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Spielzeitheft - Theater Plauen-Zwickau

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Verehrtes Publikum,<br />

Ruhestörungen ist das Motto der neuen Spielzeit.<br />

Die Welt in der wir leben ist voller Ruhestörungen<br />

und es scheint ein Grundbedürfnis des Menschen<br />

zu sein, diesen aus dem Weg zu gehen, bzw. sie zu<br />

verhindern und „ungestört“ zu leben.<br />

Die Kunst verstand ihre Aufgabe zu den verschiedensten<br />

Zeiten immer unterschiedlich. Aufwühlend,<br />

wenn die Zeiten ruhig sind, aufbegehrend,<br />

wenn Unterdrückung herrscht, besinnend, wenn<br />

Besinnungslosigkeit um sich greift, kritisch provokant,<br />

wenn Selbstgerechtigkeit überwiegt.<br />

Wo stehen wir jetzt? Was ist unsere Aufgabe, unser<br />

„Gewicht“, das in die Waagschale gelegt wird? Unsere<br />

Zeit scheint überlastet mit Problemmeldungen,<br />

Krisenszenarios, virtuellen Gefahren und unüberschaubaren<br />

globalen Entwicklungen. Will man<br />

da noch von „Problemen“ im <strong>Theater</strong> belästigt werden?<br />

Wäre es nicht unsere Aufgabe, Ihnen einen<br />

schönen, entspannenden Abend anzubieten, der<br />

Sie für ein paar Stunden die Welt vergessen lässt<br />

und etwas Schöneres zeigt, als die sogenannte<br />

Wirklichkeit? <strong>Theater</strong> ist einer der letzten Orte, an<br />

dem Ihnen echte Menschen gegenüber stehen,<br />

die nicht medial produziert wurden. Diesen Wert<br />

wollen wir erhalten, insofern sind wir eine konservative<br />

Einrichtung. Darstellen aber wollen wir eine<br />

komplexe Welt, wie wir sie vorfinden – künstlerisch<br />

10<br />

verarbeitet mit den Mitteln der Bühne, aber immer<br />

in Verbindung stehend zu unserer Welt, in der wir<br />

leben. Insofern wollen wir progressiv sein im eigentlichen<br />

Sinn des Wortes: nach vorne gehend.<br />

Die erste Premiere wird Mozarts „dramma giocoso“<br />

Così fan tutte sein, in der zwei Männer aus Spaß die<br />

Frau des jeweils anderen verführen. Doch meinte es<br />

Mozart nur komisch? Der Frage werden wir nachgehen.<br />

Zur Weihnachtszeit wird Der Zauberer von Oss<br />

in diesem Jahr in <strong>Plauen</strong> die Kinderherzen erfreuen<br />

und im März bringt die Csárdásfürstin die Moralvorstellungen<br />

der Belle Époque ins Wanken. Im Wagnerjahr<br />

2013 wollen wir uns einer der großen Opern<br />

des sächsischen Meisters widmen, an dem sich die<br />

Geister seit jeher scheiden, und im Tannhäuser die<br />

Rolle des individuellen Künstlers, des verzweifelten<br />

„Ruhestörers“ in einer Gesellschaft beleuchten, die<br />

keinen Abweichler duldet. Als Sommerproduktion<br />

werden wir unter freiem Himmel die erste romantische<br />

deutsche Oper zeigen: den Freischütz von<br />

Carl Maria von Weber, einem Wegbereiter Wagners.<br />

Auf der Kleinen Bühne kann man in unserer mittlerweile<br />

dritten Kinderoper Prinzessin Anna oder Wie<br />

man einen Helden findet die Nöte einer Prinzessin<br />

erleben, deren Vater sich aus Arbeitsunlust in den<br />

vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Ein Gastspiel<br />

mit Maximilian Nowka, Liederabende und kleine<br />

Programme vervollständigen das Angebot.<br />

Lassen Sie sich also in Ihrer Ruhe lustvoll stören.<br />

Über viele Generationen hat sich die Idee „Stadttheater“<br />

bei uns entwickelt und dagegen gekämpft,<br />

durch kommerzielle Zwänge in ihrem künstlerischen<br />

Bestreben abhängig zu werden. Erhalten<br />

Sie mit uns diesen weltweit einzigartigen Freiraum<br />

durch Ihren Besuch, Ihre Anteilnahme.<br />

Die Menschen wollen zur Ruhe kommen. Doch darauf<br />

darf nur hoffen, wer sich aus der Ruhe bringen<br />

lässt. (Ralf Waldo Emerson)<br />

Ihr Stefan Bausch<br />

Operndirektor

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