SPORTaktiv Skitourenguide 2022
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PRODUKT Freetouring-Ski<br />
Dickschiffe<br />
Versinkt man hüfttief im weißen Gold, schlägt die<br />
Stunde der Freetouringski. Stets breit, gern lang<br />
und mit ausgeprägten Rockern sorgen sie für echtes<br />
Surffeeling am Berg.<br />
von Lukas Schnitzer<br />
B<br />
esondere Umstände erfordern<br />
besondere Maßnahmen,<br />
sagt der Volksmund.<br />
Auf uns Skifahrer übertragen<br />
übersetzt sich das mit: Tage, an<br />
denen man oben am Berg tief im<br />
Pulver versinkt, am besten einen<br />
Schnorchel am Brillenband fixiert –<br />
diese Tage verlangen nach richtig<br />
breiten Brettern. Schnell, so Florian<br />
Obergruber von Gigasport, lässt<br />
man sich von Videos und Bildern in<br />
den surfenden Sog der Extreme<br />
saugen – und vergisst dabei, dass<br />
die Shots in Regionen gemacht wurden,<br />
wo Otto Normalo mit seiner<br />
Crew zu 90 % nicht unterwegs sein<br />
wird. Tourenski mit jenseits der 106<br />
mm unter der Bindung sind Spezialisten<br />
für schneereiche Regionen –<br />
und ein spaßiges Tool für deren Bewohner.<br />
Mit einem Freeride-Mekka<br />
vor der Haustür oder der Bereitschaft<br />
dem Powder quer durchs<br />
Land hinterherzufahren sind lange<br />
und breite Freetouring-Ski eine Offenbarung.<br />
Auftrieb satt, Surffeeling<br />
nonstop.<br />
Gehört man allerdings nicht zu<br />
jenem auserwählten Kreis, bieten<br />
sich Freetourer in dieser Breite<br />
eher nur als Zweit- oder Drittski<br />
FOTO: Dynafit<br />
für die besonderen Tage im Jahr,<br />
vielleicht für den Urlaub im Mekka<br />
an. Denn, und das macht auch Michael<br />
Schobersteiner von Hervis<br />
klar, Sinn macht so ein Ski natürlich<br />
nur dann, wenn auch perfekte Verhältnisse<br />
gegeben sind. Auf der Piste,<br />
bei Bruchharsch und anderen<br />
weniger filmreifen Bedingungen<br />
sind kürzere und schmälere Modelle<br />
einfacher zu manövrieren. Nur<br />
um eines klarzustellen: Wir wollen<br />
hier niemanden den Kauf breiter<br />
Freetouringski madig reden. Man<br />
sollte sich nur bewusst sein, dass<br />
man sich keinen Allrounder in den<br />
Keller holt.<br />
Irgendwo um die 106 bis 112<br />
mm liegen die letzten breiten und<br />
dennoch tourentauglichen Modelle,<br />
natürlich wie immer mit Ausreißern<br />
nach oben und unten. Rocker<br />
in unterschiedlicher Ausprägung<br />
gehören dazu, sorgen mit der Breite<br />
und der oft in Körperlänge oder<br />
vielleicht sogar leicht darüber gewählten<br />
Skilänge für besagten Auftrieb.<br />
Neben klassisch ausgelegten<br />
Modellen finden sich auch freestyle -<br />
orientierte, sehr wendige Modelle<br />
mit etwas mehr in die Skimitte gerückter<br />
Bindungsposition und weit<br />
aufgebogenem Tip und Tail.<br />
Vielfach, so zeigt die Erfahrung<br />
von Schobersteiner, werden die Ski<br />
dafür genutzt, um vom Liftausstieg<br />
noch 150 hm zur Abfahrtsvariante<br />
zu gelangen. Hier kann man sich<br />
voll und ganz auf die Abfahrtsperformance<br />
fokussieren, das Gewicht<br />
im Aufstieg ist dabei je nach Kondition<br />
eher nebensächlich. Schon eher<br />
aufs Gewicht achten – oder enorm<br />
starke Beine mitbringen – sollte,<br />
wer plant, seine Abfahrten zur Gänze<br />
aus eigener Kraft zu verdienen.<br />
Wer über 800 hm am Stück geht,<br />
der freut sich auch im breiten Segment<br />
an (relativen) Fliegengewichten<br />
von etwa 1600 g. Analog zu der<br />
95-mm-Klasse gilt es aber für echte<br />
Alpin-Performance ebenfalls etwas<br />
mehr Gewicht (rund 2000 g pro Ski)<br />
in Kauf zu nehmen.<br />
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