akzent Magazin Februar '23
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Kultur | Bühne<br />
59<br />
© Patricia Czerwinski<br />
Die Schauspielenden (v.l.n.r.) Abenaa Prempeh, Fynn Engelkes, Jasper Diedrichsen, Sylvana Schneider posieren in einer Probenpause für uns in der Sonne.<br />
Gwendoline Soublin: Ich habe dieses Stück im<br />
Jahr 2017 geschrieben. Das war vor fünf Jahren<br />
und wir müssen leider feststellen, dass<br />
sich seitdem nicht wirklich was verbessert hat.<br />
Meine ursprüngliche Absicht war es, über diese<br />
angstauslösende Welt zu sprechen, darüber,<br />
was negative Nachrichten in unserer Vorstellung<br />
von der Zukunft bewirken. Ich wollte wissen,<br />
ob die Kinder meine Befürchtungen teilen<br />
und ob ihre Zukunftsvisionen ebenso desillusioniert<br />
sind wie meine. Im Frühjahr 2017 habe<br />
ich mit vielen Kindern gesprochen. Die Figuren<br />
in dem Stück spiegeln die Vielfalt ihrer<br />
Profile, ihrer Reaktionen und ihrer Gefühle wider.<br />
Für einige stand die Angst vor der Klimakatastrophe<br />
im Vordergrund. Für andere bedeutete<br />
die Zukunft vor allem, im Leben erfolgreich<br />
zu sein, einen Hund zu haben, glücklich<br />
zu sein, ohne die Dunkelheit der Welt zu<br />
sehr auf sich zu ziehen.<br />
<strong>akzent</strong>: Im Stück wird vermutet, „Ehsan“ habe<br />
sich aus Angst im hauseigenen Bunker eingeschlossen.<br />
Haben Sie manchmal auch das Bedürfnis,<br />
sich in einen Schutzraum zurückzuziehen?<br />
Gwendoline Soublin: Manchmal ja. Ich höre<br />
mir die Nachrichten an, versuche aber, nicht<br />
darin zu ertrinken. Doch wenn die Welt zu viel<br />
Angst einflößt, muss man einen Zufluchtsort<br />
finden. Belletristik ist für mich ein hervorragender<br />
Zufluchtsort: lesen, schreiben, beobachten<br />
... Sie ermöglicht es mir, die Welt mit<br />
dem richtigen Abstand zu betrachten, bewusst,<br />
aber nicht verzweifelt.<br />
<strong>akzent</strong>: Wie schön, dass Sie angesichts schlechter<br />
Nachrichten nicht verzweifeln, sondern sich<br />
trauen, in Ihren Stücken auch kritische Themen<br />
aufzugreifen und, wie hier, Kinder zu ermutigen.<br />
Ich freue mich darauf, „Und alles“ in<br />
der Spiegelhalle zu sehen. Herzlichen Dank für<br />
das Gespräch!