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Gesundsitzen Ausgabe 2013/2014

Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2013/2014

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Lernen wir uns körpergerecht<br />

zu bewegen!<br />

Ein Bürostuhl ist ein wichtiges Hilfsmittel, aber körpergerechtes Bewegen<br />

am Büroarbeitsplatz kann nur der Mensch selber steuern.<br />

Mit einem sicheren und gesunden Arbeitsumfeld lassen sich Berufskrankheiten<br />

vermeiden.<br />

Text: Kurt Mürset; Fotos: Dauphin HumanDesign Group<br />

Firmenporträt<br />

62<br />

Das mag eine Binsenwahrheit sein. Die<br />

Voraussetzungen dafür zu schaffen und<br />

dieser Devise dann nachzuleben, ist allerdings<br />

alles andere als einfach. Für den<br />

Bürostuhl-Hersteller Dauphin liegt der<br />

Fokus auf Prävention und damit auf der<br />

Sensibilisierung von Mitarbeitenden zur<br />

Vermeidung von Fehlhaltungen. Deshalb<br />

verkauft er nicht einfach Stühle, sondern<br />

schickt einen Ergonomie-Fachmann zur<br />

Beratung in die Büros der verschiedensten<br />

Unternehmen.<br />

Ein erstaunliches Phänomen ist zu beobachten.<br />

Früher war die Arbeitswelt von<br />

schwerer körperlicher Arbeit geprägt.<br />

Heute sitzen rund 20% aller Arbeitenden<br />

in Büros – aber die berufsbedingten Beschwerden<br />

haben sich nicht wesentlich<br />

verändert. Sporadische oder chronische<br />

Rückenschmerzen und Verspannungen<br />

kennen heute viele Büroarbeiter. Das Verhalten<br />

der Menschen am Arbeitsplatz, auf<br />

Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, aufzuzeigen<br />

und zu verändern und sie damit<br />

zu einer körpergerechten Haltung und einem<br />

körpergerechten Bewegen zu animieren,<br />

ist Ziel der Ergonomie-Beratung der<br />

Dauphin HumanDesign Group. Es geht also<br />

darum, im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />

im Büro ein sicheres<br />

und gesundes Arbeitsumfeld zu ermöglichen.<br />

Auch wenn sich die Arbeitswelten unterscheiden:<br />

im Zentrum bleibt stets die<br />

körpergerechte Haltung und der richtige<br />

Umgang mit der Büroeinrichtung. Wer im<br />

Büro arbeitet, neigt sehr stark zu einer<br />

passiven Sitzhaltung, was nicht verwundert,<br />

denn je konzentrierter gearbeitet<br />

wird, um so weniger achtet man auf seine<br />

Körperhaltung. Wenn Muskeln dann noch<br />

dauerhaft und einseitig angespannt sind<br />

oder die Wirbelsäule biomechanisch überstrapaziert<br />

wird – also eine statische Sitzhaltung<br />

vorhanden ist – ist das bereits gesundheitsschädigend.<br />

Die Ergonomie-Beratung<br />

hat das Ziel, ein sicheres und gesundes<br />

Arbeitsumfeld zu schaffen. Sie<br />

vermittelt, basiert auf wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen, die Folgen der Belastungen<br />

bei nicht körpergerechten Sitzhaltungen.<br />

Ein Beispiel aus der aktuellen Sitzforschung<br />

kann das verdeutlichen. Sie befasst<br />

sich mit der biomechanischen Belastung<br />

der Wirbelsäule des sitzenden Menschen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, die Belastung der<br />

Wirbelsäule steigt rapide an, je mehr die<br />

Wirbelsäule sich im Sitzen verformt, also<br />

von ihrer normalen Doppel-S-Form abweicht.<br />

Die Hochschulärztliche Einrichtung<br />

der Rheinland-Westfälischen Technischen<br />

Hochschule (RWTH) Aachen hat im<br />

letzten Jahrzehnt verschiedene Studien<br />

zum dynamischen Sitzen im Büro erstellt.<br />

In der aktuellsten Studie mit anatomischen<br />

Wirbelmodellen und digitalen Winkelmessungen<br />

an Probanden sowie videogestützten<br />

Aufzeichnungen konnte nachgewiesen<br />

werden, dass die Beckenkippung<br />

beim Sitzen eine wesentliche Bedeutung<br />

hat. Sie ist das Mass für die Belastung beziehungsweise<br />

Entlastung der Wirbelsäule.<br />

Der stehende Mensch hat einem Beckenneigungswinkel<br />

von durchschnittlich<br />

35°. Dabei ist die Wirbelsäule in ihrer<br />

Idealform und entlastet. Das war der Ausgangswert,<br />

den die Wissenschaftler aus<br />

Aachen für ihre Studie zu Grunde gelegt<br />

hatten. Zahlreiche Messungen belegen,<br />

dass bei horizontaler Sitzfläche die Beckenrückdrehung<br />

mit rund 22,0° am grössten<br />

ist, d.h. die Wirbelsäule ist stark belastet.<br />

Selbst bei einer nach vorne geneigten Sitzfläche<br />

von minus 4° beobachteten die<br />

Forscher noch eine starke Beckenrückdrehung.<br />

Erst ab einem Sitzneigungswinkel<br />

von minus 8° kommt es nach den Ergebnissen<br />

der Forscher zu einer positiven

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