April 2011 - Bund Freiheit der Wissenschaft eV
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freiheit <strong>der</strong> wissenschaft online – <strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />
<strong>Bund</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />
Selbsttäuschungen 'linker' Bildungspolitik<br />
Die weitgehende Eroberung <strong>der</strong> öffentlichen Meinung durch reformpädagogische<br />
Vorannahmen verdankt sich auch ihrer Verbindung mit einflußreichen gesellschaftlichen<br />
Trägern, wozu insbeson<strong>der</strong>e 'linke' Parteien und Verbände und zumindest Teile <strong>der</strong> offiziellen<br />
GEW gehören. Das ist deshalb bemerkenswert, weil entgegen <strong>der</strong> ausdrücklichen<br />
bildungspolitischen Zielsetzung dieser Gruppen eine Bildungsemanzipation <strong>der</strong><br />
"bildungsfernen" sozialen Schichten auf diese Weise nicht zu erreichen - und also auch nicht<br />
zu befürchten - ist. Ideologiekritisch gesehen - wenn man Gedanken in Beziehung zu<br />
Interessen setzt - müßte <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> das bürgerliche Bildungsprivileg retten wollte - was ja<br />
Konservativen üblicherweise vorgeworfen wird - heute eigentlich 'links' wählen. Das<br />
wirkliche Leben <strong>der</strong> "bildungsfern" aufwachsenden Kin<strong>der</strong> und darauf bezogene<br />
realitätsgerechte pädagogisch-bildungspolitische Interventionen spielen in linken Kreisen<br />
außer als Legitimationsbeschaffung für die Durchsetzung und Aufrechterhaltung des eigenen<br />
bürgerlichen Bildungsprivilegs kaum eine Rolle. 8<br />
In diesen Interessenzusammenhang gehört auch die reformpädagogische Bewegung.<br />
Psychologisierung des pädagogischen Denkens<br />
Sie hätte allerdings ohne ihr Bündnis mit <strong>der</strong> allgemeinen gesellschaftlichen<br />
Psychologisierung kaum so erfolgreich werden können. Diese hat die fachlichen Grenzen <strong>der</strong><br />
Psychologie als <strong>Wissenschaft</strong> längst überschritten, alle Bereiche des gesellschaftlichen<br />
Lebens und hier insbeson<strong>der</strong>e auch die Pädagogik durchdrungen und sich dabei ebenfalls als<br />
allgemeine Weltanschauung manifestiert. Von ihr hat sich die Reformpädagogik eine<br />
scheinbar überparteiliche Legitimation beschafft, wobei sie von <strong>der</strong> Tatsache profitierte, daß<br />
die Pädagogik <strong>der</strong> psychologischen Forschung und ihrer therapeutischen Praxis viel zu<br />
verdanken hat: Das Verständnis für kindliche Verhaltens- und Ausdrucksweisen hat sich<br />
allgemein - nicht nur in Fachkreisen - enorm verbessert; die emotionalen Dimensionen <strong>der</strong><br />
privaten wie öffentlichen menschlichen Beziehungen sind klarer bewußt geworden. Auch <strong>der</strong><br />
therapeutische Nutzen psychologischer Verfahren für korrigierende pädagogische<br />
Maßnahmen ist nicht zu bestreiten.<br />
8 Diese Überlegungen werden weiter ausgeführt in: Hermann Giesecke: Pädagogik - quo vadis? Weinheim -<br />
München 2009, vor allem S. 69 ff.<br />
web<br />
fdw<br />
I/<strong>2011</strong>