ARD-Jahrbuch
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das »Handelsblatt« und die »Neue Zürcher Zeitung«<br />
sind oft besser und schneller informiert<br />
als die amerikanischen Medien.<br />
Das Sterben der amerikanischen Tageszeitungen<br />
spiegelt den Zustand des amerikanischen<br />
Journalismus in der Krise wider. Amerikaner<br />
lesen immer seltener eine Zeitung. Der<br />
Print-Journalismus stirbt langsam aus. Auch<br />
gibt es keine Nachrichtensendungen im Fernse-<br />
Auf der Landstraße von Honolulu in den Norden<br />
demonstrierten Hawaiianer für mehr<br />
Selbstbestimmung und die Rückkehr zum<br />
früheren Königreich Hawaii.<br />
hen, die kompakt wie die »Tagesschau« im Ersten<br />
einen Überblick bieten. Das lokale Begleitprogramm<br />
des regionalen Fernsehens KTLA<br />
zum Beispiel wird von drei sich amüsierenden<br />
Moderatoren im Plauderton bestritten und<br />
besteht aus drei festen Blöcken: den Verkehrsnachrichten<br />
aus dem Helikopter, den Unterhaltungsnachrichten<br />
aus Hollywood und natürlich<br />
der Werbung. Harte Fakten sind Mangelware.<br />
_ Gute Zusammenarbeit mit den Pressestellen<br />
Zum Glück gibt es in den USA aber eine Vielzahl<br />
von anderen Quellen: die Pressestellen<br />
von Unternehmen, Universitäten und anderen<br />
Institutionen. In kürzester Zeit werden geeignete<br />
Gesprächspartner mobilisiert, die sich zu<br />
den unterschiedlichsten Themen äußern. Pro-<br />
fessoren an den Universitäten sind kurzfristig<br />
zu einem Interview bereit. Der renommierte<br />
Thinktank – das Milken Institute – ist nur<br />
einen Steinwurf vom Studio entfernt, und die<br />
Bandbreite der in Los Angeles ansässigen Institutionen<br />
ist so groß, dass es kein Problem<br />
bereitet, Stimmen zu wirklich jedem Thema<br />
einzufangen.<br />
Allein die Promis von Hollywood scheuen<br />
sich vor Interviews, und es dauert oft sehr lang,<br />
bis das Studio Los Angeles einen Star zu sehen<br />
bekommt. Jeder Schauspieler der Stadt hat<br />
nämlich einen Agenten, und dessen Aufgabe<br />
ist es, Journalisten abzuwehren. Zum Ärger des<br />
Korrespondenten. Denn der bei den deutschen<br />
Hörern beliebte Klatsch und Tratsch kommt<br />
nur aus den Hunderten US-amerikanischer<br />
Entertainment-Sendungen.<br />
Die Vorstellungen vieler Kollegen aus den<br />
Redaktionen, das Studio Los Angeles habe<br />
direkten Zugang zu den Stars, ist leider falsch.<br />
Das heißt nicht, dass man die Stars nicht dennoch<br />
sieht. Allein – man muss sie erkennen.<br />
Emile Hirsch aus dem Film »Into the Wild«<br />
sitzt mit seinem Fitnesstrainer beim Mittagessen<br />
in Santa Monica auf der Straße, Robert Downey<br />
Junior geht im Stadtteil Venice abends mit<br />
seiner Freundin zu einer Vernissage. Und Meg<br />
Ryan sitzt in einer stillen Ecke im Urth Caffé<br />
vor ihrer Tasse Tee. Die Promis, sie sind alle hier.<br />
Die Kunst des Studios Los Angeles ist es dagegen,<br />
sich zu ihnen Zugang zu verschaffen.<br />
Aber wenn sich der Arbeitstag dem Ende zuneigt,<br />
dann sind die Stars alle schon längst wieder<br />
daheim in ihren Villen in Hollywood Hills.<br />
Oder bei den Partys in Beverly Hills (auf deren<br />
Gästeliste das Studio Los Angeles leider nicht<br />
steht). Aber die Nacht für den Korrespondenten<br />
ist sowieso kurz, denn die deutschen Redaktionen<br />
sind bereits erwacht, und die E-Mails laufen<br />
ein. Das Studio Los Angeles ist schließlich<br />
einer der gefragtesten Plätze in der <strong>ARD</strong>.<br />
Jan Tussing,<br />
<strong>ARD</strong>-Hörfunk-Korrespondent<br />
im Studio Los Angeles<br />
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