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AB Archiv des Badewesens Dezember 2022

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<strong>AB</strong> 12/<strong>2022</strong><br />

Energie | BÄDERTECHNIK 841<br />

Ganzjahresaußenbecken (GJ<strong>AB</strong>) werden mit sehr hohen<br />

Wassertemperaturen betrieben und haben selbst<br />

mit Abdeckung einen enormen Wärmebedarf. So haben<br />

2 m² Beckenfläche den Wärmeverbrauch eines Einfamilienhauses.<br />

Der Energieverbrauch von Außenbecken<br />

verursacht häufig 50 % <strong>des</strong> Wärmebedarfs <strong>des</strong> gesamten<br />

Schwimmba<strong>des</strong> – und dies, obwohl Außenbecken<br />

nur einen verhältnismäßig geringen Teil der gesamten<br />

Wasserfläche ausmachen. Die dadurch verursachte<br />

CO 2<br />

-Belastung ist sehr hoch. In der Schweiz dürfen Außenbecken<br />

bei Neubauten daher nur 100 % regenerativ<br />

beheizt werden. 1)<br />

Es ist davon auszugehen, dass für kommunale Freizeitbäder<br />

und Saunen kurzfristig die Abschaltung von<br />

GJ<strong>AB</strong> aufgrund der Gaspreis-Explosion notwendig wird,<br />

obwohl hier das Kerngeschäft tangiert wird. Einige<br />

wollen nicht abschalten und warten auf die Gassubvention,<br />

viele haben schon abgeschaltet. Einige Becken in<br />

Saunen werden als Kaltschwimmbecken, ohne Nachheizung,<br />

betrieben. Andere würden gerne abschalten,<br />

befürchten jedoch die Abwanderung von Kund:innen<br />

zur Konkurrenz. Die von Wirtschaftsminister Dr. Robert<br />

Habeck gelobte „eigenverantwortliche Regulierung<br />

der Bäderbranche“ funktioniert an der Stelle nicht<br />

so gut.<br />

Mittelfristig wird es regenerative Energie „im Überfluss“<br />

geben. Bis dahin wird sie jedoch Mangelware bleiben.<br />

Das sehen wir bereits jetzt: Der Preis für Holzpellets<br />

ist um ca. 400 % gestiegen. Es ist kurz bis mittelfristig<br />

von einem Verteilungskampf um regenerative Energien<br />

auszugehen. Der Schweizer Ansatz, für die Beheizung<br />

von Außenbecken nur regenerative Energien zuzulassen,<br />

ist sicher richtig, aber bis zum finalen Ausbau von<br />

Photovoltaik- und Windenergie zu kurz gegriffen. Eine<br />

Priorisierung ist zusätzlich erforderlich: Die knappe regenerative<br />

Energie sollte zunächst allen kommunalen<br />

Hallenbädern gleichmäßig zur Verfügung gestellt werden,<br />

bevor diese in GJ<strong>AB</strong> „verheizt“ wird.<br />

Bestimmung <strong>des</strong> Wärmeverbrauchs<br />

Obwohl der Energieverbrauch von GJ<strong>AB</strong> so dominant<br />

ist, hat nahezu kein Bad hierfür eine separate Energieerfassung.<br />

Der Verbrauch und die Kosten sind da-<br />

her nicht transparent zuzuordnen. Sehr häufig sind die<br />

Außenbecken auch mit einer gemeinsamen Filteranlage<br />

mit den Innenbecken verbunden. Eine fatale Allianz,<br />

wie viele Betreiber:innen jetzt feststellen mussten. Man<br />

kann nämlich die Temperatur <strong>des</strong> Außenbeckens nicht<br />

absenken, da sie dann mit der Beheizung <strong>des</strong> Innenbeckens<br />

versorgt werden. Die mögliche Temperaturabsenkung<br />

beträgt nur ca. 0,5 °C. Auch die alleinige Stilllegung<br />

<strong>des</strong> Außenbeckens ist vielfach nicht möglich. Baulich<br />

muss erst nachgerüstet werden: mit Absperrklappen in<br />

Rohrleitungen und ggf. einer Beckentrennwand.<br />

Da der Wärmeverbrauch <strong>des</strong> GJ<strong>AB</strong> so dominant ist, sieht<br />

man bei Abschaltung sofort auch einen Effekt am Hausanschluss<br />

für Gas oder Wärme: Einen Tag vorher messen,<br />

ausschalten, einen Tagesverbrauch nachher messen<br />

und die Differenz ist das GJ<strong>AB</strong>.<br />

Eine genauere und direktere Kontrolle von Verbrauch<br />

und Maßnahmen bietet jedoch die Nachrüstung eines<br />

Wärmemengenzählers.<br />

Das Simulationsprogramm SW-SIMU<br />

In den meisten Fällen ist allerdings nicht die Messung,<br />

sondern die Berechnung der Verluste einfacher und<br />

ausreichend. Zumal man dann mögliche Verbesserungen<br />

rechnerisch vorhersagen kann.<br />

Hierfür wurde das Simulationsprogramm SW-SIMU vom<br />

Umweltbun<strong>des</strong>amt (UBA) gefördert, entwickelt und<br />

evaluiert. Damals noch DOS-basiert, läuft es heute auf<br />

Windows mit unveränderter Oberfläche. In der Eingabe<br />

ist es etwas sperrig, in der Genauigkeit der Ergebnisse<br />

aber unschlagbar. Es berücksichtigt alle wesentlichen<br />

Einflussfaktoren:<br />

• Wärmeverluste bei Verdunstung, Konvektion und Strahlung<br />

• Windexposition aufgrund der Lage<br />

• Nachheizung und deren mögliche Limitierung der Leistung<br />

• Einfluss von Solarabsorberanlagen<br />

• Einfluss von Beckenabdeckungen<br />

• Nachspeisung von Kaltwasser<br />

• Abwärme der Pumpen<br />

• Jahresgang der Klimawerte<br />

(verschiedene Orte wählbar)

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