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01.07.21 Simbacher Anzeiger

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1. Juli 2021<br />

<strong>Simbacher</strong> <strong>Anzeiger</strong><br />

Nr. 13/2021<br />

stieg auch die Gefahr beim Überschreiten<br />

der Gleisanlagen, was anfangs ganz<br />

selbstverständlich war um auf die jeweils<br />

andere Seite zu gelangen. Eine Perronsperre<br />

sollte diese Überquerung verhindern,<br />

was aber seitens der Bevölkerung zu Beschwerden<br />

führte. Und obwohl es sich nur<br />

um Bequemlichkeit handelte, fanden die<br />

Beschwerden Gehör und der Landtag genehmigte<br />

90.000 Mark um eine Unterführung<br />

bauen zu können.<br />

Ein nochmaliges Anwachsen des Verkehrs<br />

und damit des Umsatzes am <strong>Simbacher</strong><br />

Bahnhof brachte auch der Bau der Nebenstrecke<br />

nach Kößlarn 1900-1910 und<br />

später im Jahr 1914 der Weiterbau nach Pocking<br />

und damit der Anschluss nach Passau.<br />

Während der beiden großen Weltkriege<br />

zeigte sich auch der strategische<br />

Wert einer voll funktionsfähigen Bahnlinie<br />

und so passierten Truppentransporte,<br />

Nachschub- und Verwundetenzüge in ungezählter<br />

Menge die Grenzstadt. Die Bahnbediensteten<br />

waren während des Krieges<br />

besonderen Gefahren ausgesetzt, denn<br />

Tiefflieger hatten ihr besonderes Augenmerk<br />

auf die Bahnhöfe gerichtet um die<br />

Versorgungszüge zu unterbrechen. Im<br />

März 1945 wurde der Bahnknotenpunkt<br />

Mühldorf schwer zerstört und bei Kriegsende<br />

1945 standen rund 500 Waggons am<br />

<strong>Simbacher</strong> Bahnhof.<br />

Frequenz geht zurück<br />

Nach dem Krieg begann allmählich der<br />

Abbau der Strecke. Waren anfangs noch<br />

900 Eisenbahner vor Ort beschäftigt, reduzierten<br />

sich die Mitarbeiter in den nächsten<br />

50 Jahren auf nur noch rund 70 Leute.<br />

Eilzüge wurden gekürzt oder ganz gestrichen,<br />

der Güterverkehr nahm ab und die<br />

Strecke drohte zunehmend unrentabel zu<br />

werden. Einer der Gründe war wohl die<br />

schlechte Eisenbahnbrücke, die nach der<br />

Zerstörung zwar im Januar 1947 mit dem<br />

noch vorhandenen Kriegsmaterial wieder<br />

hergestellt wurde, aber keine schweren<br />

Las ten mehr trug. Bei der Sprengung blieben<br />

zwar die Fundamente erhalten, aber<br />

der Oberbau blieb jahrzehntelang ein Provisorium.<br />

Erst 1970 entschloss man sich für<br />

eine Erneuerung und ab 15. Dezember<br />

1978 wurde die belastungsfähige Brücke<br />

dem Verkehr übergeben.<br />

Gleichzeitig endete allerdings auch die<br />

Verbindung der Bahnstrecke nach Pocking,<br />

die seit 1913 existierte. Sie zweigte nach<br />

der Überquerung der Innstraße und des<br />

Simbach Richtung Erlach ab. Hier gab es<br />

nur eine kleine Unterstellgelegenheit und<br />

nicht immer hielten die Züge an. Nach 5,3<br />

Kilometern kam die Haltestelle Prienbach,<br />

nach weiteren fünf Kilometern die Haltestelle<br />

Ering. Die nächsten Bahnhöfe waren<br />

Malching, Aigen, Tutting und dann Pocking.<br />

Am 1. Juni 1969 stellte man die Bahnlinie<br />

Simbach-Pocking, die verbunden mit<br />

der Rottalbahn den Anschluss Passau dar-<br />

Der Bahnhof Simbach war wichtigster Arbeitgeber in der Region<br />

stellte, ein. Rasch wurden die Gleisanlagen<br />

abgebaut, was sich aus heutiger Sicht als<br />

großer Fehler darstellt, denn nach Öffnung<br />

des Eisernen Vorhangs hätte aus dieser<br />

West-Ost-Tangente sicher eine florierende<br />

Verbindung entstehen können.<br />

Ein stetes Auf und Ab begleitete die<br />

Bahnstrecke München-Simbach-Braunau-<br />

Wien. Um die Jahrtausendwende nahm die<br />

Bedeutung der Linie wieder zu, denn durch<br />

die stündliche Anbindung an München nutzen<br />

gerade Pendler die stressfreie Fahrt zu<br />

Arbeit, Studium oder Freizeitaktivität.<br />

Wenngleich der Güterverkehr derzeit nicht<br />

die Bedeutung hat, die er auf Grund der<br />

kurzen Verbindung zwischen den Knotenpunkten<br />

haben könnte, so ergeben sich<br />

momentan wieder<br />

einige Zukunftsperspektiven.<br />

Dazu<br />

mehr in der nächsten<br />

Ausgabe.<br />

Gesagt sei noch,<br />

dass die „Eisenbahnerstadt<br />

Simbach“<br />

mit einem ganz<br />

speziellen Denkmal<br />

auf sich aufmerksam<br />

macht.<br />

Im Zuge der<br />

Neu gestaltung des<br />

Bahn hofsvorplat -<br />

zes 1992/1993 gelang<br />

es dem damaligen<br />

Bürgermeister<br />

Richard Findl<br />

eine alte Dampflokomotive<br />

aus den<br />

Beständen der DDR<br />

zu kaufen und restaurieren<br />

zu lassen.<br />

Anlässlich der<br />

120-Jahr-Feier der<br />

Bahnlinie wurde die<br />

Lok auf dem Bahnhofsvorplatz<br />

aufgestellt<br />

und zieht bis<br />

heute begeisterte<br />

Blicke auf sich.<br />

Nach langem Hin und Her um das Bahnhofsgebäude<br />

und dem Wechsel an verschiedene<br />

Besitzer erstrahlt auch dieses<br />

wieder in neuem Glanz und wurde von der<br />

Wohnbau GmbH als aktuellen Besitzer umfangreich<br />

saniert. Das Reisebüro der Deutschen<br />

Bahn, Wohnungen, Praxen und Kanzleien<br />

sowie die Musikschule La Musica<br />

bringen mit jungen Leuten und regelmäßigen<br />

Konzerten wieder Leben in das alte<br />

Gemäuer.<br />

Quelle: <strong>Simbacher</strong> <strong>Anzeiger</strong> von 1976 – Bahngeschichte<br />

von Rudolf Vierlinger, Stadtchronik Rudolf<br />

Vierlinger sowie Fotos und Unterlagen des<br />

Heimatmuseums Simbach (Fördervereinsvorsitzender<br />

Richard Findl).<br />

Günstig unterwegs mit<br />

dem Südostbayern-Ticket.<br />

Demnächst eröffnet die<br />

Eisenbahn-Abteilung<br />

des <strong>Simbacher</strong> Heimatmuseums ihre Pforten<br />

Ein Tag, beliebig viele Fahrten – für eine Person<br />

und bis zu vier Mitfahrer.<br />

Mehr Infos unter suedostbayernbahn.de/sobticket<br />

Südostbayernbahn

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