SOM- 4_2021
Logopädie, Pflanzen, Probiotika
Logopädie, Pflanzen, Probiotika
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Praxis
träge mit externen Dienstleistern und
eventuell solche geprüft werden, die für
Online-Präsentationen abgeschlossen wurden.
Ob bei Schließung oder Übergabe:
Hier sorgfältig zu dokumentieren, ist in
jedem Fall nötig.
Während der zahnärztlichen Tätigkeit ist
eine Haftpflichtversicherung verpflichtend.
Sollte über den Praxisverkauf oder
die -übergabe noch Tätigkeit ausgeführt
werden, als Vertretung oder Mitarbeit,
ist weiterhin eine ausreichende Versicherung
nötig. Hier gibt es Anbieter für spezielle
Ruhestandversicherungen, die sich
auf die Situation ausrichten lassen.
Wenn die zahnärztliche Tätigkeit aufgegeben
wird, sollte man allerdings eine
Nachhaftungsversicherung abschließen,
denn die Berufshaftpflichtversicherung
deckt üblicherweise nur Schäden ab, die
während der Laufzeit der Berufshaftpflichtversicherung
entstanden sind. Es
kann der Fall eintreten, dass ein Haftungsfall
erst später eintritt. Es gibt Berufshaftpflichtpolicen,
die die Nachhaftung
beinhalten.
Privatrezepte können auch nach der
Aufgabe der Zahnarztpraxis zum Eigengebrauch
ausgestellt werden. Allerdings
müssen diese mit der Privatanschrift
ausgestellt werden, die Praxisadresse
darf nicht mehr verwendet werden. Auch
über die Aufbewahrung von zahnärztlichen
Aufzeichnungen sollte man sich vor
der Schließung Gedanken machen, denn
die Dokumente müssen gesichert mindestens
10 Jahre aufbewahrt werden.
Literatur- und Quellenverweise
Mama oder Pappa
ante Portas?
Ausschlafen und gemütlich frühstücken,
spazieren gehen und dann nach dem Mittagessen
ein ausgedehntes Nickerchen ...
Endlich ist Zeit für all die schönen Dinge,
die man sich schon lange vorgenommen
hat. Das Sortieren der Bücherwand und
der alten Schallplatten und das Pflegen
der Fotobücher steht immerhin schon
lange an. Wenn die Praxis übergeben
oder geschlossen ist, bleibt viel Zeit für
Freunde und Familie, den Garten, den
Hund und die Nachbarn. Die meisten
Berufstätigen malen sich ein entspanntes
Rentnerdasein aus. Doch reichen auf
Dauer diese schönen Dinge nicht, um
ein erfülltes Leben nach dem Beruf zu
führen. Denn die meisten Menschen,
die mit 65 Jahren in Rente gehen, sind fit
und haben ausreichend Energie, um sich
noch einige Ziele zu stecken. Hat man die
Praxis losgelassen, fällt auch ein großer
Teil der Lebenssinnstiftung weg. Und das
nicht nur in Bezug auf den Broterwerb.
Es entfällt auch die Wertschätzung für die
zahnärztliche Tätigkeit und die Struktur,
die ein Berufsalltag mit sich bringt. Was
also zunächst als Erleichterung verspürt
wird – die Praxis ist an eine*n Nachfolger*in
gegangen zu einem guten Preis,
zum Wohle der Patient*innen ist alles
geregelt – kann auch in Langeweile umschlagen.
Die hohe Lebenszufriedenheit,
vergleichbar mit dem Honeymoon,
[1] Mergenthaler, A.; Konzelmann, L.; Cihlar, V.; Micheel, F.; Schneider, N. F.: Vom Ruhestand zu (Un-)
Ruheständen. Ergebnisse der Studie „Transitions and Old Age Potential“ (TOP) von 2013 bis 2019.
[2] Schawniski, R. (2002). Lebenslust bis 100. Das Ego-Projekt. Zürich: mvg Verlag.
[3] Janz, D.; Schnelle, T. (2019). Gründung, Veräußerung und Erwerb von Arzt- und Zahnarztpraxen –
Steuerrechtliche Grundlagen und Fallstricke. 1. Edition mit Übersichten, Checklisten. Berlin: Erich
Schmidt Verlag GmbH & Co.
[4] Lewejohann, D.; Morton A.; Porten, S.; Stein, O. (2018). Kauf und Bewertung einer Arztpraxis: Rechtliche
Rahmenbedingungen. Steuerliche Konsequenzen. Bilanzielle Aspekte. Arztpraxisbewertung Herne:
NWB Verlag.
schwindet schrittweise. Es kommt zu
einer gewissen Ernüchterung. Ohne die
Tagesstruktur und beruflich bedingte
Sozialkontakte, ohne die Wertschätzung,
die durch den Job entgegengebracht wurde,
bauen viele Menschen rapide ab. Die
Rente kann ein Risiko für die körperliche,
geistige und seelische Gesundheit
werden. Allein Freizeitpläne können die
Lebensqualität nicht erhalten.
Auch hier hilft nur die bewusste Planung
des Ruhestandes. Der stufenweise Ausstieg
aus der Praxis ist daher nicht nur
für den/die Nachfolger*in wertvoll, sondern
bietet auch dem/der Inhaber*in eine
Möglichkeit, in eine neue Lebenssituation
hin einzuwachsen. Es ist dabei keine kleine
Herausforderung, sich mit einer neuen
Lebensphase zu beschäftigen. Laut einer
Umfrage des Sinus-Instituts für Marktund
Sozialforschung Heidelberg setzt
sich nur ein Fünftel der 40- bis 55-Jährigen
mit der Planung des Ruhestandes
auseinander. Die Studie „Transitions and
Old Age Potential“ (TOP) des Bundesinstituts
für Bevölkerungsforschung zeigte,
dass etwa 50 % derjenigen, die gerade in
den Ruhestand wechseln, Pläne für die
Zeit nach dem Berufsleben haben. Für
einen Erhalt der Lebensqualität, der über
ein kurzfristiges Wohlbefinden durch
Reisen oder das Ausüben der Hobbys
entsteht, sollten weitere Pläne geschmiedet
werden. Eine wichtige Säule spielt
dabei gemäß Professorin Ursula Maria
Staudinger, Psychologin und Alternsforscherin
(Rektorin der TU Dresden), das
Engagement in der Gesellschaft oder der
Familie, eventuell durch die Ausübung
eines Ehrenamts oder das Kümmern
um jüngere Familienmitglieder. Soziale
Kontakte und das Kennenlernen anderer
Menschen geben neue Impulse und
zwingen dazu, zu interagieren und geistig
fit zu bleiben. Wer frühzeitig darüber
nachdenkt, was Spaß macht und welche
Aufgaben Sinn und Bestätigung geben,
hat dann genug Zeit, diese vorzubereiten
und damit loszulegen.
32 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 4/2021