Pusteblume Dezember 2012/Januar 2013
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<strong>Pusteblume</strong> Seite 36<br />
Sendet uns Euer<br />
Lieblingsrezept und<br />
gewinnt mit etwas<br />
Glück 25,‐ ¤ für<br />
Euer Sparschwein!<br />
Und so<br />
klopften Sie denn<br />
an, und betraten den kleinen Raum, in<br />
dem sich der Heiland befinden sollte. Das<br />
erste, was sie sahen, war aber nicht der<br />
Heiland, sondern ein Esel, der genau vor<br />
ihnen mit den Hufen scharrte.<br />
„Das isser nicht.“ sagte Melchior, und<br />
Kaspar erwiderte nur: „Blödmann!“<br />
Sie gingen um den Esel herum und<br />
bemerkten neben einem Ochsen eine<br />
Futterkrippe mit Stroh und einem Tuch<br />
darin. Obenauf lag ein Säugling, der mit<br />
Auch Venusspiel und Schweißbad meid,<br />
Wer sein Leben will bringen weit.<br />
Die Martinsgans, fein fett gemäßt,<br />
Thut nun in manchem Haus das Best.<br />
(Aus einem alten Jägerkalender, Novemberspruch)<br />
Auch wenn St. Martin vorbei<br />
ist: Gänse haben mindestens<br />
bis Weihnachten noch<br />
Saison. In einer alten bayerischen<br />
Chronik ist zu lesen, dass die Wallfahrer<br />
die Gans auf ihr Schiff mitnahmen,<br />
weil sie glaubten, der Heilige<br />
Geist wohne ihr inne, und ohne<br />
sie sei das Gelobte Land nicht zu<br />
finden. Für die ollen Germanen war<br />
die Gans immer schon ein ein heiliger<br />
Vogel, der dem Schutzgott der<br />
Frucht und des Viehs, Donar, gerne<br />
geopfert wurde, was sich wiederum<br />
die Missionare zu nutze machten,<br />
und die Germanen darauf drängten,<br />
den Heiligen Martin zu verehren. Ist<br />
mir eigentlich “wurscht” wer hier<br />
wen verehrt, meine Mission sind<br />
konfierte* Gänsekeulen.<br />
Auf die Idee gebracht hat mich ein<br />
Rezept von Ralf Kabelitz, der seine Entenkeulen<br />
konfierte. Ente gab es aber<br />
erst vor kurzem, ich wollte Gans, und<br />
habe das Rezept etwas “vergänserisiert”.<br />
Der Portwein aber gefiel mir gut zu der<br />
Gans, das probierte ich aus. Zuallererst<br />
galt es aber einen Gänsefond zu kochen,<br />
was ich aus einem Kilo Gänseklein mit<br />
etwas Wurzelgemüse gemacht hatte.<br />
Abgeschmeckt mit Meersalz und einem<br />
Spritzer Sojasauce eine gute Grundlage<br />
für eine Gänsesauce. Apropos Gänsesauce.<br />
Da ich zu jeder Gans reichlich Sauce<br />
produziere, habe ich fast immer welche<br />
wachen Augen durch die Gegend schaute,<br />
und der von einem wundersamen<br />
Leuchten umgeben war. Ihm zur Seite<br />
standen, blöd grinsend, eine Frau und<br />
ein Mann, die den Blick nicht von dem<br />
Säugling lassen konnten, dem alle Aufmerksamkeit<br />
galt.<br />
„Das muss der Heiland sein!“ sprach<br />
Melchior, kniete nieder und brachte dem<br />
Kind sein Geschenk, den Weihrauch dar,<br />
den die Mutter, nachdem er sich mehrmals<br />
laut räuspernd bemerkbar machen<br />
musste, dankend annahm. Auch Balthasar,<br />
der vorher mit Caspar die Kiste absetzte,<br />
kniete nun vor der Krippe, und bot<br />
dem Kindlein sein Geschenk an, die Myhrre,<br />
die Josef, stellvertretend für Gottes<br />
und nicht seinen Sohn, entgegen nahm.<br />
Derweil fummelte Caspar an seiner<br />
Kiste herum, und versuchte – bislang<br />
eingefroren, so entfällt die Kalbsjus und<br />
wird mit der Sauce ersetzt. Das ergibt<br />
eine Gänsesauce, mit der man seine<br />
Geschmacksknospen an die Grenze der<br />
Aufnahmefähigkeit bringt, einfach nur<br />
genial.<br />
Zutaten (2 Pers.)<br />
• 2 Gänsekeulen<br />
• 400 ml Gänsefond (grob entfettet)<br />
• 200 ml Gänsesauce oder Kalbsjus<br />
• Olivenöl (ca. 500 ml, gutes aber nicht<br />
das teuerste)<br />
• 4 cl Portwein<br />
• 2 Lorbeerblätter<br />
• 1 zerdrückte Knoblauchzehe<br />
• Meersalz, Majoran getrocknet, gerebelt<br />
Die Keulen werden<br />
gesalzen, mit<br />
Majoran gewürzt<br />
und kommen über<br />
Nacht in den Kühlschrank.<br />
Da ich ca.<br />
5 Stunden Garzeit<br />
kalkuliert habe,<br />
und es die Keulen<br />
gegen 20 Uhr geben<br />
sollte, fing ich<br />
um 14 Uhr mit der<br />
Zubereitung an: Etwas<br />
Olivenöl und/<br />
oder Gänseschmalz<br />
(fällt beim Fondkochen<br />
an) auf dem<br />
Topfboden verteilen und die abgetupften<br />
Keulen darauf geben. Den Portwein und<br />
den Gänsefond angießen und mit Olivenöl<br />
auffüllen, bis die Keulen gänzlich<br />
bedeckt sind. Die Lorbeerblätter und die<br />
Knoblauchzehe dazugeben, Deckel drauf<br />
und ab in den Ofen, der eine Temperatur<br />
von 80 – 90 ° C haben sollte (mein Miele<br />
machte dann aus der Einstellung 70°C<br />
vergeblich – sie zu öffnen. Endlich gab<br />
der Deckel der Kiste nach und ließ sich<br />
anheben. Sichtlich neugierig lugten Melchior<br />
und Balthasar in die Kiste, welche<br />
Ihren Inhalt nur den dreien preisgab. Amphoren<br />
aus Ton, mit Korken und Wachs<br />
verschlossen, vier Stück an der Zahl, jede<br />
mindestens fünf Liter fassend. Aber mit<br />
was?<br />
Caspar nahm eine Amphore heraus,<br />
kniete sich vor dem Heiland nieder und<br />
fragte Maria: „Wie heißt denn dein Sohn<br />
nun eigentlich?“<br />
„Jesus.“ antwortete Maria.<br />
„Ach, Jesus? Nicht Kevin oder Ronnie?“<br />
„Nein, Jesus!“<br />
„OK, auch gut. Dann, lieber Jesus,<br />
nimm diese Gabe entgegen, den ganzen<br />
Stolz unseres Volkes,“ und dann ganz<br />
andächtig: „das grüne Gold! Olivenöl!<br />
satte 90°C – soviel zu dem “Mercedes unter<br />
den Herden”). Die Temperatur sollte<br />
man mit einem Ofenthermometer kontrollieren,<br />
die paar Euro sind gut angelegt.<br />
Nach drei Stunden das erste mal testen,<br />
wie weit der Garprozess gediehen ist. Bei<br />
den Temperaturen sind aber 5 Stunden<br />
realistisch. Das Fleisch sollte fast vom<br />
Knochen fallen. Sind die Keulen weich,<br />
dann herausnehmen, auf ein Backblech<br />
geben und unter dem Grill knusprig<br />
braten. So tritt auch das überschüssige<br />
Fett aus. Eine andere Möglichkeit ist es,<br />
bei moderaten 140°C die Gans knusprig<br />
werden zu lassen, ich hatte aber Angst,<br />
dass ich sie vor lauter Zartheit nicht mehr<br />
in einem Stück auf den Teller bekomme.<br />
Währenddessen das Fett abschöpfen<br />
und für eine spätere Verwendung (z. B.<br />
mit Schweineschmalz vermischt, gut gewürzt<br />
als Brotaufstrich) aufheben. Den<br />
Fond passieren. Ich nehme dazu ein Küchentuch,<br />
das hält dann<br />
noch einiges<br />
an<br />
Fett zurück.<br />
Extra jungfräulich, wie Deine Mutter! Das<br />
Wertvollste, was das Volk Palästinas dir<br />
geben kann!“<br />
„Olivenöl?“ meldete sich erstmalig<br />
Josef zu Wort. „Was soll unser Sohn denn<br />
mit Olivenöl?“<br />
„Heilen,“ rief Caspar, „und den Menschen<br />
den wundervollen Geschmack<br />
des Olivenöls vermitteln, die pflegenden<br />
Eigenschaften für die Haut erklären und<br />
letztlich, den Frieden für die Menschen<br />
bringen!“<br />
„Das alles soll Olivenöl vermögen?“<br />
fragte Josef.<br />
„Ja,“ erwiderte Caspar, „sogar wenn<br />
man nicht daran glaubt!“<br />
Mike Seeger<br />
Konfierte Gänsekeule mit Kürbis-Kartoffelstampf<br />
und Portweinjus<br />
Mit der Gänsesauce auffüllen und etwas<br />
einkochen lassen. Abschmecken mit<br />
Meersalz und evtl. noch etwas Portwein.<br />
Bei Bedarf die Sauce mit kalter Butter<br />
aufmontieren, wem das dann doch des<br />
Fettes zu viel ist, der kann auch mit Speisestärke<br />
etwas abbinden. In diesem Fall<br />
hatte ich etwas viel Sauce für zwei Portionen,<br />
weiteres Einkochen ließ ich aber<br />
bleiben, die Sauce wäre sonst zu salzig<br />
geworden.<br />
Für den Kürbis-Kartoffelstampf 300<br />
g Kürbis grob würfeln, ebenso 400 g<br />
mehlig kochende Kartoffeln (die ich<br />
nicht hatte und durch festkochende ersetzen<br />
musste, was aber nicht schlimm<br />
ist) in Salzwasser garen, abschütten,<br />
mit Salz und frisch geriebenem Muskat<br />
sowie etwas frisch geriebenem Ingwer<br />
würzen, Mit dem Stampfer, 100-150 ml<br />
Sahne und einem Stück Butter zu einem<br />
Stampf verarbeiten. Nicht zu würzig abschmecken,<br />
da die Sauce genug Würze<br />
mitbringt.<br />
Nun den Stampf auf einem Teller anrichten,<br />
mit der Sauce umgießen und die<br />
Gänsekeule auf dem Stampf anrichten.<br />
Die Keule war superzart und knusprig,<br />
die Sauce göttlich und der Kartoffel-Kürbisstampf<br />
passte wunderbar dazu. Ein<br />
herrliches Gänseessen, wenn eine Gans<br />
mal zu viel sein sollte.<br />
*Konfieren: Garen in eigenem, oder<br />
zugesetztem Fett. Eine Methode, die in<br />
Frankreich immer noch aktuell ist. Vor<br />
der Kühlschrankära wurden so Enten und<br />
Gänse für Monate konserviert. msf