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dihw MAGAZIN 4/2022

Die Fachpublikation dihw MAGAZIN berichtet in vierteljährlichem Turnus über Werkzeuge und Prozesse zur Bearbeitung von Metallen, Metalllegierungen, Verbundwerkstoffen, Naturstein, Beton, Holz- und Holzprodukten, Glas sowie von sonstigen Produkten.

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Bearbeitungsprozesse<br />

die er anschließend weisungsgemäß an der<br />

Bühnentür der Wiener Staatsoper abgab.<br />

Das mit Spannung erwartete Urteil der<br />

Spitzenmusiker war eindeutig: Breslmair<br />

hatte es geschafft, das alte Mundstück mit<br />

all seinen außergewöhnlichen Qualitäten<br />

nachzubauen – es wurde dem berühmten<br />

Wiener Klangstil in jeder Hinsicht gerecht.<br />

Fortan wurden von Karl Breslmair Senior<br />

Mundstücke gebaut, dank der erworbenen<br />

Kenntnisse nicht nur für Trompeten,<br />

sondern auch für andere Blechblasinstrumente<br />

– stets in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Orchestermusikern, die sich über<br />

die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten<br />

der Individualisierung freuten. Die Produktion<br />

der Mundstücke übersiedelte recht<br />

rasch nach Sommerein, wo Karl Breslmair<br />

Senior, auch unterstützt durch die wachsende<br />

internationale Nachfrage, eine gut<br />

ausgestattete Werkstätte einrichtete.<br />

An die internationale Spitze<br />

Karl Breslmair Junior, schon früh künstlerisch,<br />

musikalisch und nicht zuletzt technisch<br />

interessiert, trat nach dem überraschenden<br />

Tod seines Vaters 1985 in dessen<br />

Fußstapfen. Neben seinem Hauptberuf<br />

als Fluglotse führte der frühere Student<br />

an der Akademie der Bildenden Künste<br />

die Produktion der Mundstücke fort und<br />

brachte seinen Fleiß, sein akribisches Denken,<br />

seinen Sinn für Ästhetik und schließlich<br />

seine Fähigkeiten in der Metallbearbeitung<br />

in das Familienunternehmen ein.<br />

Damit einher ging ein Modernisierungsschub,<br />

zum Beispiel mit der Beschaffung<br />

der ersten NC-gesteuerten Drehbank 1994,<br />

die gänzlich neue Möglichkeiten in Sachen<br />

Qualität und Quantität eröffnete. 2010 fiel<br />

der Startschuss für einen umfangreichen<br />

Werkstättenerweiterungsbau. Ein Jahr zuvor,<br />

mit der Umwandlung<br />

des Unternehmens in eine<br />

Kommanditgesellschaft,<br />

übernahm sein Sohn Lukas<br />

Breslmair, nun schon in<br />

dritter Generation als Geschäftsführer<br />

das Unternehmen.<br />

Auch er absolvierte<br />

nach einer fachspezifischen<br />

HTL-Ausbildung<br />

einige Jahre außerhalb des<br />

Familienbetriebs, unter anderem<br />

in der F&E-Abteilung<br />

eines Unternehmens<br />

der Automotive-Branche,<br />

ehe er nach Sommerein<br />

zurückkehrte und so, gemeinsam<br />

mit dem aktuell<br />

vorangetriebenen Fachhochschulstudium,<br />

die optimalen<br />

Grundlagen für die<br />

Fortführung der österreichischen,<br />

traditionsreichen,<br />

bodenständigen und innovativen<br />

Mundstückmanufaktur<br />

gelegt hat.<br />

Unbezahlbares Know-how<br />

Der Werkstoff Messing bietet die besten Voraussetzungen für ein optimales<br />

Klangbild. Sämtliche Bearbeitungsschritte erfolgen im Hause<br />

Breslmair.<br />

Doch was macht das perfekte Mundstück<br />

aus? „Es ist eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Faktoren und Eigenschaften,<br />

die den Klang beeinflussen“, erklärt Karl<br />

Breslmair Junior. Neben der optimalen Dimensionierung<br />

und Formgebung geht es<br />

um ausgewogene Aerodynamik und perfekte<br />

Strömungstechnik. Das Mundstück<br />

selbst schwingt beim Spielen des Instrumentes<br />

mit und beeinflusst so den Klang.<br />

Zu berücksichtigen ist auch, welche Musik<br />

gespielt wird: eine Symphonie oder Jazz?<br />

Zudem muss die Haptik berücksichtigt<br />

werden, da Lippen unterschiedlich und<br />

die Anforderungen<br />

der Musiker daher<br />

höchst individuell<br />

sind. Man könnte<br />

sogar so weit gehen,<br />

zu sagen: Damit<br />

das Blasmusikinstrument<br />

funktioniert,<br />

muss das<br />

Mundstück individualisiert<br />

werden.<br />

Karl Breslmair Junior:<br />

„Wer ein Instrument<br />

erlernen<br />

will und das häu-<br />

Dank bester Erfahrungen seit Jahrzehnten bei Breslmair im<br />

Einsatz: Drehwerkzeuge von Boehlerit.<br />

fig beigefügte, einfache<br />

Mundstück<br />

verwendet, begibt<br />

sich in Gefahr, nach kurzer Zeit aufzugeben,<br />

wenn Ansatz, Klang, Luftbedarf etc.<br />

nicht auf die Person abgestimmt werden.“<br />

Mit einer breit angelegten Palette an unterschiedlichen<br />

Standardmodellen kann<br />

das Unternehmen aus Sommerein bereits<br />

viele dieser Anforderungen abdecken.<br />

Daneben gehören Sonderanfertigungen<br />

zum täglichen Geschäft und nehmen mit<br />

etwa 30 Prozent der gesamten Produktion<br />

einen großen Stellenwert ein. „Wir orientieren<br />

uns an der internationalen Spitze,<br />

denn bei uns gehen seit über 50 Jahren<br />

die weltbesten Blasmusiker aus und<br />

ein. Jeder von ihnen hinterlässt einen Fußabdruck.“<br />

So überrascht es wenig, dass<br />

zu den Kunden auch renommierte Instrumentenbauer<br />

zählen.<br />

Produktion ohne Ausschuss<br />

Die Breslmair-Mundstücke bestehen in aller<br />

Regel aus Standard-Messing, da Analysen<br />

ergeben haben, dass dieses Material<br />

im Vergleich zu diversen Legierungen<br />

das beste Klangbild ergibt. Es wird gedreht,<br />

gebohrt, geschliffen, poliert, gereinigt<br />

und oberflächenveredelt – stets im<br />

Hause Breslmair. Ganz im Sinne des hohen<br />

Qualitätsanspruchs sagt Lukas Breslmair:<br />

„Wir wollen uns keinen Ausschuss leisten.<br />

Dementsprechend legen wir höchste<br />

Maßstäbe an die Werkzeuge.“ Beim Drehen<br />

greift die Familie Breslmair seit jeher<br />

auf Produkte von Boehlerit zurück, mit de-<br />

<strong>dihw</strong> 14 4 ·<strong>2022</strong> 33

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