2021/07 |Unternehmen #78 | Ausgabe Juli 2021 | !
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unternehmen [!] VERANTWORTEN 41<br />
Grundlegende<br />
Voraussetzung<br />
für beide<br />
Seiten ist eine<br />
Vertrauensbasis.<br />
Christine Schossig<br />
Mentorin<br />
Anlaufstelle<br />
Die TFU (TechnologieFörderungsUnternehmen<br />
GmbH)<br />
ist ein Unternehmen der<br />
Städte Ulm und Neu-Ulm, der<br />
Landkreise Neu-Ulm und<br />
Alb-Donau, der Universität<br />
Ulm und der IHK Ulm.<br />
Unternehmer erkennen, wie<br />
wichtig Unterstützung ist, damit<br />
irgendwann der Schritt vom<br />
Prototyp zum Markteintritt erfolgen<br />
kann.<br />
„Dabei geht es nicht darum,<br />
dass wir das Produkt bewerten“,<br />
sagt Hudelmaier, „das ist Sache<br />
vom Markt. Wir schaffen Chancen<br />
und eröffnen Möglichkeiten.“<br />
Das geschehe zum einen<br />
über die themenspezifischen<br />
Angebote des Acceleratorenprogramms,<br />
zum anderen über<br />
das Lernen mit und vom Mentor.<br />
„Außerdem helfen wir bei<br />
der Suche nach Co-Investoren.“<br />
Letztere seien Voraussetzung<br />
um Fördergelder aus dem BW<br />
Pre-Seed/Pro-Tect zu beantragen.<br />
Der Darlehensbetrag ist in<br />
der Regel auf<br />
200 000 Euro<br />
begrenzt und<br />
muss zu 20 Prozent<br />
von einem<br />
Co-Investor kommen.<br />
Ziel der Förderung sollte<br />
Hudelmaier zufolge sein, mit<br />
dieser ersten Finanzierungshilfe<br />
den Unternehmenswert zu<br />
steigern und in spätestens zwei<br />
Jahren weitere Investoren zu<br />
finden oder eine höhere Finanzierung<br />
zu erhalten.<br />
Die Kombination aus Mentoring<br />
und der Aussicht auf eine<br />
erfolgversprechende Investment-Option<br />
bleibt bei staatlich<br />
geförderten Mentoring-Programmen<br />
weitgehend außen<br />
vor. Vor allem, weil der Großteil<br />
des strukturierten Mentorings<br />
im Rahmen von querfinanzierten<br />
Organisationen organisiert<br />
wird und das Budget aus<br />
öffentlichen Mitteln stammt.<br />
Business Angels sieht die<br />
TFU-Chefin, im Gegensatz zu<br />
den Co-Investoren, ohnehin<br />
skeptisch. „Wer als Mentor neben<br />
seinem Knowhow auch<br />
Geld in das Startup investiert,<br />
ist oft enttäuscht, wenn sich der<br />
Erfolg nicht wie gewünscht einstellt“,<br />
erklärt Hudelmaier. „Das<br />
beeinträchtigt das Verhältnis<br />
zwischen Mentor und Mentee.“<br />
Das sei jedoch, neben der speziellen<br />
Erfahrung des Mentors,<br />
meist entscheidender für ein erfolgreiches<br />
Mentoring als branchenspezifische<br />
Kenntnisse.<br />
Dass die Mentoren fast ausschließlich<br />
aus dem Mittelstand<br />
kommen sieht die TFU-Geschäftsführerin<br />
als großen Vorteil.<br />
„Sie sind näher dran als<br />
Mentoren aus großen Unternehmen,<br />
die längst in anderen<br />
Strukturen denken.“<br />
Rainer Zech zieht aus dem<br />
Mentoring auch für sich positive<br />
Impulse. „Die Arbeit mit jungen<br />
Menschen, die eine gute Vision<br />
vorantreiben und dankbar<br />
Wissen annehmen, macht einfach<br />
Spaß“, erklärt der langjährige<br />
Geschäftsführer von Handtmann<br />
und Dozent an der Hochschule<br />
Biberach im Bereich Organisationsentwicklung<br />
und<br />
Marketing. Damit die Zusammenarbeit<br />
erfolgreich verläuft,<br />
brauche es vor allem Vertrauen,<br />
betont die langjährige Mentorin<br />
Christine Schossig. „Grundlegende<br />
Voraussetzung für beide<br />
Seiten ist eine Vertrauensbasis,<br />
die es erlaubt sich auf einander<br />
einzulassen.“<br />
Gründungsmotor Pandemie<br />
Kontakt untereinander halten<br />
können Start-ups in der Region<br />
in der 2017 von der IHK Ulm ins<br />
Leben gerufene Initiative<br />
„Start-up-Region Ulm“. Zudem<br />
können sich die jungen Gründer<br />
über die Onlineplattform der<br />
Initiative mit ihren Profilen in<br />
der Öffentlichkeit sichtbar machen<br />
und sich mit etablierten<br />
Unternehmen vernetzen.<br />
Der Schwerpunkt der IHK<br />
Ulm als Erstansprechpartner<br />
liegt jedoch auf der Gründungsberatung.<br />
„Die Auswirkungen<br />
der Pandemie wirken wie ein<br />
Gründungsmotor“, stellt Michael<br />
Reichert fest. Der Leiter des<br />
Starter Centers der IHK Ulm ist<br />
zuständig für die Gründungsberatung<br />
und registriert derzeit einen<br />
auffallenden Trend zu Nebenerwerbsgründungen.<br />
„Viele<br />
sehen darin eine Chance, sich<br />
für die Zeit nach der Kurzarbeit<br />
neu aufzustellen.“ Das zeige sich<br />
auch in den von der Pandemie<br />
besonders betroffenen Branchen<br />
wie der Gastronomie und<br />
im Handel. Bemerkenswert sei<br />
dabei, dass für vier von fünf<br />
Gründern die Digitalisierung eines<br />
Geschäftsmodells ein wesentlicher<br />
Bestandteil ist.[!] <br />
<br />
Sigrid Balke