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Logopädie, Pflanzen, Probiotika

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Wissenschaft

dass er die Hoffnung noch nicht aufgegeben

hat. Und hier ist die wertvolle

Ambivalenz. Eine Hoffnung auf eine

Objektänderung, doch noch ein liebevoll

zugewandtes Vaterobjekt zu erreichen.

Und diese Objektgewandtheit ist es, die

es vielleicht möglich macht, die Wut und

Enttäuschung zu überwinden, sich von

Unerfülltem zu verabschieden und sich

den Eltern innerlich wieder anzunähern.

Herr A. – Verlauf

Zunächst tritt Herr A. in den Gesprächen

wenig in Kontakt, zunehmend

werden starke Wünsche nach positiver

Spiegelung und Anerkennung spürbar.

Über-Ich-entlastende Interventionen

und eine empathisch zugewandte Haltung,

auch ein Containment all der Wut

führen zu einer hohen affektiven Resonanz.

Der innerpsychische Raum wird

etwas flexibler, zunächst insbesondere

in nonverbalen Therapien, z. B. in der

Kunst oder beim Sport, wo Ängste angegangen

werden können. Als die Entlassung

aus dem stationären Kontext naht,

kann Herr A. (unbewusst) zunehmend

seine Wut auf seine Therapeuten lenken.

Dies zeigt einen hoffnungstragenden

Veränderungsraum auf, denn, je objektgerichteter

und bezogener das Empfinden

und auch das suizidale Erleben sind,

desto mehr findet die Ambivalenz ihren

Raum und kann bearbeitet werden.

Fataler ist die passive, in sich gekehrte

Suizidalität, die das Objekt rettungslos

aufgegeben hat.

„Wenn ich wieder gesund bin, dann mache

ich eine Reise in die Türkei, nicht dorthin,

wo ich aufgewachsen bin, sondern irgendwo

anders hin. Ich werde zu meiner Familie

zurückkehren, aber das ist etwas, das

ich nur für mich tun werde.“

Herr A. wurde medikamentös mitbehandelt.

Denkanstöße zur psychopharmakologischen

Akut- und Präventivbehandlung

sind im Literaturverzeichnis

aufgeführt [2, 12, 13].

Nachdruck aus dem zaenmagazin 2018 2

Autorin

Anna-Lena Bröcker, M. Sc. (Psych.)

Stationspsychologin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus

Große Hamburger Str. 5-11, 10115 Berlin

Interessenkonflikt: Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee

of Medical Journal Editors besteht.

Literatur- und Quellenverweise

[1] Adler CJ., Dobney K., Weyrich LS. et al.: Sequencing Gerisch

B. Suizidalität. Gießen: Psychosozial-Verlag, 2012.

[2] Wolfersdorf M, Etzersdorfer E. Suizid und Suizidprävention.

Stuttgart: Kohlhammer GmbH, 2011.

[3] Wolfersdorf M, Schneider B, Schmidtke A. Suizidalität:

Ein psychiatrischer Notfall, Suizidprävention: Eine

psychiatrische Verpflichtung. Nervenarzt 2015;86:1120-

1129.

[4] Lewitzka U, Wolfersdorf M. Aktuelle psychopharmakologische

und psy-chotherapeutische Strategien der Suizidprävention.

Nervenarzt 2016;87:465-466.

[5] http://www.who.int/mental_health/ suicide-prevention/

world_report _2014/en. (Letzter Zugriff: 4.1.2018).

[6] Kriesl I. Ärztin warnt vor umstrittener Netflix-Serie: “Ich

mache mir große Sorgen“. Stern 2017. https://www.stern.

de/gesundheit/aerztin-warnt-vor-netflix-serie--totemaedchen-luegen-nicht----ich-mache-mir-grosse-sorgen--7429632.html.

(Letzter Zugriff: 4.1.2018).

[7] Wolfersdorf M. Empfehlungen zum Umgang mit Suizidalität

bei Depressi-ven, Suizidprophylaxe 1991;18:27-37

(Zitat S.28).

[8] DGPPN, BÄK, KBV, AWMF (Hrsg.) für die Leitliniengruppe

Unipolare De-pression*. S3-Leitlinie/Nationale

VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Kurzfassung,

2. Auflage. Version 1. 2017. http://www.depression.

versorgungsleitlinien.de. (Letzter Zugriff: 4.1.2018).

[9] Wolfersdorf M, Vogel R, Vogl R et al. Suizid im psychiatrischen

Kranken-haus - Ergebnisse, Risikofaktoren, therapeutische

Maßnahmen. Nervenarzt 2016;87:474-482.

[10] Lewitzka U, Denzin S, Sauer C et al. Personality differences

in early ver-sus late suicide attempters. BMC Psychiatry

2016;16(1):282.

[11] Lewitzka U, Spirling S, Ritter D et al. Suicidal ideation

vs. suicide at-tempts: Clinical and psychosocial profile

differences among depressed pa-tients. The Journal of

Nervous and Mental Disease 2017;205(5):361-371.

[12] Haußmann R, Bauer M, Lewitzka U et al. Psychopharmaka

zur Behand-lung suizidaler Patienten und zur Suizidprävention.

Nervenarzt 2016;87:483-487.

[13] Lewitzka U, Severus E, Bauer R et al. The suicide prevention

effect of lithium: More than 20 years of evidence - a

narrative review. International Journal of Bipolar Disorders

2015;3:15.

[14] DGS- Hilfsangebote. https://www.suizidprophylaxe.de/

hilfsangebote/fuer-betroffene-und-angehoerige/. (Letzter

Zugriff: 4.1.2018).

[15] Statistisches Bundesamt (2015). Todesursachen in

Deutschland. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/

Thema-tisch/Gesundheit/Todesursachen/Todesursachen.html.

(Letzter Zugriff: 4.1.2018).

Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 4/2021 21

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