überzeugung zusammengezogen,<br />
weil wir das als Erweiterung sehen<br />
und nicht nur in engen vier Wänden zu<br />
viert wohnen wollen«, erklärt Matthias. Für<br />
Peter deutete sich das gemeinschaftliche<br />
Projekt bereits früh an: »Das hat sich schon<br />
bei unseren Urlauben abgezeichnet. Wir<br />
sind immer mit mehr als 20 Leuten verreist.<br />
Da denkt man erst mal, dass das Stress ist.<br />
Aber das Gegenteil ist der Fall. Je mehr,<br />
desto einfacher. Man findet immer jemanden,<br />
der das Gleiche machen möchte.«<br />
IMMER WIEDER AUFEINANDER ZUGEHEN<br />
Die Kommunikation zu pflegen, ist allen im<br />
Haus sehr wichtig, auch wenn es mal Unstimmigkeiten<br />
oder gar Streit geben sollte.<br />
Dann setzt man sich spätestens am nächsten<br />
Tag zusammen und spricht darüber. Es gibt<br />
Alles passiert parallel:<br />
Beziehungen, Tisch<br />
decken, gemeinsam<br />
kochen.<br />
regelmäßig eine Wohnprojektrunde, bei der<br />
über alle anliegenden gemeinschaftlichen<br />
Dinge diskutiert wird. Sogar Protokoll wird<br />
geführt, wie Peter verrät. »Das ist ganz<br />
wichtig, dass man das institutionalisiert.<br />
Und die Kinder haben ihr eigenes Treffen.<br />
Da besprechen sie ihre Dinge. Ich glaube,<br />
das macht sie viel kompromiss- und teamfähiger.«<br />
Ich möchte wissen, ob sie das permanente<br />
Zusammensein nicht doch auch<br />
manchmal als anstrengend empfinden.<br />
Das sei keineswegs der Fall und Isa betont:<br />
»Man kann sich ja immer zurückziehen,<br />
50 <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2021</strong>