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Geschichtliches aus dem Sauerland - R.J.Sasse

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Kirchengeschichtliches <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Sauerland</strong>e<br />

Ist einmal ein gewisses und erwünschtes Maß von Selbständigkeit gewährt, dann kommt die<br />

Weiterentwicklung von selbst. Wo allseitiges Interesse für eine Sache vorhanden ist, da kommt<br />

gemeinsames Zusammenhalten auch vorwärts. Was einem möglich ist, wird durch Vielheit erreicht.<br />

Man erinnere sich nur an die Errichtung der Vikarei in Wormbach und das herrliche Gabenverzeichnis,<br />

welches ich noch jüngst veröffentlicht habe.<br />

Wären Bergh<strong>aus</strong>en und Fredeburg nicht auf eigene Füße gestellt worden, sie würden sicherlich<br />

auch weniger rührig gewesen sein. Jeder ist sich selbst der Nächste; jeder für sich und<br />

Gott für uns Alle.<br />

Erwähnt sei nochmals, dass Wormbach einmal einen Pastor gehabt hat, der nicht Geistlicher<br />

war. Siehe die 9. Nummer, und S. 5. "Pieler, Leben und Wirken Caspar v. Fürstenberg." - Die<br />

erwähnten 3 Fürstenbergischen Benefiziaten haben in Wormbach nicht Residenz gehalten, wohingegen<br />

der Vicedechant noch äbtlicher Sekretär war, also totale Verhältnisse! - Die Kirche ist<br />

<strong>aus</strong> allen Stürmen verjüngt hervorgegangen. Ein göttliches Verheißungswort ist es: "Auf diesen<br />

Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen."<br />

Die Pfarrei Wormbach hat zum Patron denjenigen, an den die Verheißungsworte gerichtet worden,<br />

ein Wort des Trostes und der Ermutigung für alle, die es angeht.<br />

2. Fredeburg<br />

In den Nummern 79, 81 und 83 und der Beilage zur Mesch. Zeitung, Jahrg. 1879, ist unter<br />

<strong>dem</strong> Zeichen "A.H." die Geschichte Fredeburgs eingehender behandelt worden, so dass hier<br />

von weiterem abgesehen werden kann, zumal diese Zeilen vorzugsweise nur das kirchliche<br />

Interesse im Auge haben. Bezüglich der Frühmessstiftung daselbst melden die Blätter z. n. K.<br />

Westf., Jahrg. 1873, S. 99: "Die Verwaltung des Gottesdienstes und anderer pfarramtlichen<br />

Obligenheiten blieb eine unvollkommene, so lange nicht ein eigener Geistlicher in Fredeburg<br />

selber residiere. Die Bürgerschaft beschloss daher, eine sogenannte Frühmessvikarie zu stiften.<br />

- Bekannlich wurde Fredeburg <strong>aus</strong> Wormbach pastoriert. Nach obiger Mitteilung sollen zur<br />

Stiftung der Frühmesse beigetragen haben, der Wormbacher Dekan Hermann von Cobbenrodt;<br />

es muss aber heißen Eberhard. Es gab 1518 nur den einen, hochgefeierten Dechant von<br />

Wormbach Eberhard, ein zweiter mit Namen Hermann ist nicht da. Außer diesem Wohltäter<br />

wird bei der erwähnten Stiftung noch genannt: der Fredeburger Rektor Hermann Leismann;<br />

wahrscheinlich liegt hier die Ursache der Verwechselung. Noch ein anderer geistlicher Wohltäter<br />

war Johann Wormecke, Vikar in Bergh<strong>aus</strong>en. Die Hauptaufgabe und Arbeit wird zweifelsohne<br />

den Bewohnern der Fredeburg zugefallen sein.<br />

Der Primissar oder Frühmessvikar musste wöchentlich 3 hl. Messen lesen, den Wormbacher<br />

Pfarrer und seinen Caplan zu Fredeburg bei Abhaltung des Gottesdienstes unterstützen und<br />

<strong>dem</strong> Dekan eine jährliche Abgabe von 4 Schilling entrichten. (S. 100 a.a.O.) das Wohnh<strong>aus</strong><br />

des Primissars wurde zwischen 1518 bis 1535 durch Brand zerstört. Der Kaplan Berthold erbaute<br />

eine neue Wohnung und verschaffte sich die Mittel dazu durch Kollekten. Infolge einer<br />

Visitation, veranlasst wegen Zwistigkeiten zwischen Fredeburg und Wormbach, wurde Fredeburg<br />

zu einer selbständigen Pfarrei erhoben; die Zeit, wann dies geschehen, ist bis jetzt nicht<br />

ermittelt worden. Das Kloster Grafschaft behielt das Patronatsrecht über Fredeburg; die Bürgerschaft<br />

hatte einen diesbezüglichen Prozess verloren; dies wird 1646 gewesen sein, "Ejus<br />

rectores fuerunt Decani Wormbacenses, usque domus pastoralis aedificaletur, quam primus<br />

inhabitaste videtur Daniel Sutorius, d.h. der erste Bewohner des neuen Pfarrh<strong>aus</strong>es scheint<br />

Dan. Sutorius gewesen zu sein." (S. 100 a.a.O.)<br />

Dieser Daniel Sutor, zu deutsch Schuhmacher, gebürtig <strong>aus</strong> Winkh<strong>aus</strong>en bei Oberkirchen,<br />

ein sturmbewegter Mann, hat eine merkwürdige Laufbahn hinter sich, wor<strong>aus</strong> sich schließen<br />

lässt, dass er "mit allen Hunden gehetzt ist." Als Pastor von Oberkirchen machte er im J. 1651<br />

vor <strong>dem</strong> Notar Caspar Trilling sein Testament, und resignierte auf seine Stelle, weil er auf der<br />

Kirchenschwelle einen Beinbruch erlitten hatte; er starb 1653 in einem Alter von 96 Jahren. In<br />

den schönen Aufsätzen über "Nordena" ist ebenfalls seiner gedacht worden, 96 Jahre alt! Nach<br />

diesen Angaben muss er um 1557 oder 1558 geboren sein, kann sonach, wenn er bei seiner<br />

Priesterweihe das vorgeschriebene kanonische Alter gehabt hat, um 1582 oder auch etwas<br />

früher geweiht sein. Er hat <strong>dem</strong>nach, wie sein Landsmann Franciscus Custodis, den ganze<br />

Truchseschischen Schwindel erlebt und mitgemacht. Sollte er nicht 1583 auf dessen Primiz in<br />

Wormbach anwesend gewesen sein? Der Geschichtsschreiber Gebhard v. Kleinsorgen schreibt:<br />

"Die Kriegsvölker, welche nicht nur den Franciscus Custodis, der neulich zum Priester geweihet<br />

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