medizin&technik 04.2022
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(Bild: Nano Retina)<br />
Das Glas-Mikro-Bonding ermöglicht eine transparente<br />
Verkapselung des Implantats von nur<br />
20 bis 100 µm Dicke. So sind die hitzeempfindlichen<br />
elektronischen Komponenten auch während<br />
des Fertigungsprozesses geschützt<br />
Medical Device<br />
Engineering<br />
mal zu verkapseln, nutzen die Experten<br />
eine präzise Laser-Micro-Bonding-Technologie,<br />
bei der Glas mit Glas gebondet<br />
wird. Der Vorteil: Der Prozess funktioniert<br />
ohne jegliche Kleb- oder Zusatzstoffe<br />
und verbindet das aufeinandertreffende<br />
Glas nur an den mikrometerkleinen<br />
Kontaktpunkten.<br />
Die innovative Technologie ermöglicht<br />
eine extreme Miniaturisierung – für Mikroimplantate<br />
ein Muss. „Das Verfahren<br />
erzeugt eine transparente Verkapselung<br />
von nur 20 bis 100 µm Dicke. Damit war<br />
es ideal für unser Miniaturgerät NR600“,<br />
sagt Mendelewicz. Eine weitere wichtige<br />
Anforderung war, dass die hitzeempfindlichen<br />
elektronischen Komponenten des<br />
Implantats während des gesamten Fertigungsprozesses<br />
geschützt werden. Während<br />
bei vielen herkömmlichen Versiegelungsmethoden<br />
das gesamte Bauteil erhitzt<br />
wird und das Implantat beschädigt<br />
werden könnte, wird beim Laser-Micro-<br />
Bonding nur ein präziser winziger Bereich<br />
erhitzt. Die Erhitzung erfolgt somit bei<br />
Raumtemperatur und damit unkritisch<br />
für die wärmeempfindliche Elektronik.<br />
„Dank der einzigartigen Technologie<br />
von Schott Primoceler konnten wir die<br />
Entwicklung des NR600 Miniaturimplantats<br />
gemeinsam realisieren“, sagt Mendelewicz.<br />
„Das extrem stabile, biokompatible,<br />
hermetische Implantat kann in Zukunft<br />
das Leben von sehbehinderten Patienten<br />
und ihren Familien auf der ganzen<br />
Welt verändern.“<br />
2020 wurde das NR600 Netzhautimplantat<br />
erstmals in Europa in klinischen<br />
Studien mit Patienten getestet und lieferte<br />
vielversprechende Ergebnisse. Zuvor<br />
blinde Patienten haben zum ersten Mal<br />
seit Jahren wieder Bilder gesehen. Ein<br />
Moment, der nicht nur das Leben der Patienten<br />
verändert, sondern für die gesamte<br />
Medizinbranche erstaunliche Auswirkungen<br />
hat.<br />
■<br />
Ville Hevonkorpi<br />
Schott Primoceler Oy, Tampere, Finnland<br />
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Über das Verfahren<br />
Glas-Micro-Bonding ist ein innovatives<br />
Verfahren, das vollkommen neue Möglichkeiten<br />
für die Wafer-Level Elektronik-<br />
Verkapselung auf Basis hermetischer<br />
Ganzglas-Gehäuse eröffnet. Die hermetische<br />
Verschmelzung wird durch einen extrem<br />
präzisen Laser gebildet. Hierbei<br />
wird Glas mit Glas nur an den sich berührenden<br />
Flächen miteinander verbunden<br />
– eine Fläche von nur wenigen Mikrometern<br />
–; alle anderen Oberflächen bleiben<br />
unberührt. Für Bauteile, die mit Glas-Micro-Bonding-Technologie<br />
gekapselt werden,<br />
reicht eine Baugröße von wenigen<br />
Kubikmillimetern aus.<br />
Das Verfahren bietet flexible Implementierungsmöglichkeiten<br />
und kann für<br />
Chip-Scale bis hin zu Wafern von 12“ eingesetzt<br />
werden. Dadurch ist eine Hochskalierung<br />
der Fertigung einfach und kosteneffizient<br />
möglich.<br />
Glas-Micro-Bonding von Schott Primoceler<br />
eignet sich für die Glasverkapselung<br />
von Implantaten und bietet eine echte<br />
hermetische Abdichtung. Speziell entwickelte<br />
Glastypen sind nicht nur biokompatibel,<br />
sondern auch HF-transparent,<br />
was eine drahtlose Daten- und Stromübertragung<br />
ermöglicht. Das hochpräzise<br />
Versiegelungsverfahren generiert so<br />
gut wie keine Wärme und ermöglicht eine<br />
extreme Miniaturisierung sowie die<br />
Fertigung von High-Tech-Bauteilen.<br />
(Bild: Schott Primoceler)<br />
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04/2022 medizin&<strong>technik</strong> 31<br />
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