MY FACTORY 10/2021
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PRODUCTION EXCELLENCE<br />
DREI FRAGEN AN DEN<br />
PROJEKTVERANTWORTLICHEN<br />
STEFFEN HOSSFELD, BEREICHSLEITER IT,<br />
JUMO GMBH & CO. KG:<br />
Herr Hoßfeld, wie kam es zur Zusammenarbeit<br />
mit Sentian AI?<br />
Wir waren schon seit längerem auf der Suche nach einem<br />
Unternehmen, das uns bei der Umsetzung geplanter KI-<br />
Projekte unterstützen kann. Sentian AI verfügt über große<br />
Erfahrung im internationalen B2B-Umfeld und in der Prozessautomatisierung<br />
und hat sich sehr schnell als idealer<br />
Partner für unsere Zwecke erwiesen.<br />
Hatten Sie vor diesem Projekt bereits Erfahrungen mit<br />
der Digitalisierung im Produktionsbereich bei Jumo?<br />
Die Optimierung der Produktionsprozesse ist für Jumo eine<br />
konstante Herausforderung. Das Thema „Digitalisierung“ ist<br />
deshalb bereits seit Jahren bei jeder Neuinvestition ein wichtiger<br />
Prüfpunkt. Die zentrale Frage ist dabei, wie wir mit<br />
Hilfe automatisierter Prozesse unsere Wettbewerbsfähigkeit<br />
steigern und gleichzeitig Arbeitsplätze sichern können.<br />
Wie sind Ihre Planungen für die Zukunft?<br />
Das Sentian Projekt war so etwas wie ein „Showcase“ für<br />
Jumo. Zum einen konnten wir hier nützliche Erfahrungen<br />
mit dem Einsatz von KI sammeln, zum anderen hat so etwas<br />
natürlich auch Vorbildcharakter. Wir prüfen deshalb derzeit,<br />
in welchen anderen Produktionsbereichen diese Technologie<br />
zum Einsatz kommen kann. Langfristig ist es unser Ziel,<br />
Jumo zu einer vollwertigen „Smart Factory“ werden zu lassen.<br />
Ausschuss und weniger Kosten – und vor allem deutlich mehr<br />
Produkte in der höchsten Qualitätsklasse.<br />
Bei Jumo setzte Sentian.AI auf einen modellbasierten Ansatz<br />
für „Reinforcement Learning“(verstärkendes Lernen), einer<br />
neuen Form des Deep Learning. Konkret heißt das, dass eine<br />
künstliche Intelligenz mit allen relevanten Produktionsdaten<br />
„gefüttert“ wurde und auf dieser Basis verschiedene Modelle zur<br />
automatisierten Einstellung des NC-Wertes erstellte. Diese<br />
Modelle wurden in einer Trainingsphase erprobt und die Ergebnisse<br />
dieser Tests wiederum an die KI übergeben. So entstand<br />
bereits nach zwei Schleifen ein Produktionsmodell, das die bisherige<br />
manuelle Dateneingabe deutlich übertraf.<br />
KONTINUIERLICHER LERNPROZESS<br />
Der gesamte Prozess dauerte rund ein halbes Jahr und ging ohne<br />
größere Eingriffe in den Produktionsprozess vonstatten. Als Ergebnis<br />
wurde in der Qualifikationsphase eine zweistellige prozentuale<br />
Steigerung des Anteils von Temperatursensoren in der höchsten<br />
Qualitätsstufe erzielt. Dabei ist der Lernprozess noch nicht abgeschlossen.<br />
Mit jeder neuen produzierten Charge fallen weitere<br />
Daten an, die die KI nutzt, um das vorhandene Modell permanent<br />
zu optimieren. Fällt der „menschliche Faktor“ damit komplett<br />
weg? Natürlich nicht: Die manuelle Einstellung des NC-Wertes<br />
wird immer noch von einem Prozesstechniker vorgenommen, der<br />
jetzt aber die Werte der künstlichen Intelligenz nutzt. Er fungiert<br />
quasi als letzte Kontrollinstanz zwischen KI und Maschine.<br />
Und die Zukunft? Das Modell wird aktuell für zwei verschiedene<br />
Sensortypen eingesetzt, ein dritter ist in der Versuchsphase,<br />
weitere sind in Planung. Aufgrund der positiven Erfahrungen<br />
denkt Jumo aber auch über den Einsatz dieser Technologie in<br />
einem komplett anderen Bereich des Unternehmens nach.<br />
Bilder: Jumo<br />
www.jumo.de<br />
UNTERNEHMEN<br />
JUMO GmbH & Co. KG<br />
Moritz-Juchheim-Straße 1, 36039 Fulda<br />
Telefon: +49 661 6003-0,<br />
E-Mail: mail@jumo.nete<br />
AUTOR<br />
Michael Brosig, Pressesprecher bei Jumo<br />
WENN KI AUF IOT TRIFFT<br />
IoT, also das Internet der Dinge und KI, die<br />
künstliche Intelligenz, sind beide für sich<br />
betrachtet etablierte Faktoren im Zusammenhang<br />
mit dem digitalen Wandel.<br />
Mittlerweile setzt sich jedoch die Erkenntnis<br />
durch, dass sie wohl nur im Zusammenspiel<br />
ihre volle Wirkung im Hinblick auf<br />
mehr Innovation, Produktivität und<br />
Wettbewerbsvorteile entfalten können.<br />
Denn KI braucht Daten und der enormen<br />
Menge an IoT-Daten ist ohne KI nicht Herr<br />
zu werden. Deshalb „verheiraten“ sich KI<br />
(englisch: AI) und IoT im nächsten Schritt<br />
und operieren unter der Bezeichnung<br />
„AIoT“ (Artificial Intelligence of Things). Der<br />
Benefit für Unternehmen liegt auf der<br />
Hand: Denn wer IoT und KI konsequent<br />
zusammen denkt, ist in der Lage, aus den<br />
anfallenden, enormen Datenmengen einen<br />
wirklichen Mehrwert zu generieren<br />
20 <strong>MY</strong> <strong>FACTORY</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.myfactory-magazin.de