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Geschichtliches aus dem Sauerland - R.J.Sasse

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Kirchengeschichtliches <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Sauerland</strong>e<br />

Zeit, während Seibertz der größte und berühmteste, altbekannte Geschichtsforscher ist. Beide<br />

beackerten ihr eigenes Berufsfeld; beide vertraten die Ansicht, dass die übrigen Mitmenschen<br />

von <strong>dem</strong>selben Interesse beseelt sein müssten, wie sie selber.<br />

Nun beachte man, was Köne auf S. 8 seiner Einleitung zum niedersächsischen Beichtspiegel<br />

hervorhebt. Er sagt: Diese Deutung der Personen- und Ortsnamen mögen als Beispiele <strong>aus</strong><br />

den vielen t<strong>aus</strong>enden dienen dafür, welch ein weicher Schatz von Erd-, Orts- und Menschengeschichte<br />

in diesen Namen durch gründliche Sprachforschung zu finden und zu heben ist, zur<br />

Beschämung aller derjenigen, welche etwa eine gleiche Überzeugung hegen möchten mit einem,<br />

besonders der alten Geschichte Westfalens beflissenen jungen Mann, der auf die Frage,<br />

ob er denn auch die (Schritt für Schritt doch unumgängliche) altsächsische Sprache kenne oder<br />

lerne antwortete: "O, nein; die Sprache kümmert mich nicht; ich studiere nur allein bloß Geschichte."<br />

- So zu lesen im Beichtspiegel a.a. Orte, her<strong>aus</strong>gegeben 1860; während Seibertz in<br />

seinem Buche, welches 1861 her<strong>aus</strong>kam, den Geburtsort seines gestrengen Zensors nicht<br />

nennen mag, obschon er ihm sonst alle Anerkennung zollt, wie es auch nicht anders möglich<br />

war.<br />

Aber gewurmt hat ihn offenbar die erwähnte Bemerkung: Der Name Bergh<strong>aus</strong>en will ihm<br />

nicht über die Lippen. "Große Geister treffen sich!" Wer weiß, ob nicht noch ein hitzigeres Treffen<br />

sich entwickelt hätte, wenn nicht der eine Partner inzwischen in das Sprachgebiet des ewigen<br />

Friedens wäre abberufen worden. Der Tod versöhnt nicht bloß politische, sondern auch<br />

literarische Gegner. Beide waren große Männer; beide verdienen unsere Achtung und Wertschätzung;<br />

beide waren leuchtende Zierden unserer heimatlichen Berge. Möchten ihnen nur<br />

viele Nachfolger entstehen!<br />

Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass ich mir beide Werke - Heliand und Beichtspiegel<br />

- die uns durch die Sprachkunde des Prof. Dr. Köne zugänglich gemacht worden sind, nicht<br />

bloß angeschafft, sondern auch eingesehen und studiert habe. Das gilt besonders vom Beichtspiegel,<br />

welches Werk zu<strong>dem</strong> am wenigsten umfangreich ist. Köne sagt in der Vorrede, S. VII:<br />

"Die altsächsische Sprache ist die älteste, edelste vornehmungswürdigste Tochter der gothischen<br />

Sprache. So ist schön wie Gold die Rede des Beichtspiegels in der Worte Laut und Ton,<br />

sie ist aber nicht minder schön wie Gold in der Worte Sinn und Bedeutung.<br />

Die Worte, wie sie in diesem Spiegel für den beichtenden Sachsen gedacht und gefasst sind,<br />

verraten den Geist eines Mannes, der schauete auf den tiefsten Grund göttlicher Tugend und<br />

menschlicher Sündhaftigkeit, so würdig eines von Gott gesandten Bekehrers der Heiden in unserem<br />

Vaterlande, eines Kirchenfürsten, eines Bischofs, eines großen Heiligen, eines heiligen<br />

Lintgerus." -<br />

Ludgar war der erste Bischof von Münster, ein Zeitgenosse des hl.Bonifacius, und Kaiser<br />

Karls d. Gr., er starb 809. - Es begreift sich, dass der Übersetzer gegen diesen verdienstvollen<br />

Missionar und Bischof, der auch die Pfarrei Hüsten gegründet und mit Gütern beschenkt hat,<br />

die höchste Verehrung im Herzen trug. Deshalb gab er auch seinem Werke als Geleitswort mit<br />

auf den Weg, das Gedenke:<br />

"erot endi minniot<br />

biscopos endi prestos,"<br />

d.h. in jetzigem Deutsch: Ehret und liebet Bischöfe und Priester.<br />

In dieser mehr als T<strong>aus</strong>end Jahre alten Sprache ist der Laut a und o vorherrschend; Doppellaute<br />

sind selten; die Vokale a, o und u sind rein und unvermischt, sind klangvoll und hochtönig;<br />

sie bilden den inneren Sprachenbau. Wer sich davon überzeugen will, muss das Buch oder<br />

diese Bücher selber zur Hand nehmen; es beschreiben wollen, bleibt Stückwerk.<br />

Für mich hatte das Studium dieses Beichtspiegels noch einen ganz besonderen Reiz und<br />

Wert. Man höre:<br />

In meiner Heimat lebt fort die Tradition, dass unsere Vorfahren in altersgrauer Vorzeit dort<br />

angesiedelt worden seien. Die Eingewanderten sollen <strong>aus</strong> Holland gekommen seien. So habe<br />

ich es schon als Kind in der Elementarschule gehört. Geschichtliche Dokumente und spezielle<br />

Nachweisungen über die erwähnte Tradition liegen meines Wissens nicht vor. Im allgemeinen<br />

aber ist es geschichtlich verbürgt, dass die Friesen und die Sachsen den fränkischen Königen<br />

und vor allem auch Karl d. Gr. viel zu schaffen gemacht haben. Immer fielen die Neubekehrten<br />

wieder in Revolution und Heidentum zurück, töteten die Priester, Bischöfe und Missionare, und<br />

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