Rittner Boetl 267 Dezember 2021
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Geschichtliches
Dezember 2021 - Heft 267 -´s Rittner Bötl
Wie lange dauert die Adventszeit?
Beinahe hätte es fünf Sonntage gegeben.
In der christlichen Tradition bedeutet Advent (lateinisch adventus
„Ankunft“) die Jahreszeit, in der sich die Kirchen auf
Weihnachten, das Fest der Geburt Christi, also der „Ankunft
des Herrn“ vorbereiten.
Die Adventszeit beginnt mit der Vesper am Vorabend des ersten
Adventssonntags, der zugleich den Anfang des Kirchenjahres
markiert, und endet am Heiligen Abend vor der Weihnachtsvesper.
Manchmal dauert dann diese Zeitspanne vier, in anderen
Jahren aber auch nur drei Wochen, was davon abhängt, auf
welchen Wochentag der 24. Dezember fällt.
Doch das war nicht immer so im Laufe der zweitausendjährigen
Geschichte der Christenheit. In deren Frühzeit waren die Adventswochen
nämlich genauso eine Fastenzeit wie vor Ostern.
Sie begann am Martinstag (11. November) und endete mit dem
6. Jänner, dem Fest der Erscheinung des Herrn (Epiphanias).
Erst zu Beginn des 7. Jahrhunderts legte Papst Gregor I., der
Große (Amtszeit 590-604), fest, dass es künftig nur vier Adventssonntage
geben sollte. Zweihundert Jahre später bestimmte
auch Kaiser Karl I., der Große, eine vierwöchige Adventszeit
für seinen Herrschaftsbereich. Gleichwohl wurde mancherorts
die Adventszeit weiterhin auf fünf oder sogar sechs Wochen
ausgedehnt.
Im Jahre 1038 kam es dann mehr oder weniger zufällig zum
sogenannten Straßburger Adventsstreit, der mit der heutigen
Regelung endete. Kaiser Konrad II. (um 990 bis 1039) befand
sich auf dem Weg von Burgund nach Goslar, als er am Sonntag,
dem 26. November jenes Jahres, Station in Straßburg einlegte,
wo sein Onkel Wilhelm I. seit 1029 das Bischofsamt bekleidete.
Dieser hatte sich darauf gefreut, zusammen mit dem Eintreffen
des Kaisers auch den ersten Advent, also den Beginn der Ankunftszeit
des Herrn, zu feiern. Doch der Neffe widersetzte sich
dem Ansinnen seines bischöflichen Onkels, welcher die Auffassung
vertrat, dass die Adventszeit grundsätzlich vier volle Wochen
betragen müsse (1038 also vom 26. November bis zum 24.
Dezember). Die Folge aus einer solchen Regelung wäre jedoch
gewesen, dass dabei fünf Adventssonntage herausgekommen
wären, was der Vorgabe Papst Gregors widersprochen hätte.
Letztlich ging es nämlich um die Frage, ob Heiligabend, wenn
er auf einen Sonntag fiele – was allein in jenem 11. Jahrhundert
vierzehn Mal der Fall war –, zugleich als vierter Advent begangen
werden sollte oder nicht. Entweder hätte die Adventszeit
dann drei bis vier oder aber, sofern Heiligabend auf einen Montag
gefallen wäre, vier bis fünf Wochen gedauert.
Nachdem sich der Kaiser geweigert hatte, schon am 26. November
den ersten Advent zu feiern, zog er mit seinem Gefolge
weiter zum Kloster Limburg bei Bad Dürkheim, wo er am
Sonntag, dem 3. Dezember 1038, eine Synode einberief, die
den Beschluss fasste, dass der erste Advent frühestens am 27.
ritten@boetl.net