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Traumarbeit Psychodynamik Psychotherapieforschung GLE-Akademie

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einzubringen.<br />

Frankl hat in seinen Traumauslegungen<br />

unter anderem die freien<br />

Assoziationen angewendet, dabei aber<br />

den personalen Bezugsrahmen nie verlassen.<br />

Ihm war es jedoch auch wichtig,<br />

den phänomenologischen Tatbeständen<br />

den gebührenden Rang zu<br />

überlassen (Frankl 1988, 48). Träume<br />

vollziehen sich vorwiegend in Bildern.<br />

In dieser Bilderwelt offenbart sich eine<br />

ursprüngliche Beziehung zur Wirklichkeit.<br />

Eine phänomenologische Analyse<br />

vermag durch das Herausarbeiten der<br />

Bilder, die der Träumende gesehen hat<br />

und das Bergen der dazugehörenden<br />

Emotionalität den Sinngehalt eines<br />

Traumes zu erschließen. Im offenen<br />

Hinhören und Anschauen beider<br />

phänomenologischen Vorgangsweisen,<br />

werden das Gegebene rein in seiner<br />

Wesenheit zur Anschauung gebracht<br />

und dadurch die ihm innewohnenden<br />

Zusammenhänge einsichtig gemacht.<br />

In der phänomenologischen<br />

<strong>Traumarbeit</strong> wird jede Art von<br />

exegetisch dechiffrierender Deutung<br />

und Symbolik unterlassen. Sie wendet<br />

sich der Gestimmtheit und Befindlichkeit<br />

der Person zu. Das Traumerfahren,<br />

das Traumerleben “vollzieht sich primär<br />

intuitiv und fühlend” (Wyss 1988,<br />

71). Die Unmittelbarkeit des Traumes<br />

verweist auf die emotionalen Beziehungen<br />

und Begegnungen und gibt damit<br />

den Blick auf die Person frei. Der<br />

Traum ist “Entdeckung der Seele”<br />

(Wyss 1988, 288 ff.).<br />

Die subjektive Weltbegegnung<br />

spiegelt sich im Traum wieder. Mit den<br />

Bildern im Traum entstehen Gefühle.<br />

Durch das Bewegtsein wird die Emotionalität<br />

unmittelbar empfunden, und<br />

der Träumer gibt ihr Raum. Die<br />

40 EXISTENZANALYSE 1/98<br />

FORUM<br />

Berührtheit entstammt aus einer Wertberührung,<br />

die im Wachbewußtsein<br />

vernommen wurde, aber eventuell unbewußt<br />

geblieben ist. In den Träumen<br />

berührt, was an “emotionaler Wirklichkeit<br />

unser Dasein durchdringt. Diese<br />

primäre Emotionalität (Längle) als<br />

ursprüngliche und unverzerrte Weltund<br />

Wertberührung ist die Grundlage<br />

für jede existentielle Entscheidung und<br />

Sinnerfahrung” (Kunert 1993, 209).<br />

Der Traum ist Ausdruck von Emotionalität,<br />

die unter bestimmten Bedingungen<br />

zum Vorschein kommt. Insofern<br />

zeigt sie sich zwar in den Traumbildern,<br />

ist jedoch nicht im Traum entstanden.<br />

Erst im Wachen kann die Person<br />

das im Traum Angesprochene aufnehmen<br />

und zu sich in Berührung setzen.<br />

Die emotionale Gestimmtheit im<br />

Traum wird so als Teil der Existenzverfassung<br />

zugelassen. Durch Stellungnahme,<br />

Verantwortung und Entscheidung<br />

erfolgt die Integration der wahrgenommenen<br />

Emotionalität.<br />

Das tiefere Verständnis für das<br />

eigene Leben wird für den Träumenden<br />

dadurch zugänglich, daß er in den<br />

Traumbildern seine Affizierbarkeit entdeckt<br />

und damit seine Hinwendung zu<br />

seinen Werten und zu seinem Wollen<br />

erkennt, die sodann in sein Handeln<br />

einfließen können. Daher ist <strong>Traumarbeit</strong><br />

hilfreich für das Erkennen von<br />

Lebensmöglichkeiten.<br />

Existenzanalytische<br />

<strong>Traumarbeit</strong><br />

Ziel der existenzanalytischen <strong>Traumarbeit</strong><br />

ist es, über Träume den Zugang<br />

Tabelle 1: Gegenüberstellung der vier methodischen Schritte der PEA und der <strong>Traumarbeit</strong>.<br />

zu der Tiefenperson zu finden und die<br />

Person zu ihrer authentischen Art zur<br />

Existenz zu führen.<br />

In den Träumen zeigt sich das<br />

Personale, das Psychische und das<br />

Geistige des Menschen. Die Person<br />

und ihre Emotionalität kann mittels der<br />

“Personalen Existenzanalyse”, die von<br />

Alfried Längle beschrieben wurde, aufgefunden<br />

werden. Der Traum ist Ausdruck<br />

der Person, das “Eigene” zeigt<br />

sich. Die Äußerungen der Person erscheinen<br />

im Traum und sind der Ansatzpunkt<br />

der therapeutischen Traumauslegung.<br />

Im Folgenden wird dargestellt,<br />

wie sich die methodische Vorgehensweise<br />

der PEA (Personale Existenzanalyse)<br />

eignet, um die Emotionalität<br />

des Träumers zu heben und die<br />

Person zu erreichen.<br />

Bei der Bearbeitung eines Traumes<br />

werden die folgenden vier Schritte<br />

vollzogen:<br />

- Schilderung des Traumes<br />

- Vernehmen der Traumbilder<br />

- Auseinandersetzung mit dem<br />

Traumgehalt<br />

- Umsetzung der Traumbotschaften<br />

Diese Schritte sind in Tabelle 1 (siehe<br />

unten) den Schritten der PEA gegenübergestellt.<br />

Schilderung des Traumes -<br />

Deskription in der PEA<br />

In der <strong>Traumarbeit</strong> geht es in dieser<br />

Phase um die Schilderung von Träumen,<br />

den Traumberichten. Bevor nun<br />

die therapeutische Vorgehensweise dargestellt<br />

wird, sind hier wichtige praktische<br />

Hinweise zu Träumen zusammen-<br />

Methodische Schritte PEA <strong>Traumarbeit</strong><br />

1 DESKRIPTION Beschreibung der Fakten Schilderung des Traumes<br />

2 PHÄNOMENOLOGISCHE Auffinden von Eindrücken Vernehmen der Traumbilder<br />

ANALYSE und Empfindungen<br />

3 INNERE STELLUNGNAHME Verstehen, Stellungnahme Auseinandersetzung mit<br />

dem Traumgehalt<br />

4 AUSFÜHRUNG Erarbeiten einer Antwort Umsetzung der Traumbotschaften

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