Skript zur Vorlesung an der Hochschule Luzern - Wagner-Joos ...
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Anzeigenden zu einem, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Straftat nicht <strong>an</strong>zeigt zwischen 1:10 und 1:20. Dies bedeu-<br />
tet, nur jede 10. o<strong>der</strong> jede 20. Tat würde <strong>an</strong>gezeigt.<br />
Letztlich helfen Rückrechnungen von den Einnahmen <strong>der</strong> Täter mehr als die Summe <strong>der</strong><br />
<strong>an</strong>gezeigten Delikte. Die Gesamtsumme dürfte bei mindestens 25-30 Milliarden Euro pro<br />
Jahr liegen - alleine in Deutschl<strong>an</strong>d. Problematisch bei <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> qu<strong>an</strong>titativen<br />
Bedeutung ist die Einordnung des Kapital<strong>an</strong>lagebetrugs in die allgemeine Wirtschaftskrimi-<br />
nalität, über die insgesamt keine gesicherten qu<strong>an</strong>titativen Daten vorliegen. Statistiken und<br />
Lageberichte, etwa des Bundeskriminalamtes (www.bka.de…“’–) kommen zu deutlich niedrige-<br />
ren Ergebnissen, etwa für das Jahr 2006 zu einer Schadenssumme von gut 4 Milliarden<br />
Euro.<br />
Allerdings gehen diese Statistiken von den bereits abgeurteilten, �zugegebenen� Straftaten<br />
aus. Schwarzgeld<strong>an</strong>leger, die nicht <strong>zur</strong> Polizei gehen, tauchen hingegen in keiner Statistik<br />
auf. Experten sprechen hierbei in <strong>der</strong> Kriminologie von <strong>der</strong> Selektionsmacht des Opfers.<br />
Die wenigen kriminologischen Studien, die sich mit dem Anzeigeverhalten des Opfers be-<br />
fassten, kamen neben dem Schwarzgeldeffekt zu dem Schluss, das das Motiv �Ineffektivität<br />
<strong>der</strong> Verfolgungsbehörden� mit ca. 20 bis 30 Prozent dominierend war. Der bei Kleindelikten<br />
vorherrschende Grund, das Delikt nicht <strong>an</strong>zuzeigen (�Geringfügigkeit des erlittenen Scha-<br />
dens�…“’–) dürfte beim Anlagebetrug <strong>an</strong>gesichts einer durchschnittlichen Schadenssumme von<br />
10.000 Euro, vielleicht auch 15.000 Euro pro registriertem Anleger, nicht in Frage kommen.<br />
Immerhin n<strong>an</strong>nten 15-20% <strong>der</strong> in den kriminologischen Studien Befragten Motive wie<br />
�Staatsbürgerliche Pflichterfüllung� o<strong>der</strong> <strong>der</strong> �Täter solle bestraft werden�. 7-8% machten<br />
deutlich, den Täter deswegen <strong>an</strong>zuzeigen, damit so etwas nicht noch mal passiert�.<br />
Ob <strong>der</strong> Bereich des Kapital<strong>an</strong>lagebetrugs eine Wachstumsbr<strong>an</strong>che ist, lässt sich ebenfalls<br />
nur vermuten. Wissenschaftliche Messungen existieren kaum und bergen überdies extreme<br />
Ungenauigkeiten in sich. Es lässt sich daher kaum sagen, ob ein Anstieg <strong>der</strong> gemessenen<br />
Schadenssumme auf <strong>der</strong> Ausweitung betrügerischer Aktivitäten, auf gestiegenem Anzeige-<br />
verhalten o<strong>der</strong> gar grösserem Verfolgungsdruck beruht.<br />
Der volkswirtschaftliche Schaden, von dem leichtsinniger Weise oft geredet wird, ist nur<br />
d<strong>an</strong>n gegeben, wenn die Täter vom Ausl<strong>an</strong>d aus operieren und das Geld tatsächlich ins<br />
Ausl<strong>an</strong>d fliesst. Ansonsten bleibt es dem inländischen Kreislauf erhalten: Es ist nicht �weg�,<br />
son<strong>der</strong>n bloss in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Händen.<br />
Qu<strong>an</strong>titativer Qu<strong>an</strong>titativer Schaden<br />
Schaden<br />
Wie bereits mehrfach erwähnt, sind die Schäden bei den einzelnen Anlegern gross, in <strong>der</strong><br />
Summe enorm. Da auf dem Grauen Kapitalmarkt auch viel Schwarzgeld <strong>an</strong>gelegt wird, ist<br />
<strong>der</strong> tatsächliche Schaden mit Sicherheit wesentlich höher, als offizielle Statistiken glauben<br />
machen. Bundeskriminalamt und Verbraucherschützer schätzen den gesamten Schaden,