Alnatura Magazin Juli 2021
Orientalisch genießen: aromatisch, frisch, bunt // Vom Glück, gemeinsam zu leben // Uri Buri - Israels legendärer Koch
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WISSENSWERTES ÜBER BIO-LANDBAU<br />
Es liegt was<br />
in der Luft<br />
Pestizide verbreiten sich kilometerweit durch<br />
die Luft und lassen sich nahezu überall in<br />
Deutschland nachweisen. Das konnte die bisher<br />
umfassendste Studie zur Pestizidbelastung der<br />
Luft belegen, die das Umweltinstitut München<br />
und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft<br />
(BEL) in Auftrag gegeben haben.<br />
I<br />
n Deutschland werden Jahr für Jahr tonnenweise Ackergifte<br />
ausgebracht: Allein 2019 waren es fast 28 000 Tonnen<br />
Pestizid- Wirkstoffe. Und obwohl es immer wieder Hinweise<br />
darauf gibt, dass sich Pestizide auch über größere Entfernungen<br />
hinweg von ihrem ursprünglichen Einsatzort verbreiten, finden<br />
dazu bisher keine umfassenden staatlichen Untersuchungen statt.<br />
Um diese Wissenslücke zu schließen, beauftragten das Umweltinstitut<br />
München und das BEL das Büro TIEM Integrierte Umweltüberwachung<br />
mit der Erstellung einer entsprechenden Studie.<br />
So wurde im Jahr 2019 an 116 Standorten über ganz Deutschland<br />
verteilt die Luft auf Pestizide untersucht. Dafür wurden vier<br />
Methoden verwendet: Passivsammler, Luftfiltermatten aus Passivhäusern,<br />
Baumrinde und Bienenbrot aus Bienenstöcken, also in<br />
Waben eingepresster, fermentierter Blütenpollen. Zusätzlich flossen<br />
in die Studie Ergebnisse eines 2014 bis 2018 von TIEM durchgeführten<br />
Baumrinden-Monitorings ein.<br />
BESORGNISERREGENDE ERGEBNISSE<br />
Die Ergebnisse sind besorgniserregend: In beinahe allen Proben<br />
wurden Rückstände von gleich mehreren Pestiziden gefunden –<br />
egal, ob sich ein Standort auf dem Land, in einem Nationalpark<br />
oder in der Stadt befand. Insgesamt wurden in den Sammelmedien<br />
124 verschiedene Pestizide sowie 14 Abbauprodukte nachgewiesen,<br />
viele davon waren in Deutschland zum jeweiligen Messzeitpunkt<br />
nicht zugelassen. Für Bio-Betriebe sowieso nicht; aber<br />
auch nicht für konventionelle.<br />
An rund drei Vierteln der Standorte wurden mindestens 5 Ackergifte<br />
sowie Abbauprodukte gefunden – am belastetsten Standort<br />
sogar 34 Stoffe. Besonders problematisch: Die Wechselwirkung<br />
dieser Stoffe – der sogenannte Cocktaileffekt – auf den Menschen<br />
ist noch nahezu unerforscht. Auch an Standorten, die weit entfernt<br />
von potenziellen Einsatzorten lagen, konnten mehrere Pestizide<br />
nachgewiesen werden. Im Nationalpark Bayerischer Wald waren es<br />
5, im Nationalpark Harz 12. Und auch Städte sind nicht pestizidfrei:<br />
In Berlin wurden 18 Pestizide und Abbauprodukte nach gewiesen, in<br />
München 3. Selbst hier lassen sich fast alle Stoffe der landwirtschaftlichen<br />
Nutzung zuordnen. Nur 2 der 18 in Berlin gefun denen Stoffe<br />
sind auch für den Einsatz in Hausgärten zugelassen.<br />
Besonders weit verbreitet waren die Pestizide Glyphosat, Pendimethalin,<br />
Prosulfocarb, Terbuthylazin und Metolachlor. Diese<br />
Stoffe sind als problematisch bekannt: Durch den Einsatz von Pendimethalin<br />
und Prosulfocarb kommt es immer wieder zu Schäden<br />
auf Bio-Betrieben, weil die Ackergifte von konventionellen Äckern<br />
48 <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2021</strong>