BS 12-2021
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SCHIFFSTECHNIK<br />
»Das Gütesiegel bietet den Schiffern eine<br />
einfache Möglichkeit zu zeigen, wie gut<br />
ihre Schiffe in Bezug auf CO2-, NOx- und<br />
Feinstaub-Emissionen abschnei den«, sagt<br />
Barbara Visser, scheidende Ministerin für<br />
Infrastruktur und Wasserwirtschaft. Somit<br />
soll das Label mehr Nachhaltigkeit in der<br />
Binnenschifffahrt bewirken. »Wir werden<br />
die Ergebnisse des Siegels innerhalb von<br />
zwei Jahren auswerten«, sagt Visser.<br />
Kein Eigner ist jedoch verpflichtet, das<br />
Label zu führen, die Zertfizierung erfolgt<br />
auf rein freiwilliger Basis. Ob also in »grüne«<br />
Technik zur Verringerung des Schadstoffsaustoßes<br />
investiert wird, kann jeder<br />
Schiffer selbst entscheiden. Marktteilnehmer<br />
wie Häfen, Verlader und Banken<br />
haben aber bereits signalisiert, die per Siegel<br />
dokumentierte Umweltfreundlichkeit<br />
eines Schiffes belohnen zu wollen. Noch<br />
laufen Gespräche zwischen der Regierung<br />
und potenziellen Partnern, wie ein entsprechendes<br />
Bonus-System, zum Beispiel<br />
bei Liegegebühren, aussehen könnte.<br />
Bislang wird nur Inhabern des so genannten<br />
»Green Award«, der von der<br />
gleichnamigen Stiftung erteilt wird, ein<br />
Nachlass eingeräumt. Dieses Zertifikat hat<br />
bei Erfüllung der Anforderungen, die<br />
durch ein umfangreiches Audit dokumentiert<br />
werden, eine Laufzeit von drei Jahren<br />
und ist mit Gebühren zwischen 700 € und<br />
1.425 € verbunden. Bislang wurde es an<br />
knapp 900 Binnenschiffe vergeben. Gut 30<br />
Häfen gewähren ihnen einen Rabatt.<br />
Das Verfahren zur Beantragung des<br />
(staatlichen) Emissions-Labels ist einfach<br />
gehalten. Über ein spezielles Portal im<br />
Internet kann alles schnell und reibungslos<br />
online erfolgen. Daten über die Anzahl<br />
der Motorstunden, den Kraftstoffverbrauch<br />
und weitere Informationen<br />
können hochgeladen werden. Es entstehen<br />
keine Kosten für den Antrag oder<br />
Khaled Tachi, Direktor des EICB, stellte jüngst die Matrix für das neue Umwelt-Label vor<br />
die Ausstellung des Labels selbst. In bestimmten<br />
Fällen sind jedoch Emissionsmessungen<br />
erforderlich. »Darum muss<br />
sich der Antragsteller selbst kümmern«,<br />
sagt Cees Kleiberg, Direktor der SAB.<br />
Das Zertifikat ist für Motoren ab 19 kW<br />
auf Frachtschiffen von mindestens 20 m<br />
Länge, für Fahrgastschiffe und schwimmende<br />
Geräte bestimmt. Wenn ein Motor<br />
zum Zeitpunkt der Beantragung des Labels<br />
mehr als 10.000 oder 20.000 Betriebsstunden<br />
aufweist (je nach Vorhandensein<br />
eines Nachbehandlungssystems), müssen<br />
zusammen mit dem Antrag die Ergebnisse<br />
von Emissionsmessungen eingereicht<br />
werden. Dafür sind drei Unternehmen zugelassen<br />
– die sgs logo in Spijkenisse, die<br />
Tauw BV in Amsterdam sowie die KW3 in<br />
Veenendaal.<br />
Es wird dabei der gewichtete Durchschnitt<br />
der an Bord befindlichen Motoren<br />
verwendet. Um die Kennzeichnung<br />
aufrecht zu erhalten, müssen die Messungen<br />
nach jeweils 10.000 Betriebsstunden<br />
wiederholt werden. Dadurch soll sichergestellt<br />
werden, dass das Label die tatsächlichen<br />
Emissionen widerspiegelt.<br />
Darüber hinaus müssen vierteljährlich<br />
Daten zum Kraftstoffverbrauch und zum<br />
Harnstoffverbrauch gemeldet werden.<br />
Die Informationen auf dem Portal<br />
(www.binnenvaartemissielabel.nl) sind<br />
auf Niederländisch und Englisch verfügbar.<br />
Nachdem der Antragsteller ein<br />
Nutzerkonto angelegt hat, kann das<br />
Schiff hinzugefügt und der Antrag gestellt<br />
werden. Eine Aktualisierung der<br />
Daten erfolgt an gleicher Stelle.<br />
Das zugewiesene Label wird in Form<br />
eines digitalen oder auch eines Papierzertifikats<br />
ausgestellt. »Bei Bedarf kann auch<br />
eine Flagge mit aufgedrucktem Label erworben<br />
werden, um die eigenen Bemühungen<br />
für mehr Nachhaltigkeit deutlich<br />
für alle sichtbar zum machen«, sagt Cees<br />
Kleiberg.<br />
<br />
© Garrelmann<br />
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Binnenschifffahrt <strong>12</strong> | <strong>2021</strong><br />
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