medizin&technik 04.2022
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■ [ TECHNIK ]<br />
Implantate und Prothesen werden im<br />
Schleppfinisher poliert<br />
Gleitschliff-Verfahren | Ob für Teilbereiche von Hüftimplantaten oder für Prothesen<br />
und Orthesen – automatisierte Gleitschliffprozesse sorgen für glatte, hochglanzpolierte<br />
Oberflächen und reproduzierbare Ergebnisse. Dabei ermöglicht ein Schleppfinisher<br />
von Rösler die präzise Einzelteilbearbeitung von zwölf Hüftschäften gleichzeitig.<br />
Das Polieren der Hüftschäfte erfolgt trocken mit<br />
einem staubarmen Maiszellulose-Produkt<br />
(Bild: MBN Präzisionstechnk)<br />
IHR STICHWORT<br />
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Oberflächen<strong>technik</strong><br />
Polieren durch Gleitschleifen<br />
Automatisierung<br />
Reproduzierbarkeit und Nachhaltigkeit<br />
Keramo-Finish-Prozess<br />
Die spanende Herstellung von feinmechanischen<br />
Komponenten und Baugruppen<br />
ist das Metier, dem sich die im<br />
niederösterreichischen Pottendorf ansässige<br />
MBN Präzisions<strong>technik</strong> GmbH seit 20<br />
Jahren widmet. Der Schwerpunkt liegt in<br />
der Produktion von chirurgischen Implantaten<br />
und Instrumenten aus Titan und<br />
Edelstahl. Diese ist weitestgehend automatisiert<br />
und stellt eine lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />
vom Rohmaterial bis zum<br />
fertigen Produkt sicher.<br />
Das Polieren der Schafthälse von Hüft -<br />
implantaten erfolgte allerdings bis vor<br />
kurzem noch in Handarbeit durch manuelles<br />
Vor- und Feinschleifen sowie anschließendes<br />
Elektropolieren. Dieser Fertigungsschritt<br />
verursachte nicht nur einen<br />
enormen Zeit-, Personal- und Kostenaufwand,<br />
sondern war auch unter den Aspekten<br />
Reproduzierbarkeit und Nachhaltigkeit<br />
nicht optimal.<br />
Geschäftsführer Thomas Müllner suchte<br />
deshalb bereits seit längerem eine automatisierte<br />
Alternative. „Da nur ein genau<br />
definierter Bereich poliert werden darf<br />
und verschiedene Schafttypen in unterschiedlichen<br />
Größen zu bearbeiten sind,<br />
stellte die Automatisierung eine gewisse<br />
Herausforderung dar.“ Auf Empfehlung<br />
eines Endkunden von MBN folgten Versuche<br />
mit der österreichischen Niederlassung<br />
von Rösler, die sich in unmittelbarer<br />
Nähe befindet und über ein kombiniertes<br />
Versuchs- und Dienstleistungszentrum<br />
verfügt.<br />
Zum Einsatz kam dabei der kompakte<br />
Schleppfinisher R 4/700 SF. Die Plugand-Play-Maschine<br />
verfügt über einen Arbeitsbehälter<br />
mit 700 mm Durchmesser<br />
sowie ein Karussell für vier Arbeitsspin-<br />
deln mit jeweils drei Teileaufnahmen. Karussell<br />
und Arbeitsspindeln werden von<br />
separaten Motoren angetrieben, sodass<br />
deren Bewegungen individuell einstellbar<br />
sind. Die spezielle Gleitschliffanlage ermöglicht<br />
eine sehr präzise und gezielte<br />
Einzelbearbeitung komplex geformter,<br />
hochwertiger Werkstücke. Exakt wiederholbare<br />
Prozessparameter gewährleisten<br />
dabei reproduzierbare Ergebnisse.<br />
Reproduzierbare Ergebnisse<br />
durch Schleppfinishen<br />
„Das umfangreiche Know-how und die Erfahrung<br />
aus dem Lohnbetrieb haben wesentlich<br />
dazu beigetragen, dass wir in den<br />
Schleppfinish-Versuchen sehr schnell einen<br />
zweistufigen Prozess mit den Schritten<br />
Nassschleifen und Trockenpolieren<br />
entwickeln konnten, mit dem wir in kurzen<br />
Bearbeitungszeiten gleichbleibend<br />
gute Ergebnisse erzielen“, so Müllner. Die<br />
nicht zu bearbeitenden Bereiche der Hüftschäfte<br />
werden vor dem Schleifen maskiert<br />
und die Implantate manuell in Werkstückhalterungen<br />
gespannt. Nach dem<br />
Start des entsprechenden Bearbeitungsprogramms<br />
fahren die Spindeln rotierend<br />
in das Bearbeitungsmedium. Für das<br />
Nassschleifen kommt ein Gemisch aus<br />
kunststoffgebundenen Schleifkörpern<br />
unterschiedlicher Geometrien mit abgestimmtem<br />
Compound zum Einsatz.<br />
Das Polieren erfolgt mit einem pflanzlichen<br />
Trockenpoliermedium. Für diesen<br />
Prozessschritt wird der Arbeitsbehälter<br />
einfach ausgetauscht. „Durch den automatischen<br />
Schleppfinish-Prozess konnten<br />
wir einerseits die Qualität und Reproduzierbarkeit<br />
weiter erhöhen. Andererseits<br />
fallen für das Schleifen und Polieren der<br />
32 medizin&<strong>technik</strong> 04/2022