akzent Magazin Februar '23
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
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Bildung und Wirtschaft<br />
47<br />
Weitblick: Blick vom Gebhardsberg auf Bregenz.<br />
Die Stadt plant aktuell die Seewassernutzung<br />
für die Wärme- und Kälteversorgung des neuen<br />
Hallenbades und des Festspielhauses.<br />
Im Wasser des<br />
Bodensees steckt<br />
ein enormes<br />
Potential an<br />
erneuerbarer<br />
Energie.<br />
entsprechenden Wärmeverbund könnte rund<br />
ein Viertel des Stadtgebiets erschlossen und<br />
beheizt werden. Der See würde jedes Jahr so<br />
viel Energie liefern wie rund 2,6 Millionen Liter<br />
Heizöl. Durch eine thermische Nutzung des<br />
Sees könnte zudem der CO2-Ausstoß in Arbon<br />
jährlich um rund 7.000 Tonnen reduziert werden.<br />
Auch wirtschaftlich bringe eine Wärmenutzung<br />
des Sees Vorteile: Die regionale Wertschöpfung<br />
würde gesteigert, und es könnten<br />
neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Zudem<br />
ließe sich die Abhängigkeit vom Ausland in Bezug<br />
auf fossile Energieträger markant verringern.<br />
Vor diesem Hintergrund hat der Arboner<br />
Stadtrat beschlossen, das Projekt Seewasser-<br />
Wärmeverbund voranzutreiben, wie<br />
Thomas Steccanella von der Stabsstelle<br />
Kommunikation der Stadt<br />
Arbon berichtet. Die geschätzten<br />
Investitionskosten belaufen<br />
sich auf rund CHF 51 Millionen.<br />
Das Projekt dürfte<br />
mit Fördergeldern in Höhe<br />
von etwa CHF 14,6 Millionen<br />
unterstützt werden.<br />
So resultieren Netto-Investitionen<br />
von rund CHF 36,4<br />
Millionen. Würde das Projekt<br />
ohne Verzögerungen vorangetrieben<br />
werden, könnte<br />
die erste Etappe eines Seewasser-Wärmeverbundes<br />
mit der<br />
Heizsaison 2028/2029 in Betrieb genommen<br />
werden.<br />
Die thermische Nutzung des Bodensees ist inzwischen<br />
Teil des Energie- und Klimaschutzkonzepts<br />
vieler Städte und Kommunen mit<br />
dem Ziel, schädliche CO2-Emissionen zu reduzieren<br />
sowie Versorgungssicherheit und Energieunabhängigkeit<br />
zu erlangen. Egal wen<br />
am Bodensee man fragt – alle zeigen bewundernd<br />
auf die Schweizer, denn in der Schweiz<br />
ist die Nutzung der Energie, die in ihren Seen<br />
steckt, nichts Neues – es gibt viele Beispiele,<br />
die zeigen, dass die Versorgung von Kommunen,<br />
Unternehmen, Institutionen oder Wohnquartieren<br />
bereits seit Langem erfolgreich mit<br />
thermischer Nutzung von Gewässern funktioniert.<br />
In den Jahren 2020 und 2021 hat der<br />
Kanton Thurgau die Machbarkeit der thermischen<br />
Nutzung von Bodensee und Rhein<br />
untersuchen lassen. Dabei zeigte sich unter<br />
anderem, dass die Voraussetzungen zur Nutzung<br />
von Wärmeenergie aus dem See in Arbon<br />
gut sind.<br />
Beispiel Arbon: Ökologisch und<br />
ökonomisch sinnvoll<br />
In Folge dieser Ergebnisse gab der Arboner<br />
Stadtrat eine zusätzliche Machbarkeitsstudie<br />
in Auftrag, um die konkreten Möglichkeiten genauer<br />
zu bestimmen. Diese neue Studie, die seit<br />
dem Sommer 2022 vorliegt, bestätigt den positiven<br />
Befund der kantonalen Untersuchung<br />
und zeigt: In Arbon ist es wirtschaftlich, technisch<br />
und ökologisch machbar, Wärmeenergie<br />
aus dem Bodensee zu nutzen. Sie kommt zum<br />
Schluss, dass der Stadt Arbon mit dem Bodensee<br />
eine ausgiebige lokale und erneuerbare<br />
Energiequelle zur Verfügung steht. Mit einem<br />
Eine sichere Energiequelle<br />
direkt vor der Haustüre<br />
Ein großartiges Beispiel, das allerdings auch<br />
zeigt, dass selbst bei schnellster und engagiertester<br />
Umsetzung solcher Projekte Jahre<br />
ins Land ziehen – und zudem hohe Investitionskosten<br />
entstehen. Die Frage, warum<br />
nicht schon früher über die thermische Nutzung<br />
des Bodensees nachgedacht wurde, immerhin<br />
ist die Klimakrise nicht erst seit 2022<br />
bekannt, erklärt sich Dr. Thomas Wolf vom Institut<br />
für Seenforschung der Landesanstalt für<br />
Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Langenargen<br />
damit, dass bislang wohl der wirtschaftliche<br />
Druck nicht groß genug war. Das<br />
Bewusstsein für die Vorteile einer Selbstversorgung<br />
mit Energie sei mit den aktuell hohen<br />
Preisen gestiegen. Zudem sei das Vertrauen<br />
in eine sichere Energieversorgung mit Energieträgern<br />
aus dem Ausland erschüttert. Des-