medizin&technik 04.2022
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■ [ TECHNIK ]<br />
Sicher steril mit ionisierender Strahlung<br />
Strahlensterilisation | Zur Sterilisation von Medizinprodukten stehen verschiedene<br />
Verfahren und Technologien zur Verfügung. Eine der gängigsten ist die Sterilisation<br />
mit ionisierender Strahlung. Im vorausgehenden Validierungsprozess prüft der Dienstleister<br />
zusammen mit dem Kunden die Anwendung für das jeweilige Produkt.<br />
(Bild: BGS)<br />
IHR STICHWORT<br />
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Für Medizinproduktehersteller übernimmt BGS die Sterilisation von Verpackungs- und<br />
Verbrauchsmaterialien bis hin zu hochsensiblen Medizinprodukten<br />
Sterile Medizinprodukte<br />
Strahlensterilisation<br />
Validierungsprozess<br />
Materialauswahl<br />
Dienstleister-Expertise nutzen<br />
Ein Medizinprodukt ist steril, wenn die<br />
statistische Wahrscheinlichkeit, einen<br />
lebensfähigen Mikroorganismus auf<br />
oder in dem Produkt zu finden, kleiner als<br />
1:1000 000 ist. Man spricht von einem<br />
SAL (Sterility Assurance Level) von 10 -6 .<br />
So definiert es die Norm DIN EN 556-1.<br />
Doch selbst bei größter hygienischer<br />
Sorgfalt und kontrollierten Produktionsprozessen<br />
im Reinraum ist es nicht möglich,<br />
ein steriles Produkt herzustellen. Um<br />
einen sterilen Zustand zu erreichen,<br />
müssen die Produkte, beispielsweise Einmalprodukte<br />
für den OP-Bereich wie<br />
Ka.theter, Kanülen, Stents oder Wund -<br />
ab deckungen, nach der Fertigung einen<br />
Sterilisationsprozess durch laufen.<br />
Eine der gängigsten Technologien ist<br />
die Sterilisation mit ionisierender Strahlung.<br />
Die Strahlung schädigt die DNA von<br />
Mikroorganismen, so dass diese zuver -<br />
lässig ihre Reproduktionsfähigkeit verlieren<br />
beziehungsweise absterben. Besonders<br />
häufig wird mit Gammastrahlen, zunehmend<br />
auch mit Elektronenstrahlen<br />
sterilisiert. Röntgenstrahlung (X-Ray)<br />
befindet sich in einer frühen Entwicklungsstufe<br />
und wird hier nicht weiter betrachtet.<br />
Die Strahlensterilisation erlaubt es,<br />
Produkte in ihrer abgedichteten Endverpackung<br />
ohne nennenswerte Temperaturerhöhung<br />
zu sterilisieren. Ein weiterer<br />
Vorteil der Strahlensterilisation liegt in<br />
der zuverlässigen Durchdringungsfähigkeit<br />
der Materialien. Der Hauptunterschied<br />
zwischen Elektronen- und Gam-<br />
mastrahlung besteht in der Eindringtiefe<br />
in das Material und der Dosisrate:<br />
• Elektronenstrahlen: hohe Dosisrate<br />
und eingeschränkte Eindringtiefe<br />
• Gammastrahlen: hohe Eindringtiefe<br />
und relativ geringe Dosisrate<br />
Elektronenstrahlen zeichnen sich durch<br />
die Fähigkeit aus, einzelne Verpackungen<br />
innerhalb von wenigen Sekunden zu bestrahlen,<br />
sodass eine ganze LKW-Ladung<br />
innerhalb von wenigen Stunden sterilisiert<br />
werden kann. Im Gegensatz dazu<br />
dauert die Bestrahlung in Gamma-Anlagen<br />
einige Stunden. Gammastrahlen haben<br />
eine hohe Eindringtiefe und durchdringen<br />
komplette Paletten oder Gebinde.<br />
Die zu bestrahlenden Produkte können im<br />
Regelfall direkt auf den Anlieferungspaletten<br />
durch den Bestrahlungsprozess geführt<br />
werden. Sofern die Produkte für eine<br />
Bestrahlung geeignet sind, ist die Sterilisation<br />
mittels Elektronen- oder Gammastrahlen<br />
für zeitlich anspruchsvolle Lieferketten<br />
die beste Wahl. Denn: Nach dem<br />
Bestrahlungsprozess wird die aufgebrachte<br />
Strahlendosis mithilfe der am Produkt<br />
angebrachten Dosimeter überprüft. Entspricht<br />
alles den Vorgaben, ist das Produkt<br />
ohne Wartezeit direkt einsatzbereit.<br />
Validierungsprozess: Vom nicht<br />
sterilen zum sterilen Produkt<br />
Der Bestrahlung geht ein umfangreicher<br />
Validierungsprozess voraus, in dessen<br />
Verlauf der Dienstleister zusammen und<br />
im engen Austausch mit dem Kunden die<br />
Anwendung der Strahlensterilisation für<br />
das jeweilige Produkt prüft. Die Validierung<br />
der Strahlensterilisation ist über die<br />
Verfahrensnorm DIN EN ISO 11137 geregelt<br />
und beschreibt die mikrobiologische<br />
und die dosimetrische Validierung.<br />
In der mikrobiologischen Validierung<br />
wird die Bestrahlungsdosis ermittelt, die<br />
ein nicht steriles Produkt in ein steriles<br />
überführt. Hierzu wird zunächst der mikrobiologische<br />
Ausgangszustand (Bioburden)<br />
an repräsentativen Mustern be-<br />
34 medizin&<strong>technik</strong> 04/2022