AB Archiv des Badewesens Dezember 2022
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830 | BÄDERBETRIEB | Personal <strong>AB</strong> 12/<strong>2022</strong><br />
Badpersonal muss nicht gleich zu Hilfspolizist:innen ausgebildet werden,<br />
aber es lohnt sich, einen sicheren Stand und eine selbstbewusste Körperhaltung<br />
zu trainieren; Illustration: pixabay.com/mohamed_hassan<br />
Nehmen Sie ein Bein<br />
nach vorn, das andere leicht<br />
nach hinten, und gehen Sie dabei<br />
ein wenig in die Knie, der Oberkörper<br />
bleibt möglichst mittig, ein wenig abgewinkelt<br />
zur gegenüberstehenden<br />
Person. Die Hände halten Sie offen,<br />
locker, etwa in Bauchhöhe, jederzeit<br />
einsetzbar, also weder in den Hosentaschen<br />
vergraben, noch vor dem<br />
Bauch oder hinter dem Rücken verschränkt.<br />
Aus dieser Grundhaltung<br />
können Sie nun im Falle eines Angriffs<br />
rasch und effektiv agieren:<br />
• Mit nur einem Ausfallschritt nach<br />
hinten haben Sie die Distanz deutlich<br />
über einen Meter vergrößert.<br />
• Sie bieten durch die etwas schmalere<br />
Silhouette eine etwas geringere<br />
Angriffsfläche.<br />
• Sie können in Bruchteilen einer<br />
Sekunde die Hände schützend vor<br />
Ihren Körper halten, um Abstand<br />
zu signalisieren – und dabei ggf.<br />
laut „Stopp“ rufen, wenn Sie einen<br />
Angriff erkennen sollten.<br />
• Entscheidend ist, dass Sie mit<br />
Ihrer Körperhaltung dem/der anderen<br />
nonverbal sagen: „Ich bin<br />
aufmerksam!“ (Deshalb sagt man<br />
auch „aufmerksame Schutzhaltung“.).<br />
Der/die andere nimmt –<br />
bewusst oder unbewusst – wahr,<br />
dass hier jemand steht, der sicher,<br />
selbstbewusst und vor allem sehr<br />
aufmerksam agiert und reagiert.<br />
Er/sie wird sicher auch von Ihrer<br />
Körpervorspannung Notiz nehmen<br />
und spüren, dass Sie mit allen Sinnen<br />
und mit Ihrem Körper „da sind“.<br />
Und Sie selber werden es auch spüren:<br />
Der sichere Stand, den Sie nun<br />
ganz bewusst, später, nach zahlreichen<br />
Trainings 2) , auch unbewusst einnehmen,<br />
vermittelt Ihnen Sicherheit –<br />
ein nicht zu unterschätzender Faktor<br />
in konfliktträchtigen Situationen.<br />
Die eskalierende Situation<br />
einfrieren<br />
Es gibt Situationen, in denen es brisant<br />
werden kann. Jemand kommt entweder<br />
aggressiv, wild gestikulierend, erbost<br />
und aufgeregt sprechend oder<br />
schreiend, oder aber ganz leise, katzengleich,<br />
bedrohlich wirkend auf Sie<br />
zu, will Sie eventuell angreifen – jedenfalls<br />
interpretieren Sie das so.<br />
In dieser Situation macht es Sinn,<br />
eine Interventionsmarke zu setzen.<br />
Rufen Sie, noch bevor der/die potenzielle<br />
Angreifer/in die sog. öffentliche<br />
Zone 3) durchbrochen hat, ganz<br />
laut, einem Peitschenknall ähnlich,<br />
„Stopp!“ Damit können Sie den/die<br />
potenziell Angreifende/n schocken,<br />
und die Chance ist sehr groß, dass<br />
er/sie unvermittelt kurz innehält –<br />
für Sie der entscheidende Zeitvorteil<br />
für eine Flucht (geordneter Rückzug)<br />
oder den Aufbau einer Verteidigung.<br />
Dazu nehmen Sie beide Arme mit<br />
nach oben gestreckten Händen hoch<br />
und signalisieren auch nonverbal<br />
diese Aufforderung zum Anhalten.<br />
Ein weiterer Vorteil: Sie entladen mit<br />
dem lauten Stopp-Ruf Ihren – in derartigen<br />
Situationen sicherlich mehr oder<br />
auch weniger vorhandenen – Stress.<br />
Teamplayer: zu zweit geht es<br />
meist besser<br />
Es gehört zum Alltag der Beschäftigten<br />
im Bäderbetrieb, mit Gästen<br />
nach einem Verstoß gegen die HBO<br />
oder wegen eines Delikts nach dem<br />
Strafgesetzbuch Kontakt aufzunehmen.<br />
So hat es Daniel gemacht, er ist<br />
auf den Verdächtigen zugegangen<br />
und hat ihn angesprochen. Seine<br />
Kollegin hat sich derweil um das betroffene<br />
Mädchen gekümmert. Eine<br />
dritte Person war zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht frei – den Verdächtigen<br />
zu zweit anzusprechen, war aus personellen<br />
Gründen also nicht möglich.<br />
Ein Vorgehen im Team bietet sich aber<br />
grundsätzlich immer an: Man kann<br />
sich besser sichern, sich abwechseln<br />
und ergänzen, man nimmt mehr wahr<br />
und man kann zudem personelle Stärke<br />
demonstrieren. Dazu gehört aber<br />
unabdingbar eine vorherige konkrete<br />
Absprache. Jede:r der beiden Agierenden<br />
muss wissen, welche Rolle er/<br />
sie übernimmt – die der/<strong>des</strong> Ansprechenden<br />
oder die der/<strong>des</strong> Sichernden?<br />
Bei eingespielten Teams reichen dafür<br />
meist wenige Worte oder eine knappe<br />
nonverbale Kommunikation.