akzent Magazin Februar '23
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58 Kultur | Bühne<br />
Gwendoline Soublin<br />
hat für ihr Stück junge<br />
Menschen zu verschiedenen<br />
Zukunftsszenarien, ihren<br />
Ängsten und Hoffnungen<br />
befragt.<br />
© Morgane Drouot<br />
<strong>akzent</strong>: „Und alles“ wurde mit dem Jugendtheaterpreis<br />
Baden-Württemberg 2022 und dem<br />
Deutschen Kindertheaterpreis 2022 ausgezeichnet.<br />
Herzlichen Glückwunsch! Was ist der Reiz,<br />
für ein junges Publikum zu schreiben?<br />
Gwendoline Soublin: Schreiben für ein junges<br />
Publikum ist faszinierend, weil es sehr herausfordernd<br />
und anspruchsvoll ist. Es geht darum,<br />
die Haltung der „intellektuellen“ erwachsenen<br />
Schriftsteller*in zu verlassen und eine<br />
„intelligente“ Jugendschriftsteller*in zu werden!<br />
Ich finde, dass Kinderliteratur manchmal<br />
schwieriger zu schreiben ist als jede andere<br />
Literatur. Denn, wenn sie erfolgreich sein<br />
möchte, sollte sie alle ansprechen, Kinder und<br />
Erwachsene gleichermaßen. Um dies zu erreichen,<br />
muss sie starke Bilder vermitteln, sowie<br />
direkt und frech, fast schon ein bisschen dreist<br />
daherkommen. Die Texte für Kinder müssen<br />
einfach und komplex formuliert sein. Wie wir<br />
aber alle vermutlich wissen, sind gerade die<br />
offensichtlichsten und einfachsten Dinge oft<br />
am schwierigsten zu erreichen.<br />
<strong>akzent</strong>: Wie gelingt es Ihnen, sich so gut in die<br />
Perspektive Heranwachsender hineinzudenken<br />
und ihren Ton zu treffen?<br />
Gwendoline Soublin: Ich stelle mir gerne<br />
vor, dass es natürlich daran liegt, dass ich im<br />
Geist jung geblieben bin! Im Ernst: Ich glaube,<br />
dass es wichtig ist, sich mit Kindern und<br />
Jugendlichen zu beschäftigen, um erfolgreich<br />
zu schreiben. Bei all meinen Kindertexten<br />
achte ich darauf, dass ich regelmäßig mit<br />
jungen Menschen in Kontakt bin: Ich treffe<br />
und befrage sie und lade sie zu Schreibwerkstätten<br />
ein. Ich bin nicht mehr acht, ich bin<br />
auch nicht mehr zwölf. Das Aufwachsen heute<br />
ist nicht wie das Aufwachsen gestern, also<br />
„Bei all meinen<br />
Kindertexten achte<br />
ich darauf, dass ich<br />
regelmäßig mit<br />
jungen Menschen<br />
in Kontakt bin.“<br />
Gwendoline SouBlin<br />
ist es wichtig für mich, die Heranwachsenden<br />
nicht aus den Augen zu verlieren. Ich kann<br />
mich zwar ein Stück weit auf meine eigene<br />
Kindheit stützen. Um korrekte Geschichten zu<br />
schreiben, reicht das aber nicht aus, denn ich<br />
will ja aktuelle Geschichten bringen, die von<br />
heute handeln.<br />
<strong>akzent</strong>: „Und alles“ ist ein gesellschafts- und<br />
medienkritisches Stück, das auch Erwachsene<br />
anspricht. Mit Blick auf die Klimaveränderungen<br />
und die Kriege in der Welt blicken viele<br />
Eltern und Kinder voller Angst in die Zukunft.<br />
Was war Ihre Intention, dieses unbequeme<br />
Thema aufzugreifen?