Geschichtliches aus dem Sauerland - R.J.Sasse
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Kirchengeschichtliches <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Sauerland</strong>e<br />
ben anbei den jungen Priester Franciscum Custodis mit seinem Vater Johann Custodis, (er war<br />
Küster in Wormbach - daher auch der Name Custodis D. -) und mit <strong>dem</strong> Vincentio Custodis,<br />
Vicario zu Wormecke, (ob die beiden Geistlichen Brüder waren?) - gefänglich fortgerissen, in<br />
Eisen geschlagen und in des Vaters eigenem H<strong>aus</strong>e an einem Pfost angeschlossen und ihnen<br />
gedräuet, dass sie unverzüglich gefänglich nach Bilstein weggebracht werden sollten. Die<br />
Kriegsleute wurden zwar bei ihrer gewaltsamen Unternehmung gefragt, was die Ursache einer<br />
solchen Verstrickung sei! Sie zeigten aber keine andere Ursache an, als das sie sich hätten<br />
erkühnen wollen, wider den Willen des Truchsess die erste hl. Messe zu halten. Auf solche Weise<br />
half ihnen auch nicht die vorgeschützte Freistellung des Truchsess, sondern sahen sich genötigt<br />
- damit sie nicht gen Bilstein fortgeschleppt würden - eine beträchtliche Summe Geldes<br />
hinzuzählen. Nach kurzem Zeitverlauf sind 40 Soldaten von <strong>dem</strong> Volke des Grafen von Moers<br />
in das Kloster Grafschaft eingefallen, in der Meinung, dasselbe so wie vorhin das Kloster Wedingh<strong>aus</strong>en<br />
<strong>aus</strong>zuplündern. Weilen sie aber von einigen Landgesessenen an ihrem Vorhaben<br />
verhindert, sind sie in die Kirche von Lenne eingebrochen" etc. - Ich bemerkte damals in Nr. 4<br />
"meiner Plaudereien", in Nr. 67 der Mesch. Zeitung: "Das war eine böse Zeit! Der Volksmund<br />
fand bald den richtigen Ausdruck, in<strong>dem</strong> man sagt: "dat was in Druckes Tyen." Mit Hochdruck<br />
ist damals gearbeitet worden, um Geistliche und Laien zum Abfall zu bringen." das ganze<br />
<strong>Sauerland</strong> war dazumal verseucht, und zwar in einem Maße, dass man sich verwundern muss,<br />
dass das Volk noch katholisch geblieben ist. Eine Gesundung bei Adel und Klerus wurde aber<br />
durch 4 Faktoren allmählich herbeigeführt: 1. durch den energischen Landesdroste Caspar v.<br />
Fürstenberg, der am 15. April 1584 in Eslohe das Land für den neuen Kurfürsten in Eid nahm:<br />
"wo das Amt Fredeburg, samt den Stetten Schmallenberg und Fredeburg huldigten." (Pieler,<br />
Arnsberg 1873, S. 81.) 2. An vielen Orten des <strong>Sauerland</strong>es sind damals von den Jesuiten Missionen<br />
abgehalten worden. (S. 93 m. Buches über Eslohe.) 3. Zur Besserung der Zustände und<br />
zur Reinigung der Kloaken sorgte der Werler Kommissar und Visitator Conrad Lutter (1611 -<br />
1623); mit aller Schärfe ist er gegen Widerspenstige beiderlei Geschlechts vorgegangen und<br />
hat die Hartnäckigen mit schweren Geldstrafen oder gar Amtsentsetzung in gerechtester Weise<br />
bestraft. 4. Ein Sprichwort sagt: "Die Zeit heilt alles." Das trifft auch hier zu. Als der Hauptsturm<br />
vorüber war, als der Adel sich seiner Stellung wieder bewusst worden, und vom Abfall<br />
zurückkehrte, da war auch für das Volk die Gefahr vorbei. Pieler, Casp. v. Fürstb. S. 84. "Am<br />
2. Mai 1584 stellen sich zu Eslohe Christoffel v. Schade und Hermann v. Esleve bei Fürstenberg<br />
ein, um sich wegen ihrer Teilnahme an der Truchsessischen Revolution zu entschuldigen. "Und<br />
nun gewahren wir, wie in den ersten Dezennien nach beendigtem 30jährigen Kriege neues Leben<br />
<strong>aus</strong> den Ruinen entsteht. Die alten Kirchen und Kapellen, die so furchtbar gelitten, erstehen<br />
<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Schutte und <strong>dem</strong> Verfalle, während andere neu errichtet wurden. Alle diese<br />
Dorfskapellen mit festen Altären (altaria fixa) sind von den Prälaten <strong>aus</strong> Grafschaft consekriert<br />
worden. Diese Notiz gilt besonders den jüngeren Geistlichen zur gefälligen Kenntnisnahme!<br />
Ein ganz naher Verwandter von Franziskus Custodis war Johann Custodis, Pastor in Altengeseke,<br />
von 1621 - 1632, wo er starb. Dieser war gebürtig <strong>aus</strong> Landenbeck; Franz Lübke oder<br />
Decker und Franz Bartholdi waren seine Schwäger.<br />
Franz Custodis war von 1605 bis 1618 Vikar in Wormbach; in einer Urkunde vom Jahre<br />
1621, in die Simonis et Judae, wird er weiland, gewesener Vize-Dekan und Vikar zu Wormbach<br />
genannt. Es handelte sich um eine Schuld von 150 Rt., jeden zu 26 Schilling gerechnet. Die<br />
genannten Angehörigen <strong>aus</strong> Landenbeck übernehmen <strong>dem</strong> Pastor Georg Zeppenfeld gegenüber,<br />
Dechanten zu Wormbach, in abgerundeter Form die Schulden von 110 Rt. und sehen<br />
zum Unterpfande die Voahlen Wiese zu Landenbeck. Beurkundet durch Hermann v. Rumpff zur<br />
Wenne, weil lehnrührig."<br />
Der Bruder des Franz Custodis war Vincentius Custodis, Vikar zu Wormbach. Im J. 1588 besiegelt<br />
Caspar v. Fürstenberg an Thonis Stracke zu Endorf. Zeuge sind "Vincenz Custodis, Vicarius<br />
zu Wormbecke" und Thonis Becker, Richter zu Schliprüthen.<br />
Im Jahre 1577 hatte der Pastor Johann Besten zu Iffelpe den Gördt Schulten daselbst wegen<br />
Sachbeschädigung am Pfarrgute verklagt. Die Untersuchungskommission besteht <strong>aus</strong> Thonis<br />
Becker, Richter zu Schliprüthen, Verwalter des Gogerichtes im Amte Fredeburg, und "Herrn<br />
Vinzenz Küster, Verwahrer der Dekanie zu Wermecke". Der Beklagte leistet Schadenersatz,<br />
<strong>dem</strong> Pastor aber wird "ein ewig Stillschweigen auferlegt." 1577 auf Mittwoch, den 18. Sept. -<br />
Vizedekan, Verwahrer der Dekanie, wird Vincentius Custodis genannt; er vertrat die Stelle<br />
eines Andern, nämlich des damaligen Benediktinermönches Theodor v. Fürstenberg, des späte-<br />
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