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ARD-Jahrbuch

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genehmigen zu lassen (vgl. Verena Wiedemann:<br />

Die Vermessung des Gemeinwohls; vgl. Harald<br />

Augter / Susanne Pfab: Die Erstbesteigung der drei<br />

Stufen). Das haben wir natürlich akzeptiert. Unseren<br />

journalistischen Auftrag tangiert das aber<br />

nicht. Wir informieren, bilden und unterhalten.<br />

Diesen Auftrag werden wir auch künftig erfüllen<br />

– nicht nur in den alten, auch in den neuen<br />

Medien.<br />

Mit unseren Internetangeboten geht es uns<br />

nicht darum, kommerziellen Mitbewerbern Betätigungsfelder<br />

und Einnahmequellen streitig<br />

zu machen – es gilt, auch denen unsere Inhalte<br />

anzubieten, die sich orts- und zeitunabhängig<br />

informieren wollen. Die jüngste <strong>ARD</strong>/ZDF-<br />

Onlinestudie spricht von rund 67 Prozent, die<br />

das Netz nutzen. Und bei den ganz Jungen<br />

zwischen 14 und 29 ist fast jeder »mindestens regelmäßig«<br />

drin im Netz. Die junge Generation<br />

wird nicht ohne Grund neudeutsch als »Digital<br />

Natives« bezeichnet. Sie ist in die digitale Welt<br />

hineingeboren, informiert sich und kommuniziert<br />

ganz selbstverständlich online. Und die<br />

anderen, die »Digital Immigrants«, auch die finden<br />

sich mit der Zeit immer besser zurecht in<br />

der neuen Medienwelt. Das Internet hat sich zu<br />

einem Massenmedium entwickelt. Und deshalb<br />

ist es richtig und wichtig, dass das Bundesverfassungsgericht<br />

und der Gesetzgeber ausdrücklich<br />

einen originären Auftrag des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks auch für die so genannten<br />

Telemedien anerkennen. Die Idee des öffentlichrechtlichen<br />

Rundfunks als öffentliches Gut, als<br />

Infrastrukturleistung wie Straßen oder Schulen,<br />

ist unabhängig von einem technischen Standard<br />

oder Verbreitungsweg.<br />

Die Qualität unserer Programme ist nicht zu<br />

trennen von der Qualität unserer Technik. Der<br />

Nachrichtensprecher ist nichts ohne den richtigen<br />

Ton, das Studio braucht gute Scheinwerfer<br />

und die Live-Übertragung lebt von scharfen Bildern.<br />

Im Interesse unseres Publikums befördern<br />

wir deshalb auch technische Innovationen.<br />

Die Zukunft ist digital – und wir sind dabei.<br />

Zu den Olympischen Winterspielen 2010 in<br />

Vancouver starten wir im Ersten den HDTV-<br />

Regelbetrieb. Unser Motto »Gutes noch besser<br />

sehen« meint, dass die Sendungen in einer<br />

hervorragend hochauflösenden Bild- und einer<br />

deutlich verbesserten Tonqualität erlebt werden<br />

können (vgl. Nawid Goudarzi: Noch schärfer sehen).<br />

Und das Radio der Zukunft ist mehr als<br />

guter Klang – es ist multimedial. Es geht um<br />

nutzerfreundliche Lösungen wie personalisierte<br />

Musik- und Informationsauswahl oder Audios<br />

on Demand, die völlig unabhängig von Ort<br />

und Zeit zur Verfügung stehen.<br />

Unser Unternehmensziel ist das Programm,<br />

nicht Profit. Dafür bekommen wir Rundfunkgebühren,<br />

um die wir – gerade in Zeiten von<br />

Finanz- und Wirtschaftsturbulenzen – von der<br />

Konkurrenz beneidet werden. Dabei ist auch<br />

diese finanzielle Grundlage nicht in Stein gemeißelt.<br />

Die Anpassung der Gebühren liegt seit<br />

Jahren unterhalb der Inflationsrate. Die demografische<br />

Entwicklung und die steigende Zahl<br />

von Befreiungen aus sozialen Gründen führen<br />

letztlich dazu, dass die Gebühreneinnahmen<br />

deutlich zurückgehen. 2008 hatten wir erstmals<br />

weniger Gebühreneinnahmen als im Jahr zuvor.<br />

Und bis zum Ende der laufenden Gebührenperiode<br />

2012 rechnen wir mit Gebührenausfällen<br />

von mindestens 200 Millionen Euro. Dieser<br />

Trend wird sich fortsetzen. Nun können wir<br />

darüber klagen oder aber wir überlegen, wie wir<br />

so sparen können, dass es das Programm nicht<br />

schwächt. Kooperationen werden daher ein<br />

Kernthema der nächsten Jahre sein. Vereinfacht<br />

formuliert: Nicht jeder produziert alles, aber<br />

alle profitieren. Das ist vor allem sinnvoll und<br />

machbar bei Programmen, in denen die Regionalität<br />

nicht unbedingt im Vordergrund steht.<br />

Ein Beispiel sind die musikalischen Jubiläen<br />

von Chopin, Schumann und Mahler im kommenden<br />

Jahr. Die werden bei uns natürlich einen<br />

großen Raum einnehmen, vor allem in den<br />

Kulturprogrammen. Aber es wird nicht neun<br />

Dokumentationen von neun verschiedenen Autoren<br />

geben. Die Kreativität unserer Mitarbeiter<br />

kommt dem Programm dann an anderer Stelle<br />

zugute. Stärker kooperieren heißt nicht zwangsläufig,<br />

Vielfalt und Eigenständigkeit aufgeben.<br />

Gerade die jüngsten Erfolge des »<strong>ARD</strong> Radio<br />

Tatorts« oder der »<strong>ARD</strong>-Radionacht für Kinder«<br />

zeigen, dass es gelingen kann, gemeinsame<br />

Marken zu etablieren, ohne die eigene Identität<br />

zu verlieren. So schaffen wir finanzielle wie<br />

personelle Freiräume und bewahren uns die<br />

Möglichkeit, ein relevantes Programm gestalten<br />

zu können (vgl. Wolfgang Schmitz: Alleine sind wir<br />

stark, gemeinsam sind wir stärker).<br />

Ein Fußballspiel ist auch nur dann sehenswert<br />

und unterhaltsam, wenn kreativ nach<br />

vorne gespielt wird. Dafür braucht es nicht<br />

unbedingt herausragende Einzelkämpfer, sondern<br />

eine gut eingespielte Mannschaft, in der<br />

sich der eine auf den anderen verlassen kann.<br />

Die <strong>ARD</strong> hat auch 2009 bewiesen, wozu sie als<br />

Team fähig ist.<br />

14 Artikel A R D - J A H R B U C H 0 9

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