09.12.2021 Aufrufe

SOM- 4_2021

Logopädie, Pflanzen, Probiotika

Logopädie, Pflanzen, Probiotika

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Pflanzenportrait

pflanze wurde eher bei Brustfellentzündung und bei einer als

Vich (Vicht) bezeichneten Krankheit verwendet, einer Art Vorkrebserkrankung

(Präkanzerose).

Im 17. Jahrhundert schrieb der englische Apotheker, Arzt und

Astrologe Nicholas Culpeper über den Baldrian: „Er ist eine

treffliche Arznei, den Stuhlgang zu befördern, wenn andere

Mittel versagen. Er ist hülflich für Kopfschmerzen, Zittern, Zuckungen,

hysterische Leiden und die Schwermut.“

Heute:

beruhigende Wirkung im Vordergrund

Heutzutage sehen wir im Baldrian ganz andere Vorzüge: allen

voran seine beruhigende Wirkung. Beginnend im 18. Jahrhundert

wird Baldrian als Beruhigungsmittel sowie zur Behandlung

von Stress und Nervosität verwendet. Er gilt heute als eines der

besten und am meisten genutzten pflanzlichen Sedativa. Pharmakologisch

sind dabei praktisch ausschließlich die Baldrianwurzeln

interessant. Heute kennt man mehr als 150 chemische

Wirkstoffe, die im Baldrian enthalten sind. Viele Wissenschaftler

halten es für wahrscheinlich, dass erst die Kombination dieser

Stoffe die Baldrian-typische Wirkung ergibt, weil sie sich

synergetisch gegenseitig ermöglichen und verstärken.

Die hauptsächlichen Inhaltsstoffe des Baldrians sind die ätherischen

Öle Valenol, Valeriansäure, Valerensäure, weitere Stoffe

aus der Gruppe der Valepotriate sowie einige wenige Alkaloide.

Die Inhaltsstoffe des Baldrians wirken auf den Organismus:

▶ schlaffördernd

▶ beruhigend

▶ angstlösend

▶ spasmolytisch (entkrampfend)

Valerensäure beispielsweise hat eine spasmolytische, angstlösende

sowie muskelentspannende Wirkung und wirkt direkt

auf das Zentralnervensystem ein. Die schlaffördernden und

entspannenden Eigenschaften des Baldrians führt man auf die

Wechselwirkungen vieler verschiedener Stoffe zurück (u. a. Valepotriaten),

auch wenn diese bis heute noch nicht in allen Einzelheiten

erforscht sind.

Baldrian gilt als ein klassisches Nervenberuhigungsmittel mit

beruhigend-ausgleichender, entspannender Wirkung – ohne

das Nervensystem zu betäuben oder die Leistungsfähigkeit einzuschränken.

Indem Baldrian hilft, die innere Unruhe zu besiegen

und Nervenbahnen zu lockern, ermöglicht er auch den

Organen eine entspannte Arbeitsweise.

In der durch Baldrian gewonnenen Erholungsphase sollte nun

Kraft geschöpft werden, um dem Grund der Unruhe auf die

Spur zu kommen – und entsprechend Abhilfe zu schaffen.

Baldrian bei der Zahnbehandlung

Es ist leider immer noch eine weit verbreitete Erscheinung, dass

Patient*innen Angst vor dem Zahnarztbesuch haben. Die Gründe

sind bekanntermaßen vielfältig und beginnen oft schon mit

traumatischen Ereignissen in der Kindheit. Daher sollte man

meinen, dass vor allem ältere Patient*innen betroffen sind, weil

zu ihrer Zeit die Zahnmedizin noch nicht so weit entwickelt war

wie heute. Wer als Kind einmal auf einem Zahnarztstuhl saß,

bei dem der Bohrer noch per Fußpedal bedient wurde, um die

Drehzahl zum Bohren zu erreichen, wird sich nur sehr ungern

daran erinnern – selbst wenn natürlich auch damals Hilfe das

Ziel war und so ein Gerät medizinisch bis in die 1960er-Jahre

als State-of-the-Art galt. Interessanterweise haben aber auch

viele junge Menschen Angst vor der Zahnbehandlung. Hier

verspricht Baldrian Linderung des psychologischen Drucks, der

Sorge, der Angst.

Und in akuter Lage bewährt sich Baldrian auch bei der Behandlung

von Schmerzen. Das können einerseits Zahnschmerzen

sein, z. B. aufgrund von unbehandeltem Zahnkaries oder einer

Entzündung an der Zahnwurzel oder im Kieferknochen. Aber

auch eine Reihe von anderen Erkrankungen und Phänomenen

lösen Schmerzen aus, die in den Kiefer ausstrahlen können, darunter

Kopfschmerzen, Angina Pectoris, Gürtelrose, Migräne,

Muskelverspannungen und Entzündungen.

Baldrian ist beruhigend und schmerzstillend. Darüber hinaus

wirkt sich Baldrian auch positiv auf das Seelenleben aus, weil

er dabei helfen kann, Einschlafstörungen, Depressionen, Resignation

und Reizbarkeit, ausgelöst durch starke Zahnschmerzen,

zu beheben. Nicht zuletzt empfinden viele Menschen Schmerzen

als seelisch äußerst belastend; auch hier kann Baldrian ausgleichend

wirken.

Baldrian kann dabei als Tee, Tinktur oder als Pulver eingesetzt

werden. Sollte es zu einer akuten Schlaflosigkeit kommen, empfiehlt

es sich, vor dem Schlafengehen einen Tee aus Baldrian,

Hopfen, Beifuss und Melisse zu trinken. Diese Hausmittel auf

pflanzlicher Basis versprechen eine rasche Verbesserung des

Leidens und können auf dem Weg der Schmerztherapie begleitend

eingesetzt werden.

In leichten Fällen kann man sich auch vor dem Zahnarztbesuch

mit Entspannungstees oder Tropfen aus Lavendelblüten, Baldrian,

Passionsblume und Hopfen gegen die aufziehende Furcht

mental stärken.

Bruxismus

Schlafbruxismus wird als schlafbezogene Bewegungsstörung

angesehen, die in ähnlicher Weise mit dem Restless-Legs-Syndrom

und periodischen Bewegungen der Gliedmaßen klassifiziert

wird.

Baldrianwurzel verbessert nachweislich die Schlafqualität. Baldrian

enthält zwei Substanzen: Valepotriate und Sesquiterpene.

Ersteres, das zur Standardisierung des Arzneimittels verwendet

wurde, ist zytotoxisch. Letzteres hat keinen solchen Effekt. Beide

haben eine beruhigende Wirkung.

An einem Präparat, das hauptsächlich Sesquiterpene enthält,

wurde ein Doppelblindtest durchgeführt. Im Vergleich

zu Placebo zeigte es eine gute und signifikante Wirkung auf

46 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 4/2021

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!