Warum die Kosmetikindustrie umweltfreundliche Verpackungen einführen muss KONSUMENTENERWARTUNGEN ERFÜLLEN Dass in der Pandemie wieder mehr Einwegplastik im Einsatz war, entbinde die Industrie nicht von ihrer Verpflichtung zur Nachhaltigkeit. Dieser Meinung ist Joe Cook, langjähriger Chef der Kosmetikmarke Estée Lauder und jetziger Vizepräsident bei Delta Global – und er erklärt warum. Kosmetikmarken sollten (nicht nur) bei Kunststoffverpackungen eine kohärente Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, so Joe Cook. (Bild: Shutterstock/ ARTFULLY PHOTOGRAPHER)
NACHHALTIGKEIT Die Kosmetikindustrie hat einige wichtige und beeindruckende Veränderungen bei der Verwendung von Kunststoffverpackungen vorgenommen. Und, um es ganz offen zu sagen, sie musste es tun. Im Jahr 2018 waren Beauty-Marken für rund 120 Milliarden Verpackungseinheiten verantwortlich. Eine großzügige Schätzung, die sich auf die Daten der UN stützt, kommt zu dem Ergebnis, dass maximal neun Prozent dieser Verpackungen recycelt wurden. Zwölf Prozent wären verbrannt worden und die restlichen 79 Prozent auf der Mülldeponie gelandet. Bei Weleda verzichtet man komplett auf Mikroplastik und Flüssigkunststoffe in Verpackungen und ist damit ein Vorbild in der Branche. Seit die Marke 2015 plastikfreie Verpackungen eingeführt hat, ist sie zur führenden Naturkosmetikmarke des Planeten geworden, mit einem beträchtlichen Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Verbraucher haben andere Erwartungen Mehrere Verbraucherberichte haben ergeben, dass Millennials und die Generation Z nachhaltige Praktiken im Einzelhandel fordern – und bereit sind, mehr dafür zu bezahlen. Dies steht im krassen Gegensatz zu den Verbraucherpräferenzen der Baby-Boomer. Laut einem Forbes White Paper bevorzugen 62 Prozent der Generation Z den Kauf von nachhaltigen Marken. Es ist bezeichnend, dass diese Generation vor Kurzem ins Berufsleben eingetreten ist. Und für Kosmetikmarken, deren größter Markt die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen ist, ist es weder ethisch noch wirtschaftlich sinnvoll, auf eine kohärente Nachhaltigkeitsstrategie zu verzichten. Aus diesem Grund konnte eine Marke wie Weleda florieren, da sie ihre Verpackungen an die Erwartungen des Marktes und der Verbraucher anpasste. Es scheint unverständlich, dass Haushaltsmarken nicht vollständig dorthin gehen, wohin die Verbraucher und der Markt sich entwickeln. Meine Befürchtung ist jedoch, dass Marken mit der Rückkehr zu dem, was während der Pandemie als „überflüssiges“ Einwegplastik bezeichnet wurde, erhöhte Kosten, Sicherheit und eine neue Unmöglichkeit des Recyclings als Gründe anführen werden, um ihre Nachhaltigkeitsverpflichtungen ad acta zu legen. In der Tat ist dies bereits der Fall, da die Pandemie die Preise für recycelbare Kunststoffe deutlich erhöht hat. Wenn die Schönheitsindustrie einer neuen Generation von Kunden das bieten will, was diese von ihr erwartet, muss sie ihr Engagement in Bezug auf umweltfreundliche Verpackungen erneuern. Nachfüllpackungen Kurzfristig bieten Nachfüllpackungen eine praktische Möglichkeit, auf Nachhaltigkeit umzustellen. Kosmetikmarken nutzen Nachfüllpackungen bereits in beträchtlicher Zahl, wobei Neal’s Yard Remedies und The Body Shop zu den bemerkenswerten Vorreitern gehören. Nachfüllpackungen haben den offensichtlichen Vorteil, dass sie die Gesamtmenge der Verpackungen reduzieren, die von den Unternehmen hergestellt und von den Kunden gekauft werden müssen. Am effektivsten ist der Einsatz von Nachfüllpackungen, die im Geschäft nachgefüllt werden können, sodass keine zusätzlichen Verpackungen gekauft werden müssen. Diese einfache Verpackungsumstellung kann zu erheblichen Einsparungen führen: L’Occitane berichtet, dass sie den Plastikabfall um 121 Tonnen gesenkt haben und eine Verpackungsreduzierung von 98 Prozent verzeichnen konnten. Falls Kosmetikmarken nun ernsthafte Bedenken bezüglich der Sicherheit ihrer Verpackungen haben: Nachfüllbeutel besitzen einen hervorragenden Schutz vor Bakterien, Feuchtigkeit, Sauerstoff und Sonnenlicht. Und sie sind nicht nur pandemiefreundlich, sondern verlängern auch die Haltbarkeit. Rückkäufe Anreize für das Recycling waren ein erfolgreiches und beliebtes Programm, vor allem bei Kunststoffflaschen. Eine konzertierte Aktion von Kosmetikmarken und Einzelhändlern zur Einführung ähnlicher Programme sollte gefördert werden. Typischerweise handelt es sich dabei um den Austausch von wiederverwertbaren leeren Verpackungen gegen Coupons oder Gutscheine. John Lewis hat seine BeautyCycle-Initiative im Jahr 2019 eingeführt, es ist eines der erfolgreichsten Rückkaufsysteme, das von einem Einzelhändler eingeführt wurde. Fünf leere Verpackungen werden gegen einen Geldabzug bei zukünftigen Beauty-Einkäufen getauscht. Seit dem Start hat BeautyCycle über 231.000 Produkte davor bewahrt, auf die Mülldeponie zu wandern. Das sind mehr als 50.000 Kundenspenden. Wenn jeder Beauty-Händler morgen ein solches System einführen würde, könnte die Zunahme von Einwegplastik schnell ausgeglichen werden. Nachhaltige Verpackungen Wenn wir über die Zukunft umweltfreundlicher Verpackungen nachdenken und darüber, wie die Kosmetikindustrie ihre Verpackungen zukunftssicher machen kann, ermutigen uns die Fortschritte bei Biokunststoffen und Verpackungen auf Pflanzenbasis. In diesem Jahr hat Delta Global in Zusammenarbeit mit der Athleisure-Wear-Marke Sweaty Betty einen vollständig wiederverwendbare RPET-Beutel entwickelt, der verhindert, dass über 2,7 Millionen Plastikflaschen in unsere Ozeane, auf Mülldeponien oder in die Verbrennung gelangen. Obwohl sich Biokunststoffe noch im Anfangsstadium der Entwicklung befinden, gibt es bereits einige interessante Optionen auf dem Markt. Die besten von ihnen übertreffen die Recyclingfähigkeit, indem sie sowohl kompostierbar als auch biologisch abbaubar sind. Die Quelle für Biokunststoffe ist bemerkenswert – Pflanzenöle, Maisstärke und Lebensmittelabfälle –, sie alle können in sichere und robuste Verpackungen verwandelt werden. Kosteneffizienz und Haltbarkeit sind jedoch noch nicht ganz da, wo sie sein müssten. Ein energisches Entwicklungsprogramm ist erforderlich, wenn Biokunststoffe zum Industriestandard werden sollen. Allein die US-Schönheitsindustrie wurde auf einen Wert von 507,8 Milliarden Dollar im Jahr 2020 geschätzt. Die Finanzierung der Biokunststoffforschung sollte eine Priorität der Industrie sein. Vollständige Nachhaltigkeit ist der Weg, den die Verbraucher und der Markt einschlagen – und bei dem die Kosmetikindustrie vorangehen muss. >> www.deltaglobal.co >> Gastautor Joe Cook, Vizepräsident bei Delta Global Eco-friendly Packaging within the Cosmetics Industry There has been progress within the cosmetics industry in terms of sustainability at plastic <strong>packaging</strong>. This merely represents the beginning and it is necessary to continue to strive for more sustainability in spite of the pandemic. This is the position assumed by Joe Cook, the current Vice President at Delta Global. Amongst other matters, he also recommends, to invest more investment into bioplastics research 06 | <strong>2021</strong> www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 41
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