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ARD-Jahrbuch

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gionale Angebote, mit den dritten Programmen<br />

der <strong>ARD</strong>, und ein nationales Vollprogramm,<br />

das ZDF, würden dem deutschen Publikum<br />

vollauf genügen.<br />

Auch wenn die Systemfrage heute nicht<br />

mehr (oder kaum noch) gestellt wird, Konvergenz,<br />

das Stich- und Zauberwort, mit dem<br />

öffentlich-rechtliche Sender gern verbal in die<br />

kommerzielle Nähe gerückt werden, bleibt in<br />

Mode. Da reicht ein internes Thesenpapier mit<br />

Anregungen zur Optimierung dramaturgischer<br />

Elemente oder ein Kulturpapst, dem bei einer<br />

Preisverleihung der Kragen platzt – schon<br />

entflammt ein Flächenbrand, bei dem von der<br />

Programmqualität des öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehens allenfalls kleine Nischen zu nachtschlafender<br />

Zeit unberührt bleiben. Der große<br />

Rest, ein Machwerk der öffentlich-rechtlichen<br />

Quotenidioten!<br />

_ Qualität gleich Hochkultur?<br />

Warum diese Vehemenz beim Debattieren um<br />

Qualität im öffentlich-rechtlichen Fernsehen?<br />

Qualität ist ein normativer, an Werten orientierter<br />

Begriff. In Deutschland wird Kultur meist<br />

mit Hochkultur gleichgesetzt, werden Qualität<br />

und Anspruch oft und gerne synonym verwendet.<br />

Der Schluss daraus ist einfach: Das Anspruchsniveau<br />

einer Sendung kann nicht hoch<br />

genug sein – je anspruchsvoller, desto mehr<br />

Qualität. Brecht und Shakespeare, Oper und<br />

Konzert . . . um es einmal polemisch zu verschlagworten.<br />

Man mag es als ungerecht empfinden – Tatsache<br />

aber ist, dass bei den Privaten Trash Teil<br />

Der ideale Audience Flow im Ersten:<br />

von der Krankenhausserie »In aller Freundschaft«<br />

. . .<br />

eines anerkannten Geschäftsprinzips bleibt. Zuweilen<br />

ironisch bis zynisch kommentiert, aber<br />

im Grundsatz für den Erfolg des privaten Fernsehens<br />

unverzichtbar.<br />

Dass öffentlich-rechtliches Fernsehen nicht<br />

der Ausschließlichkeitshort der Hochkultur<br />

sein kann, dass wir weder die Volkshochschule<br />

ersetzen noch das Opernhaus der Nation sein<br />

können, ist dagegen keine Selbstverständlichkeit.<br />

Aber wir machen Fernsehen für ganz normale<br />

Menschen, mit allen ihren Bedürfnissen<br />

und Wünschen. Wenn beispielsweise Musik<br />

zur Kultur gehört, warum – um meinen Amtsvorgänger<br />

Günter Struve zu zitieren – gilt dann<br />

Stockhausen als Hochkultur, während mancher<br />

sich graust vor sechs Millionen Menschen, die<br />

regelmäßig ihre helle Freude am »Musikantenstadl«<br />

haben? Als nationales Vollprogramm wollen<br />

und müssen wir alle Zielgruppen, alle Menschen<br />

erreichen. Dazu sind wir auch schon per<br />

gesetzlich definiertem Auftrag verpflichtet, und<br />

schließlich zahlen ja auch alle Gebühren dafür.<br />

Unser Publikum gibt uns – in Gestalt der<br />

Quote – jeden Tag Auskunft darüber, wie<br />

unser Programm ankommt. Quoten, dahinter<br />

verbergen sich Menschen, die sich für ein<br />

bestimmtes Programm entschieden haben. Und<br />

deswegen haben Quoten einen hohen Stellenwert<br />

für uns. Für mich ist die Zahl der Menschen<br />

in Deutsch land, die eine bestimmte Sendung<br />

einschal teten, nicht das alleinige, aber<br />

eines der uner läss lichen Kriterien auch für die<br />

qualitative Bewertung einer Sendung oder eines<br />

Sendeplatzes. Wer solche von der Gesellschaft<br />

für Konsum-, Markt und Absatzforschung e.V.<br />

. . . zum Wirtschaftsmagazin »Plusminus«<br />

mit Clemens Bratzler . . .<br />

28 Artikel A R D - J A H R B U C H 0 9

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