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2021/07 |Unternehmen #78 | Ausgabe Juli 2021 | !

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9<br />

Klare Regeln und Verträge für die<br />

Gesellschafterfamilie<br />

Man muss kein Fußballfreund sein, um neben<br />

der Krise von Schalke 04 mit Interesse den<br />

Streit innerhalb der Gesellschafterfamilie<br />

eines großen Fleischfabrikanten in Westfalen<br />

wahrgenommen zu haben. Auch wenn die Details<br />

des Streits nicht bekannt sind, so lässt<br />

sich doch feststellen, dass die Familie offensichtlich<br />

keine ausreichend klaren Regelungen<br />

zur inneren Verfassung der Gesellschaft und<br />

Unternehmensnachfolge getroffen hat.<br />

Erbschaftssteuerliche Aspekte<br />

Bei der Gestaltung von Gesellschaften liegt das<br />

Hauptaugenmerk der Unternehmer häufig auf<br />

(erbschafts-)steuerlichen Aspekten.<br />

Für den Fall der Unternehmensnachfolge will<br />

man häufig die Vorteile einer vorweggenommenen<br />

Erbfolge nutzen, so dass die im Erbschaftssteuerrecht<br />

angelegte Privilegierung<br />

von Betriebsvermögen die Gründung einer<br />

Familienvermögensgesellschaft sinnvoll erscheinen<br />

lässt. Auch die Einbringung von<br />

Vermö genswerten des Privatvermögens in<br />

gewerb liche Familiengesellschaften führt zu<br />

steuerlichen Erleichterungen.<br />

Zudem können durch die Strukturierung von<br />

Familienvermögen in einer gewerblichen Gesellschaft<br />

die Probleme gelöst werden, die ansonsten<br />

bei der Übertragung von Vermögen zu<br />

Lebzeiten bestehen, wenn dieses Vermögen<br />

(auch) mit Verbindlichkeiten belastet ist.<br />

Beteiligungsaspekte<br />

Organisiert sich die Familie in einer Familiengesellschaft,<br />

so können viele strukturelle Wünsche<br />

im Gesellschaftsvertrag verankert werden.<br />

So können etwa die Kapitalanteile, mit denen<br />

die einzelnen Familienmitglieder beteiligt sind,<br />

die Stimmrechte und Gewinnanteile unterschiedlich<br />

(disquotal) geregelt werden. Auch<br />

die Entwicklung der Familie kann abgebildet<br />

werden: So können etwa, sobald sich die Kinder<br />

altersmäßig weiterentwickelt haben, die<br />

Stimmrechte oder, wenn die übergebende Generation<br />

weniger Ertrag zum Leben benötigt,<br />

die Gewinnanteile flexibel und (bei Personengesellschaften)<br />

sogar handschriftlich ohne Notar<br />

geändert werden.<br />

Typen der Familiengesellschaft<br />

Den Grundtypus der Familienvermögensgesellschaft<br />

bildete lange Zeit die (nicht gewerbliche)<br />

Gesellschaft bürgerlichen Rechtes. Problematisch<br />

ist jedoch die persönliche Haftung<br />

der Gesellschafter mit ihrem Privatvermögen.<br />

Will man diese verhindern, kommt die Kommanditgesellschaft<br />

(KG) in Betracht. Insoweit<br />

kann z.B. vorgesehen werden, dass die Eltern<br />

als persönlich haftende Gesellschafter (Komplementäre)<br />

weiterhin umfassende Geschäftsführungs-<br />

und Vertretungsbefugnis haben,<br />

während den Kindern eine rein vermögensmäßige<br />

Beteiligung als Kommanditisten zugewiesen<br />

wird. Will man die persönliche Haftung<br />

ganz vermeiden, kommt genauso eine GmbH<br />

& Co. KG als vermögensverwaltende Einheit in<br />

Betracht.<br />

Will man darüber hinaus den Verschonungsabschlag<br />

bei Betriebsvermögen und weitere erbschaftssteuerliche<br />

Vergünstigungen er lang en,<br />

ist es erforderlich, die Familienvermö gensgesellschaft<br />

als gewerbliche Gesellschaft aus-<br />

zugestalten, z.B. in Form der gewerblich geprägten<br />

GmbH & Co. KG. Mit der gewerblich<br />

geprägten Familienvermögensgesellschaft<br />

sind jedoch auch Nachteile verbunden<br />

(z.B. Gewerbesteuerpflicht, Bilanzierungsund<br />

Publizitätspflicht).<br />

Gleichermaßen kommt als Rechtsform für die<br />

(gewerbliche) Familienvermögensgesellschaft<br />

die GmbH in Betracht. Aufgrund der gesellschaftsvertraglichen<br />

Gestaltungsfreiheit des<br />

GmbH-Rechts können bei der GmbH Sonderrechte<br />

und Restriktionen wie bei der Personengesellschaft<br />

vorgesehen werden. Sowohl eine<br />

steuerliche als auch eine kompetente Rechtsberatung<br />

ist bei der Gestaltung jedoch unerlässlich.<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Berthold Straetmanns<br />

RA, FAfHGesR, FAInsolvenzR<br />

berthold.straetmanns@sonntag-partner.de<br />

Tel: +49 731 37958-0<br />

Schillerstraße 1/1 | 89<strong>07</strong>7 Ulm<br />

www.sonntag-partner.de

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