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akzent Magazin Februar '23

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com

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48 Bildung und Wirtschaft<br />

halb rücke die Nutzung des Bodensees als umweltfreundliche,<br />

sichere und stets verfügbare<br />

Energiequelle direkt vor der Haustüre in den<br />

Vordergrund.<br />

Der Zustand des Sees darf<br />

nicht beeinträchtigt werden<br />

Die Genehmigungsverfahren laufen in<br />

Deutschland über die Landratsämter, bei großen<br />

Anlagen können auch Regierungspräsidien<br />

einbezogen werden – in Österreich und<br />

in der Schweiz treffen vergleichbare Behörden<br />

die Entscheidungen. Das Institut für Seenforschung<br />

der LUBW arbeitet mit den internationalen<br />

Landratsämtern und Regierungsbezirken<br />

zusammen, die vor einer Entscheidung<br />

die Expertise des Instituts einholen. Mit der<br />

Thematik der thermischen Nutzung des Bodensees<br />

werde rund um den See sehr verantwortungsvoll<br />

umgegangen, sagt Wolf und versichert:<br />

„Höchste Priorität hat der Schutz des<br />

Gewässers und des Ökosystems Bodensee.<br />

Dementsprechend sind die Genehmigungsverfahren<br />

und die technischen Vorgaben sehr<br />

streng.“ Ob und wie der Bodensee thermisch<br />

genutzt werden darf, sei im Kapitel 5 der Bodensee-Richtlinien<br />

„Thermische Nutzung von<br />

Bodenseewasser“ der Internationalen Gewässerschutzkommission<br />

für den Bodensee (IGKB)<br />

genau festgehalten. Der übergreifende Gedanke<br />

der IGKB sei, dass die Anrainerstaaten sich<br />

miteinander abstimmen – denn der See kennt<br />

keine Grenzen. Die Zusammenarbeit der Anrainer<br />

geschehe auf vielen Ebenen schon lange<br />

Zeit sehr konstruktiv und erfolgreich. Dem<br />

Kapitel 5 ist folgender Leitgedanke vorangestellt:<br />

„Die thermische Nutzung von Bodenseewasser<br />

zur Wärme- und zur Kältegewinnung<br />

ist soweit zulässig, als der Zustand des Sees<br />

und seiner Lebensgemeinschaften weder in<br />

seiner Gesamtheit noch regional beziehungsweise<br />

lokal nachteilig beeinträchtigt werden.“<br />

Dieser Leitgedanke dominiere alle Entscheidungen<br />

und Genehmigungsverfahren und<br />

werde sehr strikt umgesetzt. Ein jährliches<br />

Monitoring aller Aktivitäten rund um den See<br />

führe alle Daten und Maßnahmen bei der IGKB<br />

zusammen und harmonisiere die Projekte am<br />

Bodensee.<br />

Im Bodensee schlummert<br />

ein riesiges Energiepotenzial<br />

Wenn der See im Winter dampft, gibt er die<br />

im Sommer gespeicherte Wärme teils in Form<br />

von Nebelschwaden ungenutzt ab. Im Sommer<br />

ist es umgekehrt: Wer im See schwimmt,<br />

spürt die gespeicherte Kälte. Das in der Tiefe<br />

konstant vier bis zehn Grad kalte Seewasser<br />

kann Privathaushalte, Bürogebäude und Fabriken<br />

kühlen. Allein am Schweizer Ufer könnten<br />

2800 GWh zum Heizen und 1400 GWh zum<br />

Kühlen entnommen werden, besagt die Studie<br />

des Kantons Thurgau. Die ungefähre heutige<br />

Nutzung dort betrage zehn GWh Wärmenutzung<br />

und 25 GWh Kältenutzung. Generell<br />

habe der Bodensee als Energiespeicher<br />

ein so gewaltiges Potenzial, dass auf lange<br />

Sicht nicht mit Veränderungen zu rechnen<br />

sei. „Dies ist ein Schatz, der geborgen werden<br />

kann und darf und besonders im Kontext<br />

mit dem Klimaschutz ein großes Thema geworden<br />

ist“, sagt Wolf. Es sei vorstellbar, dass<br />

ganze Siedlungen an solche Wärmeverbunde<br />

angeschlossen werden, wenn dies in der Planung<br />

frühzeitig berücksichtigt wird. So gebe<br />

es seit 2015 mit der Minergie-Siedlung Witenzelg<br />

in Romanshorn den ersten größeren<br />

Verbund am Bodensee. Dort werden 165 Wohnungen<br />

mit Seewasser beheizt. „Die thermische<br />

Nutzung von Seewasser in Wärmeverbunden<br />

ist ein sehr vernünftiges Konzept –<br />

im Bodensee ist eine enorme Energiemenge<br />

vor Ort vorhanden und stets verfügbar – das<br />

macht die Bodenseeregion unabhängig und<br />

autark, wenn auch die Anlagen und die notwendige<br />

Infrastruktur, um den Schatz zu bergen,<br />

erstmal teuer sind.“<br />

Sonnenkollektor: Der Bodensee von Lindau aus<br />

Richtung Bregenz. Bei Sonnenschein wirkt der<br />

Bodensee wie ein riesiger Sonnenkollektor, der<br />

die Sonnenenergie als Wärmeenergie speichert.

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