akzent Magazin Februar '23
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
44 Seeraum<br />
Das Rathaus aus dem 17. Jahrhundert<br />
diente der Stadt als Sitz der Verwaltung.<br />
Heute ist es das „Rathaus für Kultur“<br />
mit dem Café „Lokal“.<br />
Wakkerpreis<br />
für LichtenSteig<br />
Wer vom Bodensee zum Wandern – oder jetzt zum Wintersport – ins<br />
Toggenburg fährt, kommt mit dem Auto durch mehrere Umgehungsstraßen<br />
schneller voran als noch vor über 40 Jahren. Damals musste man sich kurz<br />
vor Wattwil noch durch die engen Straßen eines kleinen Städtchens quälen,<br />
aber seit 1983 geht es zügig auf der anderen Seite der Thur daran vorbei,<br />
teilweise sogar durch einen Tunnel. Dieses Städtchen ist Lichtensteig (nicht<br />
Lichtenstein!) und bekommt dieses Jahr den in der Schweiz begehrten<br />
Wakkerpreis für seine Bemühungen um die Baukultur.<br />
Von Patrick BraunS<br />
Zur Vorgeschichte machen wir aber<br />
noch unterwegs Station, um zu sehen,<br />
wofür früher der Preis verliehen wurde:<br />
In den 70er- und 80er-Jahren ging<br />
es vor allem darum, Gemeinden zu<br />
ehren, die sich besonders bemühen,<br />
ihre historisch gewachsenen Ortskerne<br />
und Altstädte zu erhalten. So wurde<br />
1984 die Stadt Wil am Anfang des<br />
Toggenburg ausgezeichnet, die ihre<br />
auf einem Hügel gelegene Altstadt<br />
mit dem Schloss Hof zu Wil gut erhält.<br />
Und wer etwa von Romanshorn aus<br />
ins Toggenburg fährt, kann über das<br />
schöne Barockstädtchen Bischofszell,<br />
das 1987 den Wakkerpreis bekommen<br />
hat, nach Lichtensteig fahren.<br />
In den letzten Jahren wurden mit<br />
dem Preis auch Städte ausgezeichnet,<br />
die nicht gerade als touristische<br />
„Highlights“ gelten und in Reiseführern<br />
höchstens mit ein paar Sätzen<br />
abgehandelt werden, wie das Gebiet<br />
„Lausanne West“, also die Großstadt<br />
am Genfer See mit ihren westlichen<br />
Vororten (2011), und die Agglomerationsgemeinde<br />
Köniz bei Bern (2012).<br />
In solchen Fällen geht es darum, dass<br />
die Gemeinden sich mit der Stadtplanung<br />
und stilistischen Vorgaben für<br />
eine überdurchschnittliche architektonische<br />
Qualität einsetzen und die<br />
Orte damit lebenswerter machen.<br />
Lichtensteig ist in der Reihe ein besonderer<br />
Fall: Die Stadt hat zwar eine<br />
kleine Altstadt, die teilweise noch mittelalterliche<br />
Bausubstanz hat, sie bekam<br />
aber erst durch die Industrialisierung<br />
nach dem Bau der Bahn im späten<br />
19. Jahrhundert das Stadtbild, das<br />
man eben heute von der Umgehungsstraße<br />
aus sieht, mit den Fabrikbauten<br />
unten an der Thur. Nachdem die<br />
meisten dieser Firmen der Globalisierung<br />
zum Opfer gefallen sind, wurden<br />
die Gebäude in den letzten Jahren<br />
nicht abgebrochen, sondern nach und<br />
nach für neue Nutzungen umgebaut –<br />
und das ist der Hauptgrund, warum<br />
die Stadt jetzt den Wakkerpreis bekommen<br />
hat.