Gesundsitzen Ausgabe 2020/2021
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2020/2021
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OPTIMISMUS<br />
findet hingegen Lukas, das Leben sei so schon hart genug, und<br />
ausserdem sei ja gar nicht gesagt, dass tatsächlich eine Verbindung<br />
zwischen Optimismus und Gesundheit bestehe.<br />
Aber genau darauf deutet eine zunehmende Anzahl neuerer<br />
Langzeitstudien hin. Sie haben gezeigt, dass eine positive<br />
Lebenseinstellung das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />
oder anderer chronischer Krankheiten senken und eine Lebenserwartung<br />
von 85 Jahren und höher fördern kann. Dieser<br />
Zusammenhang wird mittlerweile auch durch biomedizinische<br />
Nachweise gestützt, die nahelegen, dass eine optimistische<br />
Haltung einen direkten und deutlichen Einfluss auf die Gesundheit<br />
hat.<br />
Der amerikanische Kardiologe Dr. Alan Rozanski gehört zu<br />
den führenden Forschern auf diesem Gebiet. Sein Interesse für<br />
den Zusammenhang zwischen optimistischer Einstellung und<br />
Gesundheit begann während seiner Arbeit in einer Reha-Klinik<br />
für Herzinfarktpatienten. Viele dieser Patienten kamen nach<br />
der langen Zeit der Ruhigstellung mit der Überzeugung in den<br />
Optimismus stärkt die Fähigkeit,<br />
Probleme zu lösen und<br />
Hindernisse zu überwinden.<br />
länger<br />
Ein Ehepaar, zwei psychologische Gegensätze. Caroline und<br />
Lukas sind seit mittlerweile rund dreissig Jahren verheiratet.<br />
Neben vielen Hobbies und Vorlieben, die sie miteinander teilen,<br />
gibt es zwischen den beiden einen wesentlichen Unterschied:<br />
für Caroline ist das Glas immer halb voll, Lukas betrachtet es<br />
in der Regel als halb leer. Diese unterschiedliche Lebenseinstellung,<br />
so haben Studien gezeigt, kann der Grund dafür sein,<br />
dass Caroline grossen Wert auf einen gesunden Lebensstil legt.<br />
Sie ist davon überzeugt, dass eine ausgewogene Ernährung,<br />
regelmässige Bewegung und eine positive Weltsicht ihre seelische<br />
und körperliche Gesundheit fördern. Zu anstrengend,<br />
Fitnessraum, dass sie die Übungen nicht schaffen würden.<br />
Rozanski stellte das Laufband auf das langsamste Tempo ein,<br />
liess die Patienten zu Beginn nur wenige Minuten trainieren<br />
und sorgte so für erste Erfolgserlebnisse. Mit der Zeit veränderte<br />
sich die Einstellung der Patienten zu ihren körperlichen<br />
Fähigkeiten, sie gewannen an Zuversicht und Selbstsicherheit.<br />
Im Lauf seiner Karriere widmete sich Rozanski u.a. der<br />
Erforschung eines möglichen Zusammenhangs zwischen Optimismus<br />
und einem reduzierten Krankheitsrisiko. Eine gross<br />
angelegte Reihe mit 15 Studien und mehr als 229 000 Teilnehmenden<br />
hat diesen Zusammenhang jetzt bestätigt. Bei den<br />
als sehr optimistisch eingestuften Teilnehmern war die Wahrscheinlichkeit<br />
deutlich geringer, einen Herzinfarkt oder eine<br />
andere, das Herz oder Gefässsystem betreffende Krankheit zu<br />
bekommen. Und: Die Superoptimisten starben generell seltener<br />
an einer Krankheit als die pessimistisch gestimmten Teilnehmer.<br />
Laut Rozanski hat Pessimismus auf die Dauer auch einen<br />
biomedizinischen Effekt: «Pessimisten fluten ihren Körper<br />
täglich mit schädlichen Stresshormonen wie Cortisol und Noradrenalin.<br />
Eine negative Grundstimmung erhöht das Entzündungsrisiko<br />
und fördert Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes.<br />
Und schliesslich ist Pessimismus ein Wegbereiter für Depressionen,<br />
die ihrerseits als Risikofaktor für Herz- und Gefässerkrankungen<br />
gelten.»<br />
gesundsitzen <strong>2020</strong> / 21 Optimismus 7