BS 03-2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schifffahrt<br />
»Daten sind das Gold der Digitalisierung«<br />
Digitalisierung, dieser Begriff macht auch vor der Binnenschifffahrt nicht Halt. Die jüngst<br />
in Duisburg vorgestellte Studie »Digitale Geschäftsmodelle der Binnenschifffahrt«<br />
bietet einen Statusbericht und zeigt Perspektiven und Notwendigkeiten auf<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Über 50 Akteure aus der Binnenschifffahrt<br />
zeigten sich interessiert<br />
daran, die Aussagen der von der Hanseatischen<br />
Transport Consultancy HTC<br />
ausgearbeiteten Studie aus erster Hand<br />
zu erfahren und zu diskutieren. In Auftrag<br />
gegeben wurde sie von Mariko aus<br />
Leer im Rahmen des Projektes D-ZIB:<br />
»Deutsches Zentrum für innovative Binnenschifffahrt«.<br />
Der gesamte Transportsektor steht vor<br />
einem tief greifenden Wandel. Mehr Effizienz<br />
wird gefordert und weniger Umweltbelastung.<br />
Die Folge ist, dass neue<br />
Wettbewerber den Markt betreten. Der Innovationsdruck<br />
auf etablierte Akteure in<br />
den Transport- und Logistikmärkten wird<br />
erhöht. Das gilt auch für die Binnenschifffahrt.<br />
Dabei sei – so Jan Ninnemann, der<br />
die Studie federführend erstellte und präsentierte<br />
– die Binnenschifffahrt nur bedingt<br />
ein Innovationstreiber. Sicher aber<br />
sei, dass wesentliche Veränderungen bevorstünden.<br />
Je länger sie hinausgezögert<br />
würden, um so heftiger würden sie ausfallen.<br />
»Lange Lunte, großer Knall«, beschrieb<br />
er das Szenario.<br />
Ninnemann hat den aktuellen Stand,<br />
den möglichen Bedarf, die gegebenen<br />
oder zu entwickelnden Instrumente,<br />
den Schulungsbedarf, die Marktpotenziale<br />
und Bedingungen für Digitalisierung<br />
in der Binnenschifffahrt<br />
untersucht. Der Fokus lag dabei auf<br />
Möglichkeiten und Chancen von digitalen<br />
Geschäftsmodellen.<br />
Doch auch unabhängig von neuen<br />
Möglichkeiten, allein um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Systems Wasserstraße<br />
mittel- bis langfristig zu sichern, empfiehlt<br />
die Studie eine deutlich intensivere<br />
Ausrichtung der Binnenschifffahrt an digitalen<br />
Trends.<br />
Dafür, so der Hamburger Experte, sei<br />
bei den Akteuren und Nutzern der Technologien<br />
eine weitere Entwicklung der<br />
digitalen Denkweise unerlässlich. Nur<br />
dann könne man flexibler und schneller<br />
auf neue Kundenanforderungen reagieren<br />
und wettbewerbsfähig bleiben. Offenheit<br />
bezogen auf Datennutzung und die<br />
Bereitschaft, für digital erzeugte Mehrwerte<br />
auch zu bezahlen, gehörten sicher<br />
dazu.<br />
Unerlässlich sei aber auch, die technischen<br />
und strukturellen Voraussetzungen<br />
dafür herzustellen. Das beginne bei<br />
der Mobilfunkabdeckung entlang der<br />
Wasserstraßen und reiche hin zu Fragen<br />
der IT-Infrastruktur und der Offenheit<br />
von Daten. Hilfreich sei sicher auch, die<br />
verschiedenen Projekte, die sich mit digitalen<br />
Themen in der Binnenschifffahrt<br />
befassten, enger abzustimmen, nach gemeinsamen<br />
Standards zu bearbeiten und<br />
zu koordinieren.<br />
Derzeit habe man es, so Ninnemann,<br />
in der Binnenschifffahrt mit einer hohen<br />
Vielfalt von Datenquellen zu tun. Dabei<br />
habe ein überwiegender Teil der Daten<br />
seinen Ursprung in manuell erhobenen<br />
und elektronisch übermittelten Informationen.<br />
Darüber hinaus seien aber auch<br />
Daten zu berücksichtigen, die durch Messung<br />
sowie durch optische oder akustische<br />
Erkennung generiert werden.<br />
Anzahl und Struktur der<br />
Prozessbeteiligten verdeutlichen<br />
eine hohe Komplexität<br />
© HTC<br />
12 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2019</strong> – Nr. 3